Randal Kolo Muani will von Eintracht Frankfurt zu PSG wechseln. Weil die Pariser die geforderte Ablösesumme jedoch nicht bezahlen wollen, geben ihn die Deutschen nicht frei. Nun streikt Kolo Muani. Ein Kommentar über eine Saumode von Profi-Fussballern.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Randal Kolo Muani möchte unbedingt von Eintracht Frankfurt zu Paris Saint-Germain wechseln.
- Weil sich die beiden Klubs nicht über die Ablösesumme einigen können, droht der Transfer zu platzen.
- Der französische Stürmer ist nun in den Streik getreten und will den Wechsel damit erzwingen.
- Das Verhalten von Kolo Muani ist absolut inakzeptabel – darum ist es umso wichtiger, dass Frankfurt hart bleibt.
Randal Kolo Muani hätte sich am 18. Dezember 2022 unsterblich machen können. In der 124. Minute des WM-Finals läuft er alleine auf Argentinien-Torhüter Emiliano Martínez zu und hat den Matchball auf dem Fuss. Doch Martinez hält mirakulös, rettet die Albiceleste ins Elfmeterschiessen, wo sich Messi und Co. den lang ersehnten WM-Titel sichern. Während Martinez zum Torhüter des Turniers gewählt wird, verpasst Kolo Muani die Krönung eines unfassbaren Halbjahres.
Im Sommer 2022 wechselt Kolo Muani vom FC Nantes in die Bundesliga zu Eintracht Frankfurt. Dort gelingt dem damals 23-jährigen Stürmer der Durchbruch. In der Bundesliga gelingen ihm vor der WM-Pause in 14 Spielen fünf Tore und elf Assists. Im September 2022 wird er erstmals für die französische Nationalmannschaft aufgeboten. Für die WM wird er von Trainer Didier Deschamps jedoch nicht berufen. Aber nur vorerst. Weil Christopher Nkunku mit einer Bänderverletzung ausfällt, kommt Kolo Muani zum Handkuss: Der Stürmer darf mit nach Katar.
Der steile Aufstieg
Im WM-Halbfinal gegen Marokko wird Kolo Muani nach 79 Minuten eingewechselt – und braucht gerade mal 42 Sekunden, bis er das 2:0 erzielt und damit den französischen Sieg sicher. Im WM-Finale liegt Frankreich 0:2 zurück, da bringt Deschamps schon nach 41 Minuten Marcus Thuram und Kolo Muani. Kolo Muani holt den Elfmeter zum 1:2 raus, Frankreich kommt dank eines Mbappé-Hattricks zurück ins Spiel und verpasst den Sieg, dann in ebendieser verflixten 124. Minuten.
Trotz seiner vergebenen Chance in der letzten Sekunde des WM-Finals geht der Höhenflug von Kolo Muani aber weiter. Er beendet die Saison letztendlich mit 40 Skorerpunkten (davon 23 Tore) in 46 Spielen. Damit erreicht Kolo Muani innert eines Jahres den Status eines Weltklasse-Stürmers. Sein Marktwert steigt von 20 auf 80 Millionen Euro.
Das weckt natürlich Begehrlichkeiten. Vor allem in der Heimat. Paris Saint-Germain ist heiss auf den einheimischen Goalgetter. Frankfurt ist bereit zu verkaufen, hat Kolo Muani aber ein Preisschild von 100 Millionen Euro umgehängt. Zu viel für PSG, die gemäss Medienberichten bereit waren, 80 Millionen zu bezahlen oder gar noch weniger und dafür den 21-jährigen Hugo Ekitiké in den Deal einzubauen.
Kolo Muani stellt sich quer
Frankfurt bleibt aber hart. Schliesslich hat Kolo Muani noch einen Vertrag bis 2027. Die Klubs sind ein Stück auseinander, was die Vorstellung zur Ablöse angeht. Und die Zeit drängt. Das Transferfenster in Frankreich schliesst am Freitag, 1. September. Um den Transfer zu forcieren, wird Kolo Muani nun selbst aktiv.
In einem von Frankfurt nicht autorisierten Sky-Interview erklärt der Franzose öffentlich, dass er um die Freigabe bittet: «Ein Wechsel zu Paris ist jetzt eine einmalige Chance für mich. Ich möchte gerne zu Paris wechseln und habe das auch den Verantwortlichen mitgeteilt. Ich hoffe und wünsche mir, dass Frankfurt dem Angebot aus Paris zustimmt und mir dieser Wechsel jetzt ermöglicht wird.»
Noch hat sich der Ärger über das unautorisierte Interview bei Frankfurt nicht gelegt, da kommt es noch dicker. Weil die Deutschen nicht nachgeben, tritt Kolo Muani in den Streik. Die Eintracht veröffentlicht am Mittwoch ein Statement, dass der Franzose nicht am Mannschaftstraining teilnehmen wird – einen Tag vor dem Playoff-Spiel gegen Levski Sofia, wo es für Frankfurt um den Einzug in die Conference League geht.
Nach dem 1:1 im Hinspiel hätte die Eintracht den Super-Stürmer gut gebrauchen können, doch der denkt gar nicht daran, den Verein und die Mitspieler, die ihn letztlich dahin brachten, wo er jetzt steht, zu unterstützen. Kolo Muani geht es schlicht und einfach nur um etwas: um sich selbst.
Der Franzose bleibt aber nicht nur dem Training fern, sondern ist, wie «L’Équipe» und «RMC Sport» übereinstimmend berichten, bereits nach Paris gereist. Er möchte dort im Kreise seiner Familie warten, ob es zu einer Einigung zwischen den beiden Klubs kommt.
Ein Verhalten, das Konsequenzen haben muss
Was sich Kolo Muani erlaubt ist eine Frechheit, hat aber leider Schule gemacht. Ousmane Dembélé, Robert Lewandowski oder Pierre-Emerick Aubameyang haben es vorgemacht: Kommt der Verein einem Wechselwunsch nicht nach, wird halt gestreikt. Das hat bei den Dreien funktioniert, also versucht es Kolo Muani ebenfalls. Der Franzose hat in Frankfurt eigenhändig einen Vertrag bis 2027 unterschrieben – ohne Ausstiegsklausel.
Verständlich, dass sich für Kolo Muani die vielleicht einmalige Möglichkeit bietet, in die Heimat zum grossen PSG zu wechseln. Dass er diesen Wunsch bei der Eintracht hinterlegt, ist sein gutes Recht. Dass er öffentlich um die Freigabe bittet und dann in den Streik tritt, ist absolut inakzeptabel. Das darf sich im Fussball nicht noch weiter durchsetzen. Es ist ein Trend, der sich wie so manches im Profi-Fussball in eine fragwürdige Richtung entwickelt.
Versöhnliche Worte gibt es immerhin von Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche, der die ganze Sache relativiert: «Wir haben Randal anders kennengelernt und wissen um seinen eigentlichen Charakter. Es prasselt aktuell sehr viel auf ihn ein und daraus resultiert diese Reaktion, die falsch ist, was wir ihm und seinem Umfeld auch klar und in allen Auswirkungen verdeutlicht haben.»
Krösche macht aber auch klar, dass der Streik am Verhalten der Frankfurter nichts ändern wird: «Für uns ist klar: Das Verhalten hat keinen Einfluss auf Transferaktivitäten.» Für die teils zu verwöhnten Fussballer wäre es ein starkes Zeichen, wenn Frankfurt nicht nachlässt. Dazu sollte die Eintracht Kolo Muani für seine Verfehlungen eine saftige Busse aufbrummen und eine öffentliche Entschuldigung fordern.