
Im Halbfinal der Nations League wurde Italiens Nationalgoalie Gigio Donnarumma von Teilen des Heimpublikums in Mailand mit Buhrufen eingedeckt. Der PSG-Profi ist zwar enttäuscht, zeigt aber keinen Groll.
Die Rückkehr ins San Siro am vergangenen Mittwoch beim Kracher zwischen Italien und Spanien stellte sich Gigio Donnarumma wohl anders vor. Die Stimmung im Stadion war spürbar aufgeheizt.
Die anwesenden Milan-Fans buhten ihren ehemaligen Schützling, der im Sommer nach den gescheiterten Verhandlungen mit seinem Stammklub ablösefrei nach Paris wechselte, bei jedem Ballkontakt aus. Auch viele neutrale Zuschauer stimmten ins gellende Pfeifkonzert ein.
Die ganze Sache nahm den jungen Goalie sichtbar mit. In der Pause kämpfte der 22-Jährige mit den Tränen. Bereits in der Vorbereitung zum Spiel bekam der EM-Held, der mit zwei Paraden im entscheidenden Elfmeterschiessen im Final gegen England seinem Team den Titel sicherte, einen Vorgeschmack.
So installierten die Rossoneri-Ultras ausgerechnet vor dem Team-Hotel ein grosses Transparent mit der Aufschrift: «Donnarumma du ***-Kerl, du wirst nie wieder in Mailand willkommen sein.»
Mancini und Raiola halten zu Gigio
Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini zeigte sich nach der Halbfinal-Pleite enttäuscht vom Heimpublikum: «Es spielte Italien, es war keine Partie zwischen Milan und PSG.»
Auch Donnarummas umstrittener Berater Mino Raiola wetterte hinterher: «Ich bin angewidert von den Pfiffen gegen Gigio und ich frage mich, warum Milan nicht offiziell eingegriffen hat, um sich von dem Streit zu distanzieren und ihn in irgendeiner Weise zu verteidigen, nachdem dieses schändliche Banner auf einer Brücke in Mailand aufgetaucht ist.» Er fügte martialisch hinzu: «Hat er jemanden umgebracht?»
Ein Milan-Tattoo als Versöhnung?
In einem kurzen Interview bei «Italia 1» gab nun auch Donnarumma selbst einen Einblick in sein Seelenleben: «Ich habe acht Jahre bei Milan verbracht, daher ist es immer ein emotionales Gefühl, ins San Siro zurückzukommen. Es ist normal, von den Buhrufen enttäuscht zu sein.» Sein Fazit: «Ich bin hier aufgewachsen und war immer ein Milan-Fan, diese acht Jahre vergisst man nicht so schnell.»
Als der Keeper dem Reporter sein Tattoo des gewonnenen EM-Pokals zeigt, klebt ihm dieser ein Abzieh-Bild des Mailänder Wappens auf den Arm. «Immer ein Rossoneri-Herz», meint Donnarumma dazu. Der Reporter schlägt ihm darauf vor, ein permanentes Tattoo daraus zu machen. «Mal sehen, mal sehen ... ok gut», so seine Antwort. Es ist quasi eine Liebeserklärung nach dem toxischen Ende mit seinem Ex-Klub: «Ich werde die Mailänder Fans immer lieben. Ich werde immer einer von ihnen sein», hält Gigio fest.