Die Schweizer U21-Nati legt den perfekten Start hin und schlägt zum EM-Auftakt Top-Favorit England 1:0. Trotz mageren 35 Prozent Ballbesitz ist der Sieg in keiner Weise gestohlen. Die Schweizer in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
Tor
Geb.: 31.12.1998
Anthony Racioppi
In der ersten Halbzeit kommt nicht ein Schuss auf seinen Kasten, nur einmal steht er im Fokus. Bei einer Faustabwehr gibt er nicht die beste Figur ab und bugsiert den Ball beinahe ins eigene Tor. Allerdings entscheidet der Unparteiische auf Foul, die ganze Aufregung ist umsonst. Erstmals richtig geprüft wird er in der 64. Minute bei einem Freistoss von Hudson-Odoi, ohne Probleme klärt er zur Ecke. In der 93. Minute schiesst der Puls noch einmal in die Höhe, doch der Ligue-1-Legionär von Dijon pflückt die zumindest im Ansatz gefährliche Flanke souverän aus der Luft.
Verteidigung
Geb.: 29.09.1998
Jordan Lotomba
Lotomba, der auch schon einmal in der A-Nati zum Einsatz kam und bei Nizza Stammspieler ist, hat seine Gegenspieler unter Kontrolle. In der zweiten Halbzeit schaltet er sich auch das eine oder andere Mal in die Offensive mit ein.
Geb.: 09.03.1998
Jan Bamert
In der 62. Minute begeht er nahe am eigenen Sechzehner ein unnötiges Foul (der Engländer wäre nie und nimmer an den Ball gekommen). Dabei kommt er mit Gelb noch gut davon, da er der letzte Abwehrspieler ist. Der folgende Freistoss stellt Racioppi vor keine grösseren Probleme. In den Schlussminuten tritt der 23-jährige Sion-Profi positiv in Erscheinung. Mehr als einmal antizipiert er goldrichtig und kauft so den englischen Angreifern den Schneid ab.
Geb.: 24.06.1998
Cédric Zesiger
Eine insgesamt sehr solide Leistung des international erprobten YB-Profis. Nur einmal sieht er ziemlich alt aus – in der 20. Minute wird er von Hudson-Odoi umkurvt, doch der zielt nach seiner feinen Einzelleistung am Tor vorbei. Es ist die mit Abstand beste Chance der Engländer im gesamten Spiel.
Geb.: 24.03.1998
Miro Muheim
In der Quali absolvierte der Abwehrspieler vom FC St. Gallen nur drei Spiele, gegen England steht er in der Startelf. In der ersten Halbzeit ist ihm eine gewisse Nervosität anzumerken, es unterlaufen ihm zwei Stockfehler und er wird das eine oder andere Mal überspielt. Schön anzusehen ist seine Flanke auf Zeqiri nach einer halben Stunde, kurz vor der Pause wird sein Schuss nach einer starken Schweizer Eckballvariante geblockt. Im zweiten Durchgang fällt er gleich kurz nach der Pause auf, er antizipiert stark, kommt so an den Ball und leitet einen Konter ein. Defensiv zwar wackliger als seine Nebenspieler, dafür setzt er in Offensive einige Akzente.
Mittelfeld
Geb.: 24.06.1999
Bastien Toma
In der 15. Minute fängt er einen Katastrophenpass der Engländer ab und lanciert sogleich Zeqiri, der daraus allerdings keinen Profit schlägt. Auch sonst zeigt Toma, der in Belgien bei Genk spielt, eine starke Leistung. Kurz vor der Pause setzt er sich im Sechzehner durch und holt eine Ecke heraus (die Schweizer forderten einen Penalty, der Pfiff blieb aber zurecht aus). Die Ecke führt er dann selbst aus und spielt das Leder zentimetergenau in den Rückraum auf den freistehenden Muheim, eine interessante Variante. In der 50. Minute trifft er aus vielversprechender Abschlussposition nur den Pfosten.
Geb.: 04.09.1998
Toni Domgjoni
Der 22-jährige FCZ-Akteur bleibt im Spiel nach vorne unauffällig, leistet aber sehr wohl seinen Beitrag zum erfolgreichen Start in die EM. Er ackert ordentlich und arbeitet fürs Team. Es ist sicher auch seiner etwas defensiveren Rolle geschuldet, dass er weniger glänzen kann als seine Nebenleute.
Geb.: 25.12.2001
Alexandre Jankewitz
Der 19-Jährige ist von der ersten Minute an hellwach. Jankewitz ist robust in den Zweikämpfen, trickreich, wendig und ballsicher. Auch stellt der Southampton-Legionär immer wieder clever die Passwege zu. Herrlich, wie er in der 22. Minute mit einer Körpertäuschung gleich zwei Engländer ins Leere laufen lässt, der folgende Pass landet allerdings im Niemandsland. In der 87. Minute muss man als Fan kurz zittern, denn es riecht nach Gelb-Rot. Doch die Pfeife des Schiedsrichters bleibt stumm und der VAR kommt an der U21-EM nicht zum Einsatz.
