YB-Noten YB-Noten: Trotz Pleite – fast alle Berner bestehen Charaktertest

Von Patrick Lämmle

19.3.2021

Nach dem 0:3 im Hinspiel auswärts bei Ajax, setzt es für YB zu Hause eine 0:2-Niederlage ab. Trotz des klaren Verdikts, im Rückspiel verdienen sich einige YB-Akteure gute Noten.

Oft neigt man dazu, nach Niederlagen alles schlecht zu reden und nach Siegen nur so mit Lob um sich zu werfen. Doch das wird der Sache nicht gerecht. Denn es steht immer auch ein Gegner auf dem Platz. Und Ajax Amsterdam ist nun mal eine andere Hausnummer als YB, das zeigt alleine schon der Blick auf die Marktwerte (Ajax: 348,25 Mio. Euro / YB: 55,95 Mio. Euro). Dass YB von Beginn an versucht aufs Gaspedal zu drücken, zeigt, der Wille und die Einstellung stimmen. Auch nach dem K.o.-Schlag in der 20. Minute zerfallen die Berner nicht in ihre Einzelteile, das zeugt zumindest von Charakter, wie man im Fussballjargon so gerne zu sagen pflegt.

Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch


Torhüter

Ø  5

Torhüter

Guillaume Faivre

Faivre hält, was es zu halten gibt. Beim ersten Gegentor absolut machtlos. Stark ist seine Parade in der 47. Minute – blitzschnell schliesst er die Beine und kann so einen Schuss aus kurzer Distanz abwehren. Beim Penalty in der 49. Minute ist er mit den Händen noch am Ball dran, kann ihn aber nicht um den Pfosten lenken. Der Stellvertreter von Von Ballmoos ist in beiden Spielen alles andere als ein Risikofaktor.


Verteidiger

Ø  5

Rechtsverteidiger

Silvan Hefti

Eine klare Leistungssteigerung im Vergleich zum Hinspiel, wo er mehrmals im Schilf stand. Der 23-Jährige hat seine Gegenspieler mehrheitlich im Griff und bügelt zweimal in höchster Not aus. In der 38. Minute blockt er einen Schuss, der wohl im Tor gelandet wäre und in der 78. Minute klärt er auf der Linie. Auch im Spiel nach vorne setzt er vereinzelt Akzente.


Ø  2.5

Innenverteidiger (bis 66. Minute)

Mohamed Ali Camara

In der 38. Minute sieht er nach einer YB-Ecke Gelb und er dürfte sich nicht beklagen, wenn er in der 53. Minute mit Gelb-Rot vom Platz gestellt würde. Als «Angreifer» bei einem YB-Freistoss schubst er seinen Gegenspieler zu Boden. Zwischen den beiden Karten leitet er mit einem katastrophalen Pass eine Top-Chance von Ajax ein und kurz darauf verschuldet er einen Handspenalty. In der 66. Minute wird er ausgewechselt. Eine kluge Entscheidung von Seoane, denn es riecht förmlich nach Platzverweis.


Ø  4

Innenverteidiger

Fabian Lustenberger

Der YB-Captain hat den einen oder anderen Wackler drin, macht insgesamt aber ein ordentliches Spiel. Beim ersten Gegentor ist sein Stellungsspiel nicht optimal. Weil er den Ballverlust von Nsame im Mittelfeld nicht antizipiert, verschiebt er zu spät ins Abwehrzentrum und kann so den Assistgeber nicht mehr entscheidend stören.


Ø  3

Linksverteidiger (bis 46. Minute)

Jordan Lefort

Eigentlich macht er seine Sache ordentlich. Doch er steht am Ursprung des 0:1, das YB den K.o.-Stoss versetzt. Bei einem Einwurf prüft er mehrere Optionen und entscheidet sich dann für die schlechteste. Anstatt den Ball an der Linie entlang nach vorne zu spielen oder eben hintenrum, wirft er die Kugel ins Zentrum. Nsame bringt diese nicht unter Kontrolle und schon läuft der Konter, der zum Tor führt. Nach der Pause bleibt er in der Kabine.


