Das Duell

Soll die Bundesliga den Spielbetrieb wieder aufnehmen?

Contra

Frédéric Ruffiner

Social Media Manager

Live-Sport fehlt, eine Wiederaufnahme ist unabdingbar. Aber nicht um jeden Preis und zum richtigen Zeitpunkt.

Die Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte am Montagmittag ausdrücklich vor falschen Öffnungssignalen. Nur wenige Stunden später verkünden die Ministerpräsidenten Laschet und Söder, dass die Bundesliga bereits Anfang Mai zurückkommt.

Einen Tag später schaltet der Buli-Sender «Sky» ein Inserat in der grössten deutschen Tageszeitung: «Jaaaaaaaaaa – endlich wieder Fussball». Geisterspiele, versteht sich von selbst. Alles wird gut? Mitnichten. Und es sind nicht nur aktive Fanszenen, welche diesen Entscheid skeptisch sehen. Es sind weite Teile der Bevölkerung, in einem Land, in dem Fussball seit jeher einen hohen Stellenwert geniesst.

Dieses Statement der Bundesliga wirft Fragen auf. Was ist mit der 2. und 3. Liga, mit Basketball, Handball oder anderen Sportarten? Die müssen allesamt abwarten, teils wurden die Saisons bereits abgebrochen. Der Unterschied ist das liebe Geld, besser gesagt die Millionen an Fernsehgeldern. Hätte «Sky» die Fernsehrechte der «Wiesn», es wäre wohl nicht schon jetzt abgesagt worden.

Man spricht, es müssten mehrere 10'000 Corona-Tests durchgeführt werden, damit die abgeschotteten Klubs die Saison zu Ende spielen können. Tests für durchtrainierte, junge Männer ohne Symptome. Tests, die in Pflegeeinrichtungen oder Schulen fehlen. Dieses Signal ist fatal, will man weiterhin auf die solidarische Einstellung der Bevölkerung zählen.

Die Bundesliga ist gross, Fussball die schönste Nebensache der Welt, aber sie ist nicht grösser als die Gesundheit der Bevölkerung. Vor allem in der aktuellen Pandemie-Phase. Menschenleben müssen immer über allem stehen. Und dieser Entscheid ist näher an einem zweiten Lockdown, als am kollektiven Freudentaumel über die Rückkehr von Live-Fussball.

Pro

Tobias Benz

Sportredaktor

Jaaaaaaaaaa, endlich wieder Fussball. Ich teile die Meinung von «Sky». Der Sport muss zurück und zwar so schnell wie möglich.

Der Entscheid, die Bundesliga-Saison im Mai wieder aufzunehmen, ist richtig. Das ist kein Zeichen für die Bevölkerung, dass jetzt alles vorbei ist und man wieder tun und lassen kann, was man möchte. Deshalb machen die 2. und 3. Bundesliga und der Dorfverein von Nebenan auch weiterhin Pause.

Aber der Wiederbeginn der 1. Bundesliga bringt etwas Ablenkung in so manch angespannten Haushalt, in dem sich zurzeit alles um dieses blöde Virus dreht. Und es setzt ein Zeichen gegen den unsichtbaren Feind: Wir geben uns nicht geschlagen.

Mithilfe des Fussballs kann man für 90 Minuten abschalten. Es gibt wieder etwas anderes, worüber man nachdenken und diskutieren kann. Und eine Gefahr stellt er definitv nicht dar, schliesslich handelt es sich dabei um Geisterspiele. Das wäre beim Oktoberfest etwas anders – deshalb bleibt es abgesagt. Fernsehrechte hin oder her.

Es braucht sich auch niemand zu fürchten, dass durch die Spiele wichtige Corona-Tests in Spitälern fehlen. Selbst wenn die Bundesliga über die Zeitspanne von drei Monaten 10'000 Tests benötigen sollte. Die Knappheit ist nicht mehr so dramatisch wie zu Beginn der Krise. Bis zum 16. April wurden in Deutschland gemäss Robert-Koch-Institut 1'728'357 Personen auf Covid-19 getestet.

Des Weiteren bin ich fest davon überzeugt, dass die deutsche Regierung die Wiederaufnahme des Betriebs niemals gutheissen würde, wenn Deutschland die Tests für die Bundesligaspieler nicht aufbringen könnte. Sie sind die Experten und sie treffen diese Entscheidung.

Zudem hilft ein Test den meisten Erkrankten sowieso nichts. Wer nicht zur Risikogruppe gehört, hat sich im Krankheitsfall so zu verhalten als gäbe es einen positiven Bescheid und kuriert die Symptome zu Hause in Isolation aus. Und auch das macht mehr Spass mit Bundesliga-Fussball.

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