Nati-Check Nati-Check: Harmlose Stürmer und die Qual der Wahl im Zentrum

Von Patrick Lämmle

9.10.2019

Haris Seferovic und Josip Drmic kommen in dieser Saison nur langsam auf Touren.
Haris Seferovic und Josip Drmic kommen in dieser Saison nur langsam auf Touren.
Bild: Keystone

Vor den kapitalen EM-Quali-Spielen gegen Dänemark und Irland macht «Bluewin» den grossen Spieler-Check. Bewertet werden die in den letzten Wochen gezeigten Leistungen im Verein.


Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch


Torhüter

Ø 

Mönchengladbach

Yann Sommer

Der 30-Jährige zeigt in Gladbach Woche für Woche Leistungen auf sehr hohem Niveau. Sommer hat grossen Anteil daran, dass die Fohlen nach sieben Runden die Bundesliga-Tabelle anführen.


Ø  5.5 

FC Basel

Jonas Omlin

Der 25-Jährige glänzt immer wieder mit herausragenden Paraden. Dabei strahlt er grosse Sicherheit aus – nicht nur in der heimischen Liga, sondern auch auf internationalem Parkett. Nicht ohne Grund wurde sein Marktwert dieser Tage um zwei Millionen nach oben korrigiert.


Ø  – 

RB Leipzig

Yvon Mvogo

Mvogo stand in dieser Saison erst einmal zwischen den Pfosten, am 8. August im DFB-Pokal beim 3:2-Sieg gegen Osnabrück. Ist er in Form? Um dies zu beurteilen, müsste Mvogo öfters spielen. In der Nati wird er so schnell keine Spielpraxis sammeln, selbst wenn Sommer ausfallen sollte, wäre Omlin wohl im Vorteil.


Verteidiger

Ø 

Werder Bremen

Michael Lang

Über mangelnde Spielpraxis kann sich Lang seit seinem Wechsel zu Werder Bremen nicht beklagen. Nach durchzogenen Leistungen stand er allerdings am vergangenen Wochenende erstmals nicht in der Startelf.


Ø 

Augsburg

Stephan Lichtsteiner

Nach einem Jahr auf der Arsenal-Ersatzbank kommt der 35-Jährige bei Augsburg wieder zum Zug. Beim einzigen Augsburg-Sieg in dieser Saison fehlte Lichtsteiner allerdings gesperrt. Am vergangenen Wochenende wurde er in der Halbzeitpause ausgewechselt. Die Form könnte besser sein, dennoch hat der Rückkehrer und Captain gute Chancen auf einen Platz in der Startelf.


Ø 

Wolfsburg

Kevin Mbabu

Bei YB ein Star, bei Wolfsburg nur Ersatz. Gerade Mal elf Minuten hat Mbabu in der Bundesliga bisher gespielt. Einzig im ersten Europa-League-Spiel gegen Oleksandria (3:1) spielte der offensive Rechtsverteidiger über die volle Distanz. Im Spiel gegen Irland (1:1) war ihm die fehlende Spielpraxis anzumerken, mit einem Ballverlust leitete er den Gegentreffer ein. Es käme daher eher überraschend, sollte er gegen Irland und Dänemark in der Startelf stehen.


Ø  5.5 

Newcastle

Fabian Schär

Newcastle ist in der Premier League zwar keine grosse Nummer, doch der unumstrittene Stammspieler wusste in den letzten Wochen zu überzeugen. Unvergessen seine Rettungsaktion gegen Brighton & Hove Albion. Auch beim 1:0-Sieg gegen Manchester United am vergangenen Wochenende lehrt der 27-Jährige seine Gegner das Fürchten. In der Nationalmannschaft ist er seit Jahren eine feste Grösse. An ihm führt derzeit kein Weg vorbei.


Ø  4

Mönchengladbach

Nico Elvedi

Der 23-Jährige reitet mit Gladbach auf einer Erfolgswelle. Sein Status als unumstrittener Stammspieler bröckelt zuletzt allerdings. Elvedi stösst nicht in Bestform zur Nati, ein Sicherheitsrisiko ist er aber sicher nicht. Und das Selbstvertrauen ist sicherlich intakt.