Geb.: 25.10.2000
Dan Ndoye
Der 20-Jährige kann den einen oder anderen Akzent setzen. In der 28. Minute zwingt er Ramsdale mit seinem Distanzschuss zu einer Parade. Zehn Minuten später lässt er sich ins Mittelfeld zurückfallen, krallt sich die Kugel und lanciert Toma mit einem Sahnepass in die Tiefe. Und natürlich hat er auch noch seinen ganz grossen Moment: In der 77. Minute zieht er ab, schiesst sich mit dem rechten Fuss an seinen linken und produziert so eine unhaltbare Bogenlampe. 1:0 für die Schweiz! Unmittelbar danach wird der 20-jährige Nizza-Legionär ausgewechselt.
Angriff
Geb.: 06.01.1998
Jérémy Guillemenot
In der ersten Halbzeit fällt er weder auf noch ab, er erledigt unaufgeregt seinen Job. In der 50. Minute glänzt er dann mit einem Aussenrist-Pässchen quer durch den Sechzehner auf den freistehenden Toma. Dafür hätte er sich einen Assist verdient. In der 66. Minute wird er ausgewechselt.
Geb.: 22.06.1999
Andi Zeqiri
In der Qualifikation zur EM hat er in acht Spielen neun Tore erzielt, gegen England zeigt er sich weniger kaltblütig. In der 15. Minute steht er alleine vor dem Tor, doch er bringt die Kugel nicht an Ramsdale vorbei. Eine Hundertprozentige, die er einfach machen muss. Nach einer halben Stunde setzt der Stürmer von Brighton & Hove Albion einen Kopfball am Tor vorbei, da fehlt ihm das nötige Quäntchen Glück, denn eigentlich macht er alles richtig. Hätte die Schweiz verloren, man müsste härter ins Gericht gehen mit dem 21-Jährigen. Positiv fällt er durch seine unermüdliche Laufarbeit an vorderster Front auf, auch das ist eine Qualität.
Eingewechselte Spieler
Geb.: 27.06.2000
Kastriot Imeri
Der 20-Jährige kommt in der 66. Minute für Guillemenot ins Spiel und bringt neuen Schwung rein. In der 73. Minute fasst er sich ein Herz und zieht aus der zweiten Reihe ab, seinen Aufsetzer lässt Ramsdale nach vorne abprallen, doch es ist kein Schweizer da, um abzustauben. Und dann spielt Imeri mit der Hacke diesen wunderbaren No-Look-Pass auf Ndoye, schon steht es 1:0 für die Schweiz. Seine Einwechslung hat die Wirkung nicht verfehlt.
Geb.: 18.01.2001
Felix Mambimbi
Mambimbi kommt in der 79. Minute für Torschütze Ndoye ins Spiel. Da bleibt nicht viel Zeit, um Werbung in eigener Sache zu betreiben. Wertvoll, wie er in der 94. Minute am Gegner vorbeizieht, sich relativ leicht fallen lässt und ein Foul bekommt. Somit vergehen wertvolle Sekunden und den Engländern bleibt die Chance auf einen allerletzten Angriffsversuch vergönnt. Für eine Benotung spielt er allerdings nicht lange genug.
Geb.: 05.08.1998
Kevin Rüegg
Gerade erst von einer Verletzung genesen, kommt der Captain der U21-Nati in der 85. Minute für Toma ins Spiel. Er soll helfen, die Null zu halten. Der Plan geht auf, auch wenn Rüegg gar nicht mehr viel dazu beitragen muss. Zu kurz für eine Benotung.
Telegramm
England – Schweiz 0:1 (0:0)
Koper. - SR Kruaschwili (GEO). - Tor: 77. Ndoye (Imeri) 0:1.
England: Ramsdale; Aarons, Godfrey, Guehi, Kelly; Davies (66. Jones), Skipp; Hudson-Odoi, Smith Rowe (66. Eze), McNeil (76. Ryan Sessegnon); Nketiah (76. Brewster).
Schweiz: Racioppi; Lotomba, Bamert, Zesiger, Muheim; Toma (85. Rüegg), Domgjoni, Jankewitz; Guillemenot (66. Imeri); Ndoye (79. Mambimbi), Zeqiri.
Bemerkungen: 50. Schuss von Toma an den Aussenpfosten. Verwarnungen: 60. Guehi (Foul). 63. Bamert (Foul). 83. Hudson-Odoi (Spielfeld zu früh betreten). 85. Jankewitz (Foul). 95. Skipp (Foul).