Kommentar Niemals aufgeben: Wie Final-Held Coman der Verletzungshexe den Vogel zeigt

Von Patrick Lämmle

24.8.2020

Kingsley Coman kennt die Schattenseiten des Fussballgeschäfts. Nach dem Triumph in der Champions League schwebt er allerdings im siebten Himmel.
Kingsley Coman kennt die Schattenseiten des Fussballgeschäfts. Nach dem Triumph in der Champions League schwebt er allerdings im siebten Himmel.
Bild: Getty

Von Verletzungen verfolgt, fiel Kingsley Coman in den letzten Jahren in ein tiefes Loch, begleitet gar von Rücktrittsgedanken. Dass der 24-Jährige am Sonntagabend zum Final-Helden avanciert, ist fast schon kitschig. 

Im Februar 2018 reisst sich Coman ein erstes Mal das Syndesmoseband am Sprunggelenk, die Saison ist für ihn gelaufen. Besonders bitter, weil der Franzose deshalb die WM in Russland verpasst und so nicht Teil der Weltmeister-Truppe wird.

Der Schmerz sitzt tief, doch Coman kämpft sich zurück und steht beim Bundesligaauftakt Ende August 2018 gegen Hoffenheim wieder in der Startelf. Kurz vor der Pause der Schock: Coman reisst sich bei seinem Comeback erneut das Syndesmoseband und fällt lange aus. In einem Interview verriet er damals: «Als ich mich verletzt hatte, war es für mich das Ende der Welt. Ich hatte wirklich alles in meinem Leben in Ordnung gebracht. Ich hoffe, ich muss das, was ich durchgemacht habe, nicht noch einmal erleben. Genug ist genug. Vielleicht ist mein Fuss dafür nicht gemacht. Ich werde dann ein anderes, anonymes Leben führen.»

Doch der nächste Rückschlag folgt schon bald. Im vergangenen Dezember erzielt Coman in der Champions League gegen Tottenham in der 14. Minute das 1:0. Zehn Minuten später stürzt er ohne Fremdeinwirkung (Video unten). Was zunächst albern aussieht, ist in Tat und Wahrheit alles andere als lustig. Coman muss raus und die ärztlichen Untersuchungen ergeben einen Kapseleinriss am linken Knie. Zudem hat sich der französische Nationalspieler die Bizepssehne gezerrt und das Gelenk gestaucht. Besiegelt diese Slapstick-Einlage die Karriere des 24-Jährigen? Versinkt er nun in der Anonymität, wie er sich das bereits einmal ausgemalt hatte?

Coman wird für seinen eisernen Willen belohnt

Coman entscheidet sich fürs Weitermachen, es folgt allerdings ein weiterer Dämpfer. Das Achtelfinal-Rückspiel gegen Chelsea sechs Tage vor dem Startschuss ins Final-8-Turnier verpasst er aufgrund muskulärer Probleme. Gegen Barcelona und Lyon reicht es lediglich für Teileinsätze. Doch seine Stunde schlägt im Endspiel.

Hansi Flick rotiert Coman etwas überraschend in die Startelf und lässt den in den vorangegangenen Partien stark aufspielenden Ivan Perisic zunächst auf der Bank. Den Rest der Geschichte kennen Sie. Ex-PSG-Junior Coman erzielt in der 59. Minute das einzige Tor der Partie und wird am Ende der gefeierte Held sein. Später spricht er «vom schönsten Tag meines Lebens, was den Fussball angeht».

Die Moral der Geschichte: Wer im Leben niemals aufgibt, sich von Rückschlägen nicht entmutigen lässt und immer wieder aufsteht, der wird eines Tages dafür belohnt. Wenn sich am Sonntagabend einer diesen Champions-League-Titel verdient hat, dann Kingsley Coman!

59. Minute: Bayerns Coman nickt zum 1:0 ein

59. Minute: Bayerns Coman nickt zum 1:0 ein

23.08.2020

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