Ø 

Dortmund

Manuel Akanji

Zuletzt weht dem 24-Jährigen ein rauer Wind entgegen, am vergangenen Wochenende zog er einen ganz schwachen Tag ein und erzielte kurz vor Schluss ein Eigentor, das Dortmund den Sieg kostete. Die Kritik ist allerdings nur teilweise berechtigt, nicht umsonst ist Akanji Stammspieler. Die Konstanz ist das Problem. Präsentiert er sich von seiner guten Seite, dann wird er der Nati noch viel Freude bereiten.


Ø 

FC Basel

Eray Cömert

Beim FC Basel ist er in der Innenverteidigung gesetzt. Auch wenn der 21-Jährige in guter Form ist, wird er aktuell in der Nati kaum eine Rolle spielen. Er wird behutsam ans Team herangeführt.


Ø 

Bordeaux

Loris Benito

Ob sich Benito bei Bordeaux würde durchsetzen können, war alles andere als klar. Nach zwei Monaten zeigt sich, dass Benito bei Girondins durchaus eine Rolle spielt. Zwar stand der 27-Jährige zuletzt nicht mehr immer in der Startelf, aber immer mal wieder. Seine Leistungen könnte man insgesamt als solid bewerten.


Ø 

AC Milan

Ricardo Rodriguez

Rodriguez war zu Saisonbeginn gesetzt, doch nun scheint er bei Milan seinen Stammplatz verloren zu haben. In den letzten drei Spielen kam der 27-Jährige nicht mehr zum Einsatz. Medienberichten zufolge will Rodriguez Milan im Winter verlassen. Verliert er auch in der Nati seinen Stammplatz? So weit ist es wohl noch nicht.


Mittelfeldspieler

Ø 

Wolfsburg

Admir Mehmedi

Dass die Wolfsburger auf einer Erfolgswelle reiten, haben sie auch dem stark aufspielenden Mehmedi zu verdanken. In der Europa League fehlte er vergangene Woche wegen muskulärer Probleme, am Wochenende kehrte er dann in die Startelf zurück, spielte aber noch nicht über die volle Distanz. Ist er fit, dürfte er gegen Irland und Dänemark Petkovics erste Wahl sein, wohl im rechten Mittelfeld.


Ø 

Mainz 05

Edimilson Fernandes

Der 23-Jährige hat sich bei Mainz auf Anhieb einen Stammplatz im zentralen Mittelfeld erkämpft, doch dem Team läuft es alles andere als wunschgemäss. Da der Konkurrenzkampf in der Nati gerade im zentralen Mittelfeld sehr gross ist, dürfte er sich auf der Bank wiederfinden.


Ø  5.5 

Mönchengladbach

Denis Zakaria

Bundesliga, DFB-Pokal, Europa League – der 22-Jährige hat noch keine Minute verpasst. Das ihm entgegengebrachte Vertrauen zahlt er mit starken Leistungen zurück. Zakaria glänzt als Abräumer, weiss aber auch in der Offensive Akzente zu setzen. Auch in der Nati dürfte er an der Seite von Xhaka gesetzt sein.


Ø  4.5 

Arsenal

Granit Xhaka

Der Arsenal-Captain rückt verspätet ins Nati-Camp ein, der Grund ist ein erfreulicher: Xhaka ist in der Nacht auf Montag Papa geworden. Seine Leistungen auf dem Platz werden kritisch beäugt, immer wieder kriegt er ordentlich aufs Dach. Fakt ist aber auch, dass Xhaka bei Arsenal Captain und unumstrittener Stammspieler ist. Ausserdem sind die Gunners nach acht Runden im dritten Rang klassiert, das war so nicht unbedingt zu erwarten.


Ø  5.5 

Eintracht Frankfurt

Djibril Sow

Die Formkurve des 22-Jährigen zeigt steil nach oben. Nach seinem Wechsel von YB zu Frankfurt verletzte sich Sow in der Vorbereitung. Inzwischen ist der Dauerläufer gesund und im Frankfurter Mittelfeld gesetzt – in den letzten fünf Spielen stand er immer in der Startelf und konnte dabei als dreifacher Assistgeber glänzen. Ähnlich wie bei Fernandes gilt, dass auch er im rechten Couloir zum Zug kommen könnte.


