Königliche Krise Reals Horrorbilanz(en) – wiegt der Abgang von Ronaldo doch schwerer als gedacht?

S10B

3.10.2018

Der Titelverteidiger bleibt erstmals seit 2007 in drei aufeinanderfolgenden Spielen torlos. Trotz drei Aluminiumtreffern ist die Pechsträhne kein Zufall. Fehlt Ronaldo Real Madrid doch mehr, als man es sich eingestehen will?

Das Spiel gegen ZSKA Moskau beginnt für Real Madrid schon mal schlecht: Der deutsche Nationalspieler Toni Kroos mit einem üblen Fehlpass, Nikola Vlasic kann den Ball übernehmen und tanzt den hüftsteifen Raphael Varane aus und schliesst trocken ab. Nach gerade Mal 65 Sekunden (!) liegt der Ball schon im Tor der Madrilenen. Bis am Schluss rennt der Titelverteidiger gegen die aufopfernd kämpfenden Moskauer an, das änderte aber nichts an Reals erster Niederlage in Russland seit 17 Jahren. 

«Wenn du nicht triffst, ist es natürlich schwer, das Spiel zu gewinnen. Wir haben es in jeder Hinsicht probiert und aus jeder Position versucht, aber das Tor nicht getroffen. Die Einstellung, Arbeit und Lust der Mannschaft ist nicht infrage zu stellen.»

Real-Coach Julen Lopetegui

Natürlich hat das königliche Ballett (grosses) Pech mit drei Aluminiumtreffern, der letzte davon in der 90. Minute. Und bei den Spaniern fehlten mit Sergio Ramos, Gareth Bale, Marcelo und Isco wichtige Spieler – kurz vor der Pause muss zu allem Übel auch noch Dani Carvajal mit einer Wadenverletzung ausgewechselt werden. Nichtsdestotrotz scheitert Real Madrid mehr an sich selber als am Gegner.

Die Horrorbilanz

Gleich 26 Mal schiessen die Gäste auf das Tor von Igor Akinfeev, der in der Nachspielzeit mit Gelb-Rot vom Platz fliegt. Am Ende steht eine glatte 0 in der Bilanz. Die magere Ausbeute passt momentan ins Bild des Starensemble. In den letzten vier Spielen (ZSKA, Atletico, Sevilla, Espanyol) verzeichneten sie 82 Torversuche (Schüsse auf und neben das Tor, sowie geblockte), nur Marco Asensio traf vor 12 Tagen ins Tor. In der Champions League war es sogar das erste Mal seit 30 Spielen, dass die Madrilenen kein Tor erzielten.

Der gesetzte Stossstürmer Karim Benzema lief gestern sogar als Captain auf. Die Binde half nicht, seine Horrorstatistik aufzubessern. So brachte der Franzose in den letzten 6 Spielen und insgesamt 449 Minuten keinen Ball aufs Tor (bei 15 Torversuchen).   

Trainer Julen Lopetegui will die Niederlage aber nicht an Benzema festmachen: «Jeder Spieler geniesst unser grösstes Vertrauen, Karim ebenfalls. Er ist fantastisch in die Saison gestartet, jetzt ist aber nicht nur er erfolglos. Er verdient sich mit Sicherheit mehr Tore. Wir sind davon überzeugt, dass die Tore fallen werden. Es ist aber nicht nur seine Verantwortung, sondern die der gesamten Mannschaft.»

Karim Benzema trifft das Tor nicht (mehr).
Karim Benzema trifft das Tor nicht (mehr).
Bild: Getty Images

Ronaldo akzeptierte kein «Nein» im Strafraum

Neben dem glücklosen Benzema stürmten gestern mit Marco Asensio und Lucas Vasquez die beiden Supertalente, welche das Bild des ruhmreichen Klubs in der nahen Zukunft prägen sollen. Sicherlich fehlen mit Garteh Bale und Isco zwei Spieler, die für Überraschungen und Tore sorgen können. Vielleicht hat der Sieger der drei letzten CL-Ausgaben aber auch die Lücke unterschätzt, welche Cristano Ronaldo hinterlassen hat.     

«Man wird die Abwesenheit von Ronaldo nicht bemerken.»

Mittelfeldspieler Dani Ceballos

Wenn die Stürmer nicht treffen, stockt der Motor bei Madrid sofort. Denn die Mittelfeldspieler Casemiro, Kroos und Modric treffen selten ins Tor:
Kummuliert gelang den drei Cracks in dieser Saison in bisher 29 Spielen kein einziges Tor und nur 2 Assists!

Man kann von Ronaldo halten was man will, aber der Portugiese wusste immer, wo das Tor steht. Und meistens kannte er kein Pardon. Jetzt stellt der fünffache Weltfussballer seine Qualitäten bei Juventus unter Beweis.

Jetzt ist (noch) nicht die Zeit, in den Panikmodus zu verfallen. Dafür ist die Saison noch zu jung, die Resultate können noch korrigiert werden. In der Liga begeistert auch Meister Barcelona nicht und in der Königsklasse liegt Madrid zusammen mit der AS Roma nur einen Punkt hinter Leader ZSKA Moskau zurück. Trotzdem sollten die (Offensiv-)Spieler ihr Visier schleunigst richtig einstellen. Ansonsten dürften die Tage von Trainer Julen Lopetegui bald gezählt sein.

«Man kann die Sonne nicht mit dem Finger bedecken.»

Real-Goalie Keylor Navas

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