Kommentar Die Super-Liga ist schon da: Wie uns die UEFA alle veräppelt

Von Syl Battistuzzi

12.12.2019

Kylian Mbappé fertigte mit PSG am letzten Spieltag Galatasaray glatt mit 5:0 ab.
Kylian Mbappé fertigte mit PSG am letzten Spieltag Galatasaray glatt mit 5:0 ab.
Bild: Getty

Erstmals überhaupt sind in den Achtelfinals der Champions League nur Teams aus den fünf grossen europäischen Ligen vertreten. Eine logische Entwicklung.

Atalanta und Atlético Madrid konnten sich am Mittwochabend die zwei letzten Plätze für die K.o.-Phase in der Champions League sichern. So sind erstmals nur die fünf europäischen Top-Ligen (England, Spanien, Italien, Deutschland, Frankreich) unter den letzten 16 Teilnehmern vertreten.

Die Fussballnationen Portugal und Holland, die sportlich am nächsten an den «Big Five» dran sind, haben den Sprung nicht geschafft. So musste auch ein Verein wie der letztjährige Halbfinalist Ajax Amsterdam über die Klippen springen. Nicht nur für deren Ex-Spieler Frenkie de Jong eine mittlere Tragödie. Schliesslich war der holländische Rekordmeister mit seinen mutigen und erfrischenden Auftritten 2018 so etwas wie der Sieger der Herzen.

Diese heldenhafte Aussenseiterrolle übernehmen kann vielleicht Atalanta Bergamo. Der Klub von Remo Freuler verlor die ersten drei Gruppenspiele mit einem Gesamtskore von 2:11, spielte am vierten Spieltag Remis und schaffte trotzdem – mit viel Glück – noch das Weiterkommen. Das Problem für viele neutrale TV-Zuschauer: Auch das sympathische Underdog-Team aus der Lombardei spielt in der Serie A.

Die Schere geht immer weiter auf

Viel wurde in jüngerer Vergangenheit über die Bestrebungen der grossen europäischen Vereine gestritten, die mehr oder weniger heimlich eine Super-Liga planen. In der Realität ist diese Super-Liga bereits da, einfach im Gewand der Champions-League-K.o.-Phase.




Die Champions League löste 1992 den Europapokal der Landesmeister ab. Bald wurden nicht nur mehr der Landesmeister zugelassen, sondern der Wettbewerb sukzessive auch auf andere Teams ausgeweitet. So kann in der Königsklasse mittlerweile etwa der viertplatzierte der Premier League fix mittun, während beispielsweise der Schweizer Meister Young Boys in der Qualifikation hängen blieb.

Die Abhängigkeit der kleineren Teams von der Fünfjahreswertung der UEFA macht es ihnen schwer, sich durchzukämpfen. Und falls sie durchkommen, stehen ihnen in der Gruppenphase Teams mit Budgets gegenüber, wo ein Gehaltsscheck eines einzelnen Topspieler bereits ihr Finanzvolumen deckt oder gar übertrifft.

Die Korrelation zwischen Geld und Erfolg hat durch diese Entwicklung zugenommen. Einen echten Wettbewerb gibt es in der Champions League nur in der Spitze. Deshalb ist die Gruppenphase eigentlich nur ein aufwärmender Etikettenschwindel, die der grossen Masse so etwas wie Spektakel vorgaukeln will. In der Realität beginnt die Spannung erst ab der K.o.-Phase, wo die Grossen und Mittelgrossen unter sich sind. Im Endspiel werden sich dann garantiert nur noch zwei Grosse gegenüberstehen. 


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