Manchester United Die Zeichen stehen auf Abschied: Ist Solskjaers Zeit abgelaufen?

tbz

7.10.2019

Hat nicht mehr viel Zeit, das Ruder bei Manchester United herumzudrehen: Ole Gunnar Solskjaer.
Hat nicht mehr viel Zeit, das Ruder bei Manchester United herumzudrehen: Ole Gunnar Solskjaer.
Bild: Getty

Die Niederlage in Newcastle besiegelt Manchester Uniteds schlechtesten Start seit 30 Jahren. Greift die Klubführung nun durch und entlässt Trainer Ole Gunnar Solskjaer? Fans und Ex-Spieler sind sich uneinig.

14. Oktober 1989, Old Trafford. 41'492 Zuschauer werden in Manchester Zeugen eines enttäuschenden 0:0 zwischen Manchester United und Sheffield Wednesday. Die «Red Devils» weisen in der noch jungen Saison nach acht Partien lediglich acht Zähler auf und sind im 17. Rang platziert. Das entspricht nicht den Erwartungen und der in der englischen Liga unerfahrene schottische Trainer Alexander Chapman Ferguson gerät gehörig unter Druck. Entgegen aller Vernunft hält United am damals 47-Jährigen fest. Sollten sie nun mit Ole Gunnar Solskjaer dasselbe tun?

Verhaltene Kritik an Solskjaer

Fast auf den Tag genau 30 Jahre später ist der Verein in einer ähnlich prekären Situation. Die Niederlage in Newcastle besiegelt Uniteds schlechtesten Saisonstart seit jenem 0:0 gegen Sheffield Wednesday. Überraschenderweise hält sich die mediale Kritik an Solskjaer bisher aber in Grenzen.

Die Stimmungsmacher in Manchester – fast ausschliesslich ehemalige Spieler – verteidigen den Norweger sogar und schieben die Schuld der Vereinsführung und der Mannschaft in die Schuhe. Es scheint, als hätte der 46-Jährige dank seiner Erfolge als Spieler immer noch ein gewisses Polster.

«Ole Gunnar Solskjaer räumt das Schlamassel auf, das ihm hinterlassen wurde. Die Vereinsführung ist verantwortlich für das alles. Die haben es verschlampt, sie haben vorher auf zu unterschiedliche Trainer gesetzt», wütet ein aufgebrachter Gary Neville nach der dritten Saisonniederlage. Auch der ehemalige Torhüter Peter Schmeichel nimmt den Trainer in Schutz und erinnert auf Twitter an die Anfangszeit unter Ferguson. Man hofft scheinbar auf ein ähnliches Wunder wie damals.




Seit Ferguson-Abgang 200 Millionen Euro verbrannt

Völlig unrecht hat Neville übrigens nicht. Seit Alex Fergusons Rücktritt im Sommer 2013 wechselte Manchester United bereits viermal den Trainer und investierte dabei jedes Mal massiv. Das Problem: Alle hatten sie eine andere Philosophie. Anstatt nach ähnlichen Trainertypen zu suchen, die mit der bestehenden Mannschaft etwas anfangen konnten, wechselte man ein fürs andere Mal den Kurs.

Egal ob David Moyes, Louis van Gaal oder José Mourinho. Sie alle konnten mit den Spielern des Vorgängers nur wenig anfangen und stellten die Mannschaft komplett um. In den letzten sechs Jahren führte das zu direkten Verlusten von 192 Millionen Euro für Spieler, die in dieser Zeit gekauft und kurz darauf wieder verkauft wurden.

Die Transfers dieser elf Spieler kosteten Manchester United fast 200 Millionen Euro.
Die Transfers dieser elf Spieler kosteten Manchester United fast 200 Millionen Euro.
Quelle: transfermarkt.de

Anhang fordert Trainerwechsel

Auch Solskjaer gab diesen Sommer bereits 159 Millionen Euro aus. Damit knackte United seit Fergusons Abgang die Milliarden-Grenze. Wie man trotz solcher Summen fast um den Abstieg bangen muss, das ist für die Fans komplett unverständlich. Bei einer Mehrheit des Anhangs hat der Wind deshalb auch längst gedreht und Solskjaer steht ebenso auf der  Abschussliste wie die Vereinsführung und ein grosser Teil der Mannschaft.

Aber würde ein Trainerwechsel dem Klub wirklich Aufwind verleihen? Als Nachfolger wird derzeit Leicester-Coach Brendan Rodgers gehandelt. Der Nordire belegt mit den «Foxes» aktuell den vierten Rang und überzeugte in dieser Saison auf ganzer Linie. Vielleicht keine schlechte Wahl, auch weil Rodgers seinen ganz eigenen Fussballstil und eine klare Vision mitbringt. Genau das, was den «Red Devils» in den letzten Jahren gefehlt hat. 

Aber das würde auch bedeuten, dass wohl erneut ein Umbau in der Mannschaft stattfinden würde. Halten das die überstrapazierten Finanzen des Vereins überhaupt noch aus? Wäre es vielleicht nicht doch besser, trotz schlechter Resultate, am aktuellen Trainer festzuhalten – genau wie vor 30 Jahren?

Aktuell sieht es danach aus, als stünde die Entlassung nicht unmittelbar bevor. Die Frage ist aber, ob Ole Gunnar Solskjaer das Ruder auf genauso wundersame Art und Weise herumreissen kann, wie das Alexander Chapman Ferguson vor 30 Jahren konnte. Viel Zeit wird ihm nicht bleiben.

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