Nach fünfmonatiger Pause hat Luis Enrique das Traineramt der spanischen Nationalmannschaft wieder übernommen. Bei seiner Präsentation erklärt er, wie es zum Bruch mit seinem Vertreter Robert Moreno kam.
Zunächst zeigt sich Enrique erfreut, wieder Trainer der spanischen Nationalmannschaft zu sein: «Es ist ein ganz besonderer Tag für mich – aber auch für meine Familie, denn ich kehre nach Hause zurück.»
Der Tonfall ändert sich, als es um die Personalie seines langjährigen Assistenten und Vertreters Robert Moreno geht, der trotz beeindruckender Statistiken, entlassen wurde. Enrique stellt klar: «Ich allein bin dafür verantwortlich, dass Robert nicht mehr zu meinem Team gehört.»
Der Rückkehrer erklärt, wie es zur Trennung kam. Am 12. September, zwei Wochen nach dem Krebstod seiner neunjährigen Tochter, deren Erkrankung zu Enriques Rückzug geführt hatte, habe er Moreno getroffen. «Es war das einzige Treffen, es dauerte nur 20 bis 30 Minuten. Dabei hat er mir unverblümt eröffnet, dass er als Cheftrainer zur EM fahren will.»
«So jemanden will ich nicht in meinem Team haben»
Er sei nicht sonderlich überrascht gewesen, er habe das sehen kommen. «Als Nationaltrainer zu arbeiten ist die Chance deines Lebens.» Und Moreno habe hart dafür gearbeitet. Öffentlich habe er aber immer gesagt, dass er für ihn (Enrique) den Posten jederzeit gerne wieder räumen werde. Dafür wurde er dann auch stets gelobt.
Enrique nennt Moreno indessen «illoyal» und fügt unmissverständlich an: «So jemanden will ich nicht in meinem Team haben. Daher habe ich ihm gesagt, dass er nicht länger mein Co-Trainer sein wird. Übertriebener Ehrgeiz ist für mich keine Tugend, sondern ein grosser Makel.»
Als bekannt wurde, dass Moreno nicht Enriques Assistent bleiben würde, schlug das hohe Wellen, zumal dieser nach dem letzten Länderspiel unter Tränen das Stadion verliess. Er schien Opfer eines rücksichtslosen Entscheids zu sein.
Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen oder in den Worten Enriques: «Ich bin nicht der Gute in diesem Film, aber bestimmt auch nicht der Böse.» Er habe Moreno bereits am 12. September mitgeteilt, dass es für immer vorbei sei.
Zu sehen, wie eine über neun Jahre gereifte Freundschaft, so lange arbeiteten die beiden Seite an Seite, in die Brüche geht, schmerzt immer.