Zürich
Die Schweiz deklassiert in der WM-Qualifikation die um zwei Klassen schwächeren Ungarn 5:2. Nach dem Schaulaufen in Basel genügt dem souveränen Leader der Gruppe B am Dienstag in Portugal ein Remis zur vierten WM-Teilnahme in Serie.
Es ging im womöglich letzten Heimspiel der Qualifikation vor 32'018 Zuschauern darum, die Dynamik der letzten Monate und Jahre fortzusetzen, sie nach Möglichkeit sogar noch zu intensivieren. Das Vorhaben gelang, der Plan ging vollumfänglich auf. Die neben Weltmeister Deutschland einzige verlustpunktlose Auswahl der 54 WM-Bewerber spielte das gesamte Repertoire ihrer Klasse aus. Petkovics Ensemble liess sich im Vorspiel drei Tage vor der Gruppen-Finalissima in Portugal keinen Augenblick etwas vom Druck anmerken, vor eigenem Publikum mit einem allfälligen unvorteilhaften Ergebnis die Wunschkonstellation zu verspielen.
Trotz dem bisher besten Punktestand in der SFV-Geschichte sind die Schweizer noch nicht am Ziel. 90 schwierige und womöglich dramatische Minuten im Estadio da Luz fehlen zum Coup, die Gruppenphase vor der besten europäischen Nationalmannschaft des vorletzten Sommers abzuschliessen. Wie sehr dem Titelträger die Anspannung zu schaffen macht, mit dem euphorisierten Leader Schritt zu halten, war in Andorra spürbar: Der nach einer trostlosen ersten Hälfte eingewechselte Cristiano Ronaldo persönlich führte die enttäuschenden Südeuropäer mit seinem 15. Tor in der aktuellen Kampagne zurück auf die Erfolgslinie; die Playoff-Degradierung droht dem mehrfachen Weltfussballer nach wie vor.
Slapstick-Einlage von Gulacsi
Die Schweizer setzten ohne Anlaufzeit um, was sie ausnahmslos angekündigt hatten: Sie unternahmen alles, um ihre makellose WM-Ausscheidung um einen neunten Sieg zu verlängern. Ungarn, seit der kurzzeitigen EM-Euphorie im letzten Sommer im ungebremsten Sinkflug, kam praktisch nicht zum Zug. Und einer beschleunigte den Niedergang selber: Keeper Peter Gulacsi, der Keeper von Leipzig, leistete sich die Slapstick-Einlage des Jahres: Einen harmlosen Rückpass in Zeitlupe bekam er mit dem Fuss nicht unter Kontrolle und glitt aus - Granit Xhaka verwertete das Gastgeschenk zum 1:0 (18.).
Beim ohnehin nicht sonderlich stilsicheren Aussenseiter hinterliess der Aussetzer des ungenügenden Bundesliga-Professionals tiefe Furchen. 118 Sekunden später erhöhte Fabian Frei mit einem abgefälschten Schuss auf 2:0. Unmittelbar vor der Pause zelebrierten die Schweizer ihre teilweise krasse Überlegenheit ein nächstes Mal. Drei, vier Ballkontakte genügten, den rat- und mittellosen Kontrahenten auszumanövrieren. Steven Zuber, auch er ein Mann aus dem erweiterten Kader Petkovis, sorgte nach 43 Minuten für diskussionslose Verhältnisse.
Richtig taktiert
Immer und immer wieder hatten die Schweizer in der Woche der internationalen Matchbälle betont, die Pflicht gegen Ungarn würde keinesfalls vom finalen Highlight gegen den Europameister überschattet. Und doch formierte Petkovic seine Equipe im Kontext mit der Partie in Lissabon um; er verzichtete nach dem Ausfall von Valon Behrami auf drei weitere Akteure vom Stamm - den mit einer Gelben Karte vorbelasteten Verteidiger Rodriguez, Flügel Mehmedi und Spielmacher Dzemaili gewährte er eine Auszeit.
Petkovic taktierte in seiner über dreijährigen Erfolgsära abermals richtig. Der Verzicht auf den Erfahrungsschatz von 160 Länderspielen war nicht zu spüren. Seine Massnahmen waren nicht riskant, sondern einzig und allein der Nachweis, auch der zweiten Reihe vollumfänglich zu vertrauen. Die aufgerückten Akteure fügten sich nahtlos in das seit Jahren stabile Gefüge ein. "Sie wussten sofort, was zu tun ist", kommentierte Behrami nach der ersten "perfekten Halbzeit" in einem TV-Interview.
Keiner fiel ab an einem Abend, an denen die Einheimischen demonstrierten, weshalb sie inzwischen in allen relevanten Rankings zur Elite Europas zählen, derweil Ungarn praktisch nur Fehler produzierte. Xhaka war mit Pässen und seinem kursweisenden Tor der Chef-Stratege, der zusammen mit Captain Stephan Lichtsteiner alle Co-Equipiers zur erhofften Gala. Der Brustumfang wird grösser und grösser.
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