Geisterspiele hier, Spielabsagen da – mehr und mehr stellt sich die Frage, ob die EM 2020 im Sommer über die Bühne gehen kann. Die UEFA will das Turnier nicht verschieben, hat aber schon diverse Notfall-Pläne in der Schublade.
Eine Absage der Europameisterschaft – für Fussballfans wäre dies eine Katastrophe, für die europäischen Ligaverbände aber wohl ein Segen. Denn so müssten die Spielpläne der Ligen wie die Super League oder die Serie A, welche zurzeit unterbrochen sind, in den nächsten Wochen nicht so dicht gedrängt werden.
«Eine EM-Absage oder -verschiebung würde uns bei der Ansetzung der verschobenen Meisterschaftsspiele etwas Luft verschaffen. Je früher wir Klarheit bekommen, desto besser», sagt SFL-Sprecher Philippe Guggisberg dem «Blick».
Stand jetzt hat die UEFA aber nicht vor, die EM abzublasen. Der europäische Fussballverband weist am Dienstag alle Gerüchte zurück, wonach eine Verschiebung aufs Jahr 2021 in Erwägung gezogen werde. «Die EURO 2020 startet am 12. Juni 2020 in Rom. Die UEFA steht bezüglich des Coronavirus und seiner Entwicklung mit den zuständigen internationalen und lokalen Behörden in Kontakt. Der geplante Zeitplan muss nicht geändert werden. Das Thema wird ständig überprüft», heisst es auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Drei Notfall-Szenarien
Doch bessert sich die Situation um das Coronavirus in den nächsten Wochen und Monaten nicht, dürfte offensichtlich sein, dass die EM 2020 nicht wie geplant über die Bühne gehen kann. Um eine Absage zu verhindern, hat die UEFA aber mehrere Notfallpläne bereit. «Wir haben verschiedene Szenarien. Die EM startet im Juni, wir haben Spiele, die bald anstehen. Wir haben Pläne für alles», hatte UEFA-Generalsekretär Theodore Theodoridis bereits vor einer Woche gesagt.
So sehen die drei Notfall-Pläne aus:
1. Veränderung des Turniers
Die Multi-EM mit seinen zwölf Gastgebern hat mit Blick auf die Corona-Krise nicht nur Nachteile. Der Vorteil ist, dass die UEFA reagieren kann und Spiele, die eigentlich beispielsweise in Rom stattfinden sollten, ziemlich unkompliziert in eine andere Stadt verlegen kann.
In St. Petersburg, Baku, Glasgow, London oder Dublin gibt es Austragungsorte in Ländern, die bislang noch nicht so hohe Infektionszahlen haben. Die Frage ist, ob das bis Turnierbeginn am 12. Juni so bleibt. Und ob die Orte eine höhere Zahl an Spielen leisten können.
2. Geisterspiele
Niemand mag Geisterspiele. Und eine EM ohne Fans ist eigentlich kaum vorstellbar. Trotzdem würde die UEFA wohl nicht drumherum kommen, sollten die Behörden Veranstaltungen mit vielen Personen verbieten. Allerdings wird die UEFA dieses Szenario mit allen Mitteln vermeiden wollen. Denn sie rechnet mit Einnahmen von mehr als 2 Milliarden Euro. Bei der EM 2016 in Frankreich kam fast ein Viertel der insgesamt 1,93 Milliarden Euro Einnahmen aus den Ticketverkäufen.
3. EM wird auf 2021 verschoben
Die UEFA-Bosse wollen es zwar nicht aussprechen, doch eine Verlegung auf 2021 muss in ihren Plänen eine Rolle spielen. Zwar sei man immer noch optimistisch, dass die EM am 12. Juni startet und auch in Italien – aktuell Europas grösstem Krisengebiet – gespielt wird. Doch bessert sich die Situation nicht rasant, wäre eine Absage der EM die logischste Folge.
Das Problem: Auch im Sommer 2021 sind bereits internationale Turniere geplant. Das Finalturnier der Nations League (2. bis 6. Juni 2021) wäre nur ein kleines Hindernis, grössere Schwierigkeiten würden Ceferin und Co. wohl mit FIFA-Boss Gianni Infantino bekommen, der im Sommer 2021 in China die Klub-WM mit erstmals 24 Mannschaften veranstalten will.