Nach ersten Verlustpunkten Wie verwundbar ist Bayern München?

lbe

27.9.2018

Trotz starkem Saisonstart nicht ohne Sorgen: Bayern-Coach Niko Kovac.
Trotz starkem Saisonstart nicht ohne Sorgen: Bayern-Coach Niko Kovac.
Bild: Getty

Der FC Bayern München gibt am Dienstag durch ein 1:1-Unentschieden gegen Augsburg erstmals in dieser Saison Punkte ab. Bei einem Blick auf die Startaufstellung kein Grund zur Sorge – oder doch?

Trainer Niko Kovac verschrieb im Heimspiel gegen Augsburg gleich mehreren Stammspielern eine Pause. Leistungsträger wie Alaba, Lewandowski, Ribéry oder auch Jerome Boateng nahmen zu Beginn nur auf der Ersatzbank Platz. Da die Münchner national im Pokal und in der Meisterschaft, aber auch international in der Champions League hohe Ziele verfolgen, ist die Rotation der Startelf für den Bayern-Coach Pflicht. Kovac macht das vorbildlich und hat im Vergleich mit seinen Vorgängern den besten Start in der Debüt-Saison.

Trotzdem kann den Bayern-Fans bei einem Blick auf die Aufstellung am vergangenen Dienstag nicht alles gefallen: Auf der linken Abwehrseite ist da nämlich der zentrale Mittelfeldspieler Leon Goretzka neben Mats Hummels aufgestellt. Nicht, dass die Nummer 18 auf keinen Fall in die Startelf gehört. Aber nicht als Aussenverteidiger. 

Prompt wird Goretzka in der Halbzeit ausgewechselt und mit David Alaba auch durch einen gelernten Verteidiger ersetzt. Kovac betont allerdings in der Pressekonferenz, dass der Wechsel nicht aufgrund der Leistung zu Stande kam: «Leon hab ich ausgewechselt, weil er ein dickes Sprunggelenk hat. Ich finde, er hat das 45 Minuten gut gemacht. Natürlich kann man einen David Abraham (er meinte wohl David Alaba, Anm.d.Red.) nicht eins zu eins ersetzen.» 

Doch auch ein David Alaba kann nicht eine ganze Saison durchspielen. Dem Coach fehlen aber die Alternativen: «Wir haben nur zwei gesunde Aussenverteidiger, die wir auch schonen und vor Verletzungen schützen müssen.» Warum hat der deutsche Rekordmeister mit Alaba und Kimmich bloss zwei einsatzbereite Aussenverteidiger?

Viele Verletzte

Einerseits verletzte sich der langjährige Rechtsverteidiger Rafinha im Spiel gegen Leverkusen nach einem brutalen Foul von Karim Bellarabi am Innenband. Andererseits liess man mit Juan Bernat einen valablen Ersatz auf der linken Abwehrseite trotz laufendem Vertrag nach Paris ziehen. Doch auch im Mittelfeld gab es für die Münchner in der jungen Saison bereits Rückschläge zu verdauen. Mit den beiden Franzosen Corentin Tolisso im Zentrum und Kingsley Coman über die Aussenbahn verletzten sich gleich zwei Zukunftshoffnungen und werden in der Hinrunde wohl nicht mehr zum Einsatz kommen.

Aktuell fällt dies nur nicht ins Gewicht, weil die Bayern gerade im Mittelfeld breit besetzt sind. Auf den Aussenbahnen stehen die Routiniers Ribéry und Robben sowie Serge Gnabry zur Verfügung und im Zentrum gibt es mit Martinez, Thiago, Sanches, James Rodriguez und Goretzka auch die Möglichkeit, im System zu variieren. Wobei sich ja Letzterer im Spiel gegen Augsburg am Knöchel verletzte und zumindest für die Partie gegen die Hertha ausfallen wird.

Das Kader ist in der noch jungen Saison doch schon merklich dünner geworden. Sollten weitere Spieler ausfallen, kann es auch für den grossen FCB zu Engpässen kommen. Auf der Position des Linksverteidigers beispielsweise hat Kovac in Leon Goretzka wohl noch nicht den geeigneten Ersatz für Alaba gefunden.

Ein Mann für alles

Und dann gibts da noch Thomas Müller. Auf die Frage eines Journalisten, der sich über die Position von Müller im System wundert («Manchmal steht er genau neben Lewandowski, dann wieder auf der acht, dann auf der sechs») sagt Kovac: «Er ist ein sehr vielseitiger Spieler, der viele Positionen spielen kann. Er ist nicht greifbar. (...) Er will überall da sein und helfen. Und das macht ihn so wertvoll. Er tut ungemein viel für die Mannschaft neben und auf dem Platz, was gar nicht so wahrgenommen wird. Er bereitet vor und macht Wege, die man so in der Form nicht sieht.»  

Genau deshalb bewertet er die Leistungen seines «Allrounders» nicht aufgrund seiner Tore, sondern «die Art und Weise, wie er spielt und was er der Mannschaft gibt». Trotzdem hätte er wohl nichts einzuwenden, wenn Müller morgen Abend im Olympiastadion in Berlin (20:30 Uhr) seine besser bekannten Offensivqualitäten unter Beweis stellen würde. 

Die Pressekonferenz mit Niko Kovac

Zurück zur Startseite