Der portugiesische Nationalspieler Ruben Neves wechselt von Premier-League-Klub Wolverhampton nach Saudi-Arabien. Und das im besten Fussballer-Alter. Obwohl er auch ein Angebot aus Barcelona hatte. Was hat das zu bedeuten?
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Saudi-Arabien geht in diesem Sommer in die Transferoffensive und angelt nach zahlreichen Starspielern. Mit Cristiano Ronaldo und Karim Benzema sind schon zwei absolute Superstars nach Saudi-Arabien gewechselt.
- Der neueste Coup der Saudis heisst Ruben Neves. Im Gegensatz zu Ronaldo und Benzema ist der Mittelfeldspieler nicht im Herbst seiner Karriere, sondern im besten Alter und war eigentlich schon auf dem Weg zu einem Top-Klub.
- Neves wird zum Rekordtransfer in Saudi-Arabien und dürfte nicht der letzte Spieler gewesen sein, der die Aussicht auf eine grosse Karriere für viel Geld verkauft.
Kein Tag vergeht ohne ein Wahnsinns-Angebot aus Saudi-Arabien für einen Fussball-Star aus Europa. Cristiano Ronaldo ist schon im Januar in die Wüste gewechselt, mittlerweile sind ihm andere grosse Namen wie Karim Benzema oder N'Golo Kanté gefolgt.
Für UEFA-Präsident Aleksander Ceferin aber kein Grund zur Sorge. «Sie machen den gleichen Fehler wie damals China, als sie Spieler am Ende der Laufbahn geholt haben», sagte Ceferin kürzlich dem niederländischen TV-Sender NOS über den Transfer-Vormarsch der Saudis.
Und weiter: «Ich glaube, es ist in erster Linie falsch für den saudischen Fussball. Sie sollten in Akademien investieren, sie sollten Trainer ins Land holen und die eigenen Spieler entwickeln.» Man bringe den Fussball nicht mit der Brechstangenmethode voran, indem man alte Spieler mit Geld zuschüttet, ist sich der Slowene sicher.
Doch Ceferin könnte mit seiner Einschätzung komplett danebenliegen. Die Araber locken zwar Superstars an, die ihre besten Jahre hinter sich haben, versuchen aber auch junge Spieler, die noch nicht einmal den Zenit ihrer Karriere erreicht haben, von einem Wechsel in die Wüste zu überzeugen. Und das scheint hin und wieder auch zu gelingen.
Ruben Neves wird zum Rekordtransfer
Der britische TV-Sender Sky Sports vermeldet am Dienstag den Transfer von Ruben Neves zu Al-Hilal als fix. Der Mittelfeldspieler wechselt demnach für 55 Millionen Euro nach Saudi-Arabien und unterschreibt da einen Vertrag bis 2026.
Im Gegensatz zu Ronaldo, Benzema und Kanté befindet sich Neves nicht im Herbst seiner Karriere. Ganz im Gegenteil: Neves ist 26 Jahre alt, 40-facher portugiesischer Nationalspieler und Captain bei Wolverhampton. Seit Jahren machen regelmässig Gerüchte um einen Wechsel des schussgewaltigen Sechsers zu einem absoluten Top-Klub die Runde.
In diesem Sommer schien der Zeitpunkt gekommen: Neves stand offenbar schon kurz vor der Unterschrift beim FC Barcelona. Doch statt Barça heisst die nächste Station seiner Karriere jetzt Al-Hilal.
Mit einer Ablöse von 55 Millionen Euro wird der Portugiese zum mit Abstand teuersten Spieler in der Geschichte der Saudi Pro League. Den Rekord hatte zuvor Matheus Pereira, der 2021 für 18 Millionen von West Bromwich zu Al-Hilal wechselte.
Anders als bei den Chinesen
Auch die Chinesen schafften es vor einigen Jahren, einige aufstrebende Jungstars mit viel Geld ins Reich der Mitte zu locken. Yannick Carrasco, Oscar oder Talisca etwa. Nachhaltig war das Projekt in China aber nicht. Die Blase platzte, einige der damaligen Einkäufer-Klubs existieren in der Form gar nicht mehr.
Im saudischen Fussball ist ein ähnliches Szenario nicht zu erwarten. Der saudische Staatsfond PIF hat die vier Klubs der Saudi Pro League, die jetzt mit Geld nur so um sich werfen, unter Kontrolle genommen. Mit dem offensichtlichen Ziel, das «Sportswashing» – das Ansehen des eigenen Landes vor dem Hintergrund von Menschenrechtsverletzungen durch den Sport aufzupolieren – weiter voranzutreiben.
Ein Ende ist längst nicht in Sicht. Erst gerade sind die Saudis auch bei Newcastle United eingestiegen und wollen die Magpies zu einem Top-Klub der Premier League formen. Das grosse Ziel der Saudis: Die WM 2030. Das grösste Sportereignis der Welt soll acht Jahre nach Katar erneut in einem Wüstenstaat über die Bühne gehen, so die Hoffnung der Araber.
Und so wird auf dem Transfermarkt weiter gewildert, um den Fussball in Saudi-Arabien immer grösser zu machen. Der Ronaldo-Transfer war ein erstes Statement, die Verpflichtung von Ruben Neves nun ein neuer Höhepunkt.
Lukrative Angebote sollen an zahlreiche weitere Top-Stars herausgegangen sein, die längst noch nicht zum alten Eisen gehören. Bernardo Silva, Heung-min Son, Riyad Mahrez, Romelu Lukaku, Marcelo Brozovic, Kalidou Koulibaly, Hakim Ziyech und, und, und. Neves wird kaum der letzte Spieler gewesen sein, der die Aussicht auf eine grosse Karriere für viel Geld verkauft.