eSports im Fussball Die Fussballligen wittern das grosse Geschäft im eSports

Martin Abgottspon

3.10.2018

Beim DFB hat der Sinneswandel bezüglich eSports sehr schnell stattgefunden.
Beim DFB hat der Sinneswandel bezüglich eSports sehr schnell stattgefunden.
Bild: Getty Images

Vor kurzem noch verteufelt, denken mittlerweile diverse europäische Fussballligen über ein Engagement im eSports nach. Doch sie müssen wohl noch mit viel Widerstand rechnen.

Zahlreiche Fussballklubs haben es bereits vorgemacht. Sie sind im eSports-Bereich tätig geworden. Viele von ihnen setzen dabei vor allem auf das Videospiel «FIFA». Ausgehend von ihrem Kerngeschäft eine nachvollziehbare Lösung, erste Erfahrungen in diesem neuen Geschäftsfeld zu sammeln. Einige Klubs wie Schalke oder auch Lausanne Sports beschäftigten aber auch eSports-Profis in anderen Spielen wie etwa League of Legends.

Die grossen Fussballverbände haben die Entwicklung anfänglich kritisch verfolgt. DFB-Präsident Reinhard Grindel etwa meinte noch zu Beginn dieses Jahres, dass es eine «absolute Verarmung» sei, dass immer mehr Jugendliche lieber Zeit am Controller als auf dem Fussballplatz verbringen würden. Sein Votum war deshalb klar: «Fussball gehört auf den grünen Rasen und hat mit anderen Dingen, die computermässig sind, nichts zu tun.»

Die Zeichen der Zeit

Ein halbes Jahr später hat der Wind bereits gedreht. Der Sinneswandel setzte in Deutschland schneller ein als erwartet. Wahrscheinlich nicht zuletzt, weil die sinkenden Mitgliederzahlen im Jugendbereich nochmal angezogen haben.

Im Hintergrund werkelt man bereits an der «eSoccer»-League, wie die «Sport Bild» berichtet. Eine eigene Liga, bei der sich FIFA-Spieler erst auf Landes-, dann auf Regional- und schliesslich auf Bundesebene messen können.
  «Früher haben Fussballer im Vereinsheim Karten gespielt. Warum sollen sie sich [...] nicht auch auf der Konsole messen?» So eine der aktuelleren Aussagen von Grindel zu eSports. Als richtigen Sport erachtet er eSports zwar immer noch nicht und trotzdem klingt das schon viel versöhnlicher.

Der DFB wird vermutlich unabhängig von Grindels Gesinnung eSports weiter vorantreiben. Nicht zuletzt nachdem man eSport im Mai auch schon in der Satzung verankert hat. Vize-Präsident Rainer Koch hat sich damals wohl über Grindel hinweggesetzt, indem er diesen Entscheid traf und dabei auch gleich selber zum Controller griff.

Noch viel Pionierarbeit nötig

Wie die Liga dan in einem nächsten Schritt weitere Vereine für eSports begeistern kann, ist die nächste Hürde. Mit solchen Gedanken kämpft momentan offenbar auch die Schweizer Fussballliga, die ebenfalls über eine eSport-Liga nachdenkt und damit einige Fussballfans verärgert hat.

Der Gegenwind für Ligenbetreiber, im eSports Fuss zu fassen wird in den nächsten Monaten weiter anhalten. Denn selbst wenn man sich intern einig ist, müssen auch Vereine und Fans noch überzeugt werden, wofür noch viel Aufklärungsarbeit notwendig ist. Aber wie sagte Albert Einstein doch schon: «Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, dass ihre Verwirklichung von vorn herein ausgeschlossen erschien.»

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