Zehn ehemalige Nati-Spieler sind noch auf der Suche nach einem neuen Verein. Einige von ihnen galten jahrelang als Teamstützen unserer Länderauswahl, andere waren Eintagsfliegen. «Bluewin» analysiert die Situationen der vereinslosen Spieler.
Letzter Klub: Basaksehir Istanbul
Gökhan Inler
Der 89-fache Nati-Spieler entwickelte sich gegen Ende seiner Karriere zum grossen Titelhamsterer. 2016 Sensationsmeister mit Leicester, 2017 Meister mit Besiktas und 2020 gewann er die Süper Lig mit Basaksehir – Inler wurde damit zum ersten Schweizer überhaupt, der mit drei ausländischen Vereinen Meister wurde. Mit 36 Jahren steht der Oltner vor einer ungewissen Zukunft. An ein Karriereende denkt Inler aber noch nicht. «Ich würde eigentlich gerne weitermachen. Das Feuer spüre ich noch, ich habe weiterhin Hunger», sagte er kürzlich. Folgt nach 13 Jahren Ausland-Abenteuer die Rückkehr in die Schweiz?
Letzter Klub: Xamax
Johan Djourou
Der 33-jährige Innenverteidiger hat zwei turbulente Jahre hinter sich. Erst das verkorkste Abenteuer bei Serie-A-Klub SPAL, dann nach einem Jahr Pause die Rückkehr in die Schweiz zum FC Sion, wo Djourou nach nur zwei Spielen fristlos gekündigt wurde, weil er sich mit Präsident Christian Constantin verkracht hatte. Dann der Wechsel zu Xamax und der Abstieg mit den Neuenburgern in die Challenge League. Geplagt von diversen Verletzungen könnte Djourou nun ein Karriereende in Betracht ziehen. Oder gibt ihm ein anderer Schweizer Klub noch eine Chance?
Letzter Klub: Sion
Pajtim Kasami
«Wenn du bei Sion spielst, hast du praktisch keine Chance, für die Nati aufgeboten zu werden», sagte Kasami nach dem erflogreichen Klassenerhalt gegenüber SRF. Und er deutete damit an, dass seine Zukunft nicht im Wallis liegen wird. Die Rückkehr in die Nati – das scheint das Ziel des 28-Jährigen zu sein, der zum letzten Mal im März 2016 von Vladimir Petkovic aufgeboten wurde. «Bei YB oder Basel» sehe er Chancen für ein künftiges Aufgebot, so Kasami vielsagend. Oder er versucht sein Glück noch einmal im Ausland, wo er schon bei Palermo, Fulham, Olympiakos und Nottingham unter Vertrag stand.
Letzter Klub: Fatih Karagümrük
Innocent Emeghara
Emeghara ist der grösste Wandervogel in dieser Liste. Nachdem er GC im Jahr 2013 Richtung Lorient verliess, folgten Wechsel nach Italien, Kasachstan, in die USA, nach Zypern und letztlich in die Türkei. Beim Zweitligisten Fatih Karagümrük gelangen dem Stürmer letzte Saison in 28 Ligaspielen immerhin 7 Tore. Was wohl als Nächstes folgen wird? Anfang Jahr sagte Emeghara in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger», dass er in seiner Karriere gerne noch einmal für den FC Winterthur spielen würde. Mit seinen 31 Jahren hat er aber noch Zeit für ein weiteres Abenteuer. Hekari United aus Papua-Neuguinea soll noch auf der Suche nach einem neuen Torjäger sein ...
Letzter Klub: Sheffield Wednesday
Almen Abdi
Was ist bloss mit dem dreifachen FCZ-Meisterhelden der Nullerjahre passiert? Vor nicht allzu langer Zeit war Abdi noch der Schweizer mit den meisten Einsätzen in der Premier League, jetzt ist er wie vom Erdboden verschluckt. Seit über einem Jahr ist der Mittelfeldspieler schon vereinslos, sein letztes Spiel machte er im März 2018 für den englischen Zweitligisten Sheffield Wednesday. Seither existieren weder Interviews noch andere News vom 33-Jährigen. Eine Interview-Anfrage von «Bluewin» liess Abdi kürzlich von seinem Berater abschmettern.
