Jurist über türkischen Wettskandal «Es wäre naiv zu glauben, so etwas könnte in der Schweiz nicht passieren»

Tobias Benz

29.10.2025

Balmer: «Es war klares menschliches Fehlverhalten»

Balmer: «Es war klares menschliches Fehlverhalten»

Christoph Balmer ist Jurist der Schweizer Schiedsrichterkommission und erklärt im Interview, dass ein Wettskandal in der Schweiz nicht unmöglich ist.

29.10.2025

Im Zusammenhang mit unerlaubten Sportwetten sind in der Türkei zahlreiche Schiedsrichter und Spieler ins Visier der Justiz geraten. Wäre so etwas auch in der Schweiz möglich? Der Jurist der Schweizer Schiedsrichterkommission klärt auf.

Tobias Benz

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der türkische Fussballverband (TFF) ermittelt gegen hunderte Schiedsrichter und mehrere tausend Spieler, die trotz Verbots mit Wettkonten aktiv gewesen sein sollen.
  • Der TFF kündigt umfassende Konsequenzen und strafrechtliche Schritte an, da alle Fälle innerhalb der fünfjährigen Verjährungsfrist liegen.
  • Könnte einer solcher Fall auch in der Schweiz auftreten? Der Jurist der Schweizer Schiedsrichterkommission klärt gegenüber blue Sport auf.
  • Christoph Balmer sagt: «Es wäre naiv zu glauben, dass so etwas in der Schweiz nicht passieren könnte.»
  • Der grosse Unterschied zur Türkei – wo die meisten der betroffenen Wetten auf ausländische Ligen abgeschlossen wurden – ist, dass in der Schweiz nur Wetten auf nationale Ligen untersagt sind.

Der türkische Fussball wird derzeit von einem weitreichenden Wettskandal heimgesucht. Über 150 Schiedsrichter und fast 4'000 Spieler sollen illegale Sportwetten platziert haben. Christoph Balmer, Jurist der Schweizer Schiedsrichterkommission, ordnet den ‹Fall Türkei› für blue Sport ein (siehe Video oben).

Dabei legt sich Balmer fest, dass dies ein klarer Fall menschlichen Fehlverhaltens sei. «Es wäre naiv zu glauben, dass so etwas in der Schweiz nicht passieren könnte.»

Allerdings sei es das grosse Bestreben der Schweizer Schiedsrichterkommission, ein solches Szenario zu verhindern. «Es wird klar kommuniziert, dass so etwas nicht erlaubt ist und es wird auch regelmässig geschult», erklärt Balmer. 

Schweizer Schiris dürfen auf ausländische Ligen wetten

Ein Grund, weshalb ein Wettskandal im Ausmasse der Türkei in der Schweiz aber unwahrscheinlicher ist, sind die unterschiedlichen Richtlinien. So sollen die betroffenen türkischen Schiedsrichter in erster Linie auf ausländische Ligen gewettet haben. Das wäre in der Schweiz erlaubt.

«Aktuell ist klar: Im Fussballbereich ist das Wetten auf Fussballspiele in der Schweiz eingeschränkt», erklärt Balmer – und ergänzt: «Wenn ein Schiedsrichter international tätig ist, dann gelten die UEFA-Vorgaben. Dort ist es auch wieder verboten.»

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