AnalyseIst die Super League die attraktivste Liga Europas?
tbz
12.10.2018
Es ist allgemein bekannt, dass die grossen Namen des Weltfussballs ihre Brötchen nicht in der Schweiz verdienen. Aber wie schlägt sich eigentlich unsere Super League im Vergleich mit anderen europäischen Ligen?
Viele Fans bemängeln die Qualität im Schweizer Klubfussball und die grossen euorpäischen Ligen werden auch hierzulande immer beliebter. Dort soll besserer, schnellerer und somit spannenderer Fussball gespielt werden. Aber stimmt das überhaupt? Ein Blick in die Statistiken sorgt für Aufklärung:
Königsdisziplin: Tore
Wenn von attraktivem Fussball die Rede ist, dann ist im Normallfall torreicher Fussball gemeint. Und wer Tore sehen will, der ist in der Schweiz genau richtig. Hier fallen nämlich im europäischen Vergleich überdurchschnittlich viele Treffer, genau genommen sind es 3,4 pro Spiel. Verglichen mit den grossen europäischen Ligen ist die Schweiz in der Königsdisziplin top.
1:0 für die Schweiz. Natürlich sind Tore aber nicht alles im Fussball und die Attraktivität eines Spiels hängt noch von vielen weiteren Faktoren ab. Ein guter Indikator für interessante Partien ist die Torschuss-Statistik. Selbst ein torloses Unentschieden kann sehenswert sein, dafür braucht es aber viele Chancen, sprich Schüsse auf die Tore.
Schüsse aufs Tor
Unglaublich, aber wahr – auch in dieser Statistik ist die Super League im europäischen Vergleich vorne. Schweizer Fussball-Fans sehen pro Spiel im Durchschnitt 10,3 Schüsse aufs Tor. Das ist ein Schuss mehr als in Deutschland und England und sogar zwei mehr als in Frankreich und Italien.
Ist die Super League die attraktivste Liga Europas?
In der Schweiz fallen im Durchschnitt also am meisten Tore pro Spiel und es wird generell am häufigsten aufs Tor geschossen. Zwei starke Argumente für die Super League. Aber heisst das wirklich, dass bei uns der attraktivste Fussball gespielt wird?
Nicht unbedingt, schliesslich müssen auch all die Faktoren miteinbezogen werden, die ein Spiel für den Zuschauer langweiliger und uninteressanter erscheinen lassen.
Fouls
Der erste Faktor sind die Fouls. Sie brechen den Rhythmus einer Partie und unterbinden ansehnliche Spielzüge und Torchancen. Die Schweizer Liga liegt mit 26,2 Fouls pro Spiel im europäischen Durchschnitt. Am wenigsten gepfiffen wird in der englischen Premier League.
Ein weiterer Indikator für guten Fussball ist die Passquote. Natürlich ist zu beachten, dass auch dies kein eindeutiges Indiz ist, schliesslich spielen Mannschaften mit guten Passquoten gerne auch mal hinten herum. Das wiederum haut den Zuschauer nicht immer vom Hocker.
In der Schweiz muss der Zuschauer deutlich mehr Fehlzuspiele mitansehen wie in anderen europäischen Ligen. Am genausten spielen sich die Italiener die Bälle zu, in der Serie A finden 83 Prozent aller Zuspiele einen Mitspieler.
Spannend ist Fussball vor allem dann, wenn so richtig schnell gespielt wird. Bekannt dafür ist in erster Linie die Premier League. Häufig führen dort die Mannschaften auf höchstem Tempo gefährliche Konter aus, nur um Sekunden später selber ausgekontert zu werden. Die Statistik bestätigt das.
In der Schweiz täuscht das Gefühl tatsächlich nicht: Die Spieler lassen sich nämlich überdurchschnittlich viel Zeit zwischen einzelnen Ballaktionen. Langsamer geht es nur in Portugal zu und her.
Mit Statistiken lässt sich bekanntlich nicht immer alles darstellen und zu behaupten, dass der beste Fussball dort gespielt wird, wo die besten Spieler ihrer Arbeit nachgehen, wäre sicherlich nicht komplett falsch.
Trotzdem begeistert die Schweizer Super League in Sachen Toren und Chancenerarbeitung durchaus. Allerdings führen langsame Spielzüge und eine hohe Anzahl Fehlpässe häufig dazu, dass der eine oder andere Zuschauer der Meinung ist, es würde dem Spiel gut tun, wenn er selber auf dem Platz stünde.
Aber insgesamt können wir mit dem Niveau des Schweizer Klubfussballs absolut zufrieden sein.