Am Samstag trifft die Schweizer Nati in der EM-Quali auswärts auf Kosovo. Für Xherdan Shaqiri ist es ein ganz besonderes Spiel. Eines, auf das er sich sehr freut, wie er bei einer Medienrunde verrät.
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- Xherdan Shaqiri ist im Kosovo geboren. Als er ein Jahr alt war, flüchtete seine Familie wegen des Krieges in die Schweiz.
- Nun trifft er in der EM-Quali mit der Schweiz auf sein Geburtsland, ein ganz besonderes Spiel. Viele Verwandte werden im Stadion sein, für ihn gehe «ein Traum» in Erfüllung, so Shaqiri.
- Shaqiri: «Ich hoffe, dass Familie wichtiger als Nationalität ist und die Verwandten mir die Daumen drücken. Aber vor allem sollen sie das Spiel geniessen.»
- Shaqiri will die Partie ganz klar gewinnen. Sollte er aber treffen, so würde er auf den Torjubel verzichten.
Shaqiri ist im Kosovo geboren, aufgewachsen ist er aber in der Schweiz. «Ich war ein Jahr alt, als wir mit der Familie wegen des Krieges in die Schweiz kamen. Aber meine beiden Eltern haben neun Geschwister, da können sie sich vorstellen, wie viele Verwandte zum Spiel am Samstag kommen wollen», so Shaqiri. Er habe rund 50 Ticket-Wünsche erhalten, die er alle habe erfüllen können. «Für viele ist es wegen der Visa-Regeln nicht möglich, an ein Spiel in die USA oder nach Westeuropa zu kommen. Umso mehr freue ich mich, die Leute zu sehen. Ich hoffe, dass Familie wichtiger als Nationalität ist und die Verwandten mir die Daumen drücken. Aber vor allem sollen sie das Spiel geniessen.»
Auch Shaqiri selbst will das Spiel geniessen, denn er habe schon lange im Hinterkopf gehabt, dass er gerne mal gegen und im Kosovo spielen würde. «Der Traum wird jetzt wahr und ich freue mich sehr darauf», so Shaqiri. Viele hätten ihm geschrieben, dass er kein Tor schiessen solle, diesen Wunsch wolle er natürlich nicht einfach so erfüllen. «Ich bin Sportler, werde alles für die Schweiz geben. Aber jubeln werde ich bei einem Tor aus Respekt vor dem Kosovo nicht – das sollen meine Teamkollegen für mich übernehmen.» Das weckt Erinnerungen an Breel Embolo, der an der WM im Spiel gegen Kamerun traf und ebenfalls auf den Torjubel verzichtete. Angefeindet wurde Embolo in seiner Heimat anschliessend trotzdem – zumindest von ein paar Wutbürgern.
Über den Empfang im Kosovo macht sich Shaqiri keine Sorgen, rechnet aber «mit Pfiffen von einem kleinen Prozentsatz der Leute». Dass der Kosovo so schlecht in die EM-Quali gestartet ist (3 Punkte aus 4 Spielen) hat den 115-fachen Nati-Spieler überrascht. «Mit dem neuen Trainer wollen sie gegen uns die Wende hinbekommen, darauf müssen wir uns gut vorbereiten. Und, anders als gegen Rumänien, bis zum Abpfiff bei der Sache sein.»
Gegen Rumänien hatte die Schweiz zur Pause 2:0 geführt und den Sieg durch Gegentore in der 89. und der 2. Minute der Nachspielzeit noch verpasst. Es habe sich angefühlt wie eine Niederlage, erinnert sich Shaqiri, der klarstellt, dass es ihr Anspruch sei, auf dem Weg zur EM jedes Spiel zu gewinnen. «Die Gruppe ist ein guter Test für uns, wie seriös wir Pflichtaufgaben erledigen können. Gelingt uns das, können wir auch gegen grosse Nationen bestehen. Aber man muss auch sehen, dass die kleinen Teams grosse Fortschritte gemacht haben.»
Shaqiri verfolgt die Lugano-Spiele «mit grossem Interesse»
Er freue sich jedes Mal zur Nati zu kommen, auch wenn die Anreise aus den USA eine ganze Weile dauert und wegen der Zeitverschiebung ein Jetlag droht. Wobei Shaqiri damit ganz gut klarkommt, wie er im Interview sagt.
Ob Shaqiri an der WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada noch Nati-Spieler sein wird, das könne er noch nicht sagen. Auch auf die Frage, ob ein Wechsel zu Chicagos Partnerklub Lugano ein Thema sei, antwortet Shaqiri ausweichend: «Ich habe ja letztes Jahr vor der WM im Tessin trainiert, es hat mir sehr gut gefallen. Die Spiele von Lugano verfolge ich mit grossem Interesse. Fussball ist schnelllebig, schauen wir mal, was passiert.»
Und was ist sein Ziel mit der Nati? «Klar, irgendwann an einem Turnier einen Titel zu holen, ist ein Traum. Dafür müssen alle 25 Spieler auf höchstem Niveau abliefern und es braucht Glück. Aber ich denke, wie die Schweizer es gernhaben: Schön am Boden bleiben und erst die Pflicht erledigen.» Diese heisst am kommenden Samstag Kosovo und am darauffolgenden Dienstag Andorra. Alles andere als sechs Punkte und ein grosser Schritt Richtung EM 2024 in Deutschland wäre eine Enttäuschung.