Ø  4.5 

Atalanta Bergamo

Remo Freuler

Ende September konnte er sich zwei Assists gutschreiben lassen, meist überzeugt Freuler aber als fleissiger Arbeiter. Der 27-Jährige ist kein Spektakelspieler, in der Nati hat er sich inzwischen aber einen Stammplatz erkämpft. Auch in den kommenden Spielen gegen Irland und Dänemark dürfte er in der Startaufstellung stehen.


Ø  3.5 

Wolfsburg

Renato Steffen

Der 27-Jährige kommt in dieser Saison noch nicht so richtig auf Touren, meist fand er sich auf der Ersatzbank wieder. In zwei der letzten drei Bundesliga-Spiele durfte er allerdings über die volle Distanz spielen, die Formkurve zeigt also nach oben. In der Nati bleibt ihm wohl nur die Rolle als Joker, alles andere wäre eine grosse Überraschung.


Stürmer

Ø  4.5 

Mönchengladbach

Breel Embolo

Man glaubt es kaum, aber Embolo ist erst 22 Jahre alt und so hat er immer noch grosses Entwicklungspotenzial. Bei Gladbach fühlt er sich wohl und hat bereits drei Tore erzielt, so auch am vergangenen Wochenende nach seiner Einwechslung. Sein grosses Manko: Noch lässt er zu viele Chancen ungenutzt. An einem guten Tag kann er aber durchaus den Unterschied ausmachen.


Ø 

Benfica Lissabon

Haris Seferovic

Der amtierende Torschüztenkönig in Portugal kann in dieser Saison noch nicht ganz an die Leistungen der Vorsaison anknüpfen. Von einem Formtief zu sprechen wäre allerdings übertrieben, auch wenn die eigenen Fans zuletzt nicht immer zufrieden waren mit seinen Leistungen. In der Nati ist er im Sturmzentrum gesetzt.


Ø  3.5 

Norwich City

Josip Drmic

Insgesamt hat Drmic in der Premier League nur 71 Minuten gespielt, verteilt auf sechs Spiele. In der Nati bleibt dem 27-Jährigen momentan wohl nur die Rolle als Joker. Genau wie am vergangenen Wochenende, als er gegen Aston Villa beim Stand von 0:5 eingewechselt wurde und drei Minuten später den Ehrentreffer erzielte.


Ø  3.5 

Dinamo Zagreb

Mario Gavranovic

In wettbewerbsübergreifend 16 Spielen hat Gavranovic erst zweimal getroffen und einen weiteren Treffer vorbereitet. Es fällt auch auf, dass er in den «grossen» Spielen meist nur eingewechselt wurde. An Spielpraxis mangelt es dem 29-Jährigen derweil nicht, nur in drei Spielen kam er gar nicht zum Zug.


Fazit: Die grösste Baustelle stellt der Angriff dar

Der Schweizer Nati fehlt derzeit ein treffsicherer Stürmer. Seferovic und Embolo (je drei Treffer), Gavranovic (2) und Drmic (1) standen in dieser Saison zusammen 2266 Minuten auf dem Platz, also fast 38 Stunden. Es dauert im Schnitt über vier Stunden bis einer der vier Angreifer im Verein zuschlägt. Wenn man das mit Lewandowski vergleicht, der in dieser Saison in wettbewerbsübergreifend elf Spielen für die Bayern 15 Tore erzielt und dafür 961 Minuten auf dem Platz stand, dann ist das Steigerungspotenzial offensichtlich.

Das ist allerdings keine neue Erkenntnis. In der laufenden EM-Quali ist Denis Zakaria mit seinen zwei Treffern der beste Torschütze. Zuber, Freuler, Xhaka, Embolo, Schär, Mehmedi, Rodriguez und Gavranovic trafen je einmal. Das kann auch ein Vorteil sein: Die Schweiz bleibt für die Gegner unberechenbar und ist nicht von einem einzelnen Spieler abhängig.

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