Letzter Klub: Aarau
François Affolter
Im Februar 2012 dribbelte Lionel Messi dem Inneverteidiger Knoten in die Beine und schoss die Schweizer im Testspiel mit einem Hattrick ab. Die 1:3-Pleite gegen Argentinien war das fünfte und letzte Nati-Spiel für das damals hochgelobte Innenverteidiger-Talent, das sein Glück in der Bundesliga bei Werder Bremen versuchte. Nach 13 Bundesliga-Einsätzen folgte die Rückkehr in die Schweiz. Nach einem zweieinhalbjährigen Abenteuer in den USA wechselte Affolter Anfang Jahr zum FC Aarau, wo er die Abwehr stabilisieren sollte. Doch in den 13 Challenge-League-Spielen mit Affolter konnten die Aarauer nicht ein einziges Mal zu Null spielen (36 Gegentore!). Die Wege trennen sich wieder.
Letzter Klub: GC
Nassim Ben Khalifa
GC hätte gerne mit seinem besten Torschützen (14 Treffer) der vergangenen Saison weitergemacht. Doch nach dem verpassten Aufstieg war für Ben Khalifa klar, dass er seinen auslaufenden Vertrag bei den Hoppers nicht verlängern will. Er möchte zurück in die Super League, wo er schon 185 Spiele bestritten hat. Bei seinem Ex-Klub St. Gallen sind durch die Abgänge von Cedric Itten und Ermedin Demirovic zwei Plätze freigeworden ...
Letzter Klub: Livorno
Michel Morganella
Mit Livorno ist der Rechtsverteidiger letzte Saison aus der Serie B abgestiegen. Morganella kam nur zu elf Ligaeinsätzen und muss sich nun einen neuen Verein suchen. Eine andere Station bei einem unterklassigen Verein aus Italien gilt als wahrscheinlichste Lösung.
Letzter Klub: Saint-Étienne
Léo Lacroix
Nach seinem Leihjahr in Hamburg kehrte der Innenverteidiger zu Saint-Étienne zurück. Da hat Lacroix nun zwölf echte Horror-Monate hinter sich. Er wurde von Beginn an aussortiert und stand nicht einmal im Kader. Vor der Rückrunde kam dann auch noch Corona und in Frankreich wurde die Saison abgebrochen. Seit rund fünf Monaten trainiert der 28-Jährige nun im Wallis alleine. Jetzt will er wieder angreifen. Er sei «bereit, wieder Vollgas zu geben», sagte Lacroix vor wenigen Wochen zu «SRF». Ob in der Schweizer oder im Ausland, sei sekundär: «Ich brauche jetzt Spielminuten, um sowohl körperlich als auch spielerisch wieder auf mein altes Leistungsniveau zu kommen.» Gespräche mit verschiedenen Klubs seien im Gange.
Letzter Klub: Leeds United
Gaetano Berardi
Sechs Jahre lang spielte der Innenverteidiger für Leeds United, machte für den englischen Traditionsklub 155 Spiele – 25 davon in der letzten Saison. Ausgerechnet jetzt, wo Leeds den Aufstieg in die Premier League geschafft hat, läuft der Vertrag von Berardi aus. Und noch schlimmer: Im vorletzten Ligaspiel der vergangenen Spielzeit riss er sich das Kreuzband und wird nun mindestens acht Monate fehlen. Ob Leeds seinem dienstältestem Spieler als Dank für die geleistete Arbeit doch noch einen neuen Vertrag anbietet, ist ungewiss. Die Suche nach einem neuen Klub gestaltet sich mit einer solch schweren Verletzung aber natürlich als ziemlich schwierig.