Nach der Hinspiel-Niederlage im Champions-League-Viertelfinal gegen Paris Saint-Germain droht der interne Streit bei den Bayern zu eskalieren. Nun spricht Klub-Boss Karl-Heinz Rummenigge ein Machtwort.
In München ist am Mittwoch noch keine Minute Champions-League-Fussball gespielt, da lässt Hasan Salihamidzic im Interview bereits die Bombe platzen: «Ich habe mit Jérôme (Boateng) gesprochen, sein Vertrag läuft aus, er wird auch nicht verlängert.» Der Bayern-Sportchef sorgt mit dieser Aussage erneut für Stirnrunzeln, ist Boateng unter Hansi Flick doch unbestrittener Stammspieler. 29 teils kläglich vergebene Bayern-Chancen später werden daraus Sorgenfalten.
«Das sind Dinge, die ja – ich muss nicht immer alles beantworten», meint Flick noch vor der Partie neutral auf die Situation um Boateng angesprochen und lässt dann tief blicken: «Ich muss auch ein bisschen schauspielern. Das gehört auch dazu zum Trainer-Job.» Es ist kein Geheimnis, dass Flick den Vertrag mit Boateng gerne verlängert hätte. Auch David Alaba, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, hätte der 56-Jährige gerne behalten.
Die Vertragsstreitereien sind Teile eines Machtkampfs zwischen Sportchef und Triple-Trainer. Flick verlangt seit Monaten mehr Mitspracherecht in der Personalpolitik, die Entscheidungen treffen letztlich aber der Vorstand um Karl-Heinz Rummenigge und Sportchef Salihamidzic. Diese Taktik könnte die Bayern bald ihren Erfolgstrainer kosten. Der Wunschkandidat des DFB auf die Nachfolge von Joachim Löw spielt laut deutschen Medien durchaus mit dem Gedanken, die Nationalmannschaft zu übernehmen.
Rummenigges Machtwort
Wie fortgeschritten das Thema bereits sein könnte, zeigt Salihamidzic’ Reaktion auf die Frage, ob er einen neuen Trainer suchen müsse. «Wir bereiten uns nur heute für das Spiel vor», gab sich der 44-Jährige vor der PSG-Pleite belegt. Der Haussegen steht schief. Das konnte am Mittwoch auch nicht mit einem Erfolg auf dem Platz kaschiert werden. Deswegen spricht Rummenigge am Freitag in der «Bild» ein Machtwort.
«Wir müssen alle an einem Strang ziehen, müssen harmonisch, loyal und professionell zusammenarbeiten. Das ist meine klare Forderung an die sportliche Führung. Das hat den FC Bayern immer ausgezeichnet», versucht der 65-Jährige den Scheinfrieden zu wahren. «Dieses Thema muss ein Ende haben! Es ist überflüssig, dass wir das permanent kommentieren müssen, zumal wir im letzten Viertel der Saison stehen, mit sieben Punkten Vorsprung Erster in der Bundesliga sind, und auch trotz unseres 2:3 gegen Paris noch eine Chance haben, in der Champions League weiterzukommen. Wir brauchen Ruhe und eine Fokussierung auf das Wesentliche.»
Sollte Flick die Bayern tatsächlich für den DFB verlassen, stellt sich beim deutschen Meister eine schwierige Nachfolgerfrage. Aktuell passen nicht viele in das in München vorherrschende Trainer-Modell. Wichtig war den Bayern in der Vergangenheit neben der ausgewiesenen Trainerfähigkeit auch ein Bezug zu Deutschland und die Fähigkeit, die Sprache zu sprechen. Aktuell einziger legitimer Kandidat: Julian Nagelsmann.