«In Mailand bist du nie wieder willkommen» Die komplizierte Rückkehr von Gianluigi Donnarumma

Luca Betschart

6.10.2021

Will nach dem EM-Titel auch den Sieg in der Nations League: Gianluigi Donnarumma.
Will nach dem EM-Titel auch den Sieg in der Nations League: Gianluigi Donnarumma.
Bild: Getty

Sage und schreibe 37 Länderspiele ist Italiens Nationalmannschaft unterdessen ungeschlagen. Und doch herrscht beim Europameister vor dem Halbfinal gegen Spanien in der Nations League Unruhe.

Luca Betschart

Nach dem Triumph bei der Europameisterschaft im vergangenen Juli strebt die italienische Nationalmannschaft in der Nations League den nächsten Titel an. In Mailand kämpft die Mannschaft von Roberto Mancini am Mittwoch gegen Spanien um den Einzug in den Final, der am kommenden Sonntag ebenfalls vor heimischer Kulisse im San Siro über die Bühne geht.

Entsprechend grossen Stellenwert haben die anstehenden Partien für die Squadra Azzura. «Es wäre doch fantastisch, wenn wir die Nations League gleich nach der Europameisterschaft gewinnen würden», macht auch Mancini klar, «und dann qualifizieren wir uns noch vorzeitig für die WM.»



Ein böser Empfang für Donnarumma?

Eine entscheidende Rolle dürfte erneut Gianluigi Donnarumma zukommen. Bereits bei der EM stellt der Goalie seine Klasse mehrfache unter Beweis und avanciert zu Italiens Schlüsselspieler – genau wie bei seinem langjährigen Stammverein AC Milan. Den Rossoneri kehrt das Eigengewächs in diesem Sommer nach acht Jahren aber den Rücken zu. Ablösefrei. Und ausgerechnet in Richtung PSG.

Für einige Milan-Anhänger ist das zu viel, ab sofort verwandelt sich Donnarumma für sie zum Feindbild. Das kriegt der Torhüter nun schon vor seiner Rückkehr ins San Siro zu spüren. In der Nähe des Stadions prangt an einer Brücke ein Transparent, signiert von einer Fan-Vereinigung und mit der Aufschrift: «In Mailand bist du nie wieder willkommen.» Zudem wird Donnarumma als «Mistkerl» bezeichnet.

Erfahrungen, die «Gigio» bereits 2017 machen muss. Weil er sich zunächst weigert, seinen auslaufenden Vertrag bei Milan zu verlängern, wird er von einigen als «Dollarumma» verspottet. Berater Mino Raiola wirft dem Klub in dieser Zeit gar Mobbing im Umgang mit seinem Schützling vor. Trotz der Differenzen entschliesst sich Donnarruma schlussendlich für einen Verbleib – allerdings nur bis in diesem Sommer und dem Absprung nach Frankreich.

«Ich habe für Milan alles gegeben»

Nun hofft Donnarumma auf die Gnade der Zuschauer am Mittwoch. «Hoffentlich werde ich von den Milan-Fans nicht ausgepfiffen», sagt der 22-Jährige und beteuert: «Ich habe für Milan bis zum Schluss alles gegeben. Ich wäre traurig, wenn es negative Reaktionen geben würde, denn dieses Halbfinale ist ein wichtiges Spiel.» Ob die wütenden Fans bereits vergessen haben, wer sie vor 87 Tagen in London zum EM-Titel gehext hat?

Donnarruma jedenfalls sagt Spanien – und allen weiteren Gegnern in Zukunft – den Kampf an: «Wir haben uns verbessert und sie werden uns fürchten. Ich bin mir sicher, dass wir wie in jedem Spiel versuchen werden, gut zu spielen, und ich hoffe, dass wir das gewünschte Resultat schaffen werden.» Bei allen Bedenken überwiegt auch beim Torwart vor seiner Rückkehr die Vorfreude: «Das San Siro ist eines der wichtigsten Stadien der Welt, und es ist immer spannend, dort zu spielen. Es wird ein besonderes Spiel.»