Mittelfeldspieler

Ø  4.5

Flügel (bis 71. Minute)

Christian Fassnacht

Der Wille ist da, im Spiel nach vorne etwas zu reissen. In der 13. Minute verfehlt er mit seinem Kopfball nach einer Ecke aber das Ziel, so auch bei seinem Distanzschuss kurz nach dem 0:2. Gefährlich wird es in der 59. Minute. Mit dem Ball am Fuss zieht er elegant zur Mitte und zimmert das Leder vom Sechzehnereck aufs Tor, findet seinen Meister aber im Ajax-Schlussmann.


Ø  4

Zentraler Mittelfeldspieler 

Sandro Lauper

Auch Lauper zieht keinen Wundertag ein, tritt aber auch nicht negativ in Erscheinung. Er scheut sich nicht vor Zweikämpfen und hält auch mal die Eisen rein, muss aber auch selbst ordentlich einstecken. Nach der Auswechslung von Camara übernimmt er dessen Position in der Verteidigung. Und in dieser Rolle lässt er mit einem präzisen 60-Meter-Pass in den Lauf von Nsame, perfekt über die gegnerische Abwehrreihe gezogen, seine durchaus vorhandenen fussballerischen Qualitäten aufblitzen.


Ø  4

Zentraler Mittelfeldspieler

Vincent Sierro

Sierro, er ersetzte in der ansonsten gegenüber dem Hinspiel unveränderten Startelf den gesperrten Michel Aebischer, ist bemüht, das Spiel zu gestalten. In der 32. Minute verliert er in der gegnerischen Platzhälfte den Ball und schon lanciert Ajax einen brandgefährlichen Konter – allerdings muss man auch Camara für sein Hochrisikozuspiel auf Sierro tadeln. Schön anzusehen ist dagegen sein vermeintlicher Assist – aus dem Fussgelenk flankt er auf den zweiten Pfosten, wo Nsame einnickt. Nachdem sich der Schiedsrichter die Szene noch einmal am Bildschirm angesehen hat, annulliert er das Tor wegen einer Abseitsposition von Elia – ein äusserst umstrittener Entscheid.


Ø  4

Flügelspieler (bis 71. Minute)

Miralem Sulejmani

Dafür, dass er bereits in der Halbzeitpause auf dem Weg in die Kabine sein Trikot tauscht, müsste man ihm eigentlich die Note 1 geben, ein absolutes No-Go. Das Offensivspiel der Berner hat er aber, ganz besonders in der Startphase, belebt. In der 14. Minute wird es nach einer seiner Flanken brandgefährlich, wenige Minuten später vergibt er dann ein dickes Ding. Mit seinem Abschluss wartet er einen Tick zu lange, aber immerhin lebt bei den YB-Fans dank dieses furiosen Starts die Hoffnung auf ein Wunder, auch wenn sie bereits in der 20. Minute stirbt. Aber Sulejmani versteckt sich auch nach dem Nackenschlag nicht und spielt in der 37. Minute dem Gegner den Ball an die Hand, der Penalty-Pfiff bleibt aus. Auch hier hätte man anders entscheiden können.

Trikot-Tausch in der Halbzeitpause? Muss nicht sein!
Trikot-Tausch in der Halbzeitpause? Muss nicht sein!
Bild: Getty

Angreifer

Ø  3

Rechter Stürmer (bis 66. Minute)

Meschack Elia

Der 23-Jährige verfügt über ordentlich PS, aber damit muss man auch umzugehen wissen. In mehreren Situationen fällt er fussballerisch durch, sei es weil die Ballkontrolle ungenügend ist oder weil es an der Präzision mangelt. Er hat zweifellos grosses Potenzial und hat das auch schon des Öfteren gezeigt, im Rückspiel gegen Ajax kann er aber nicht überzeugen.


Ø  3.5

Linker Stürmer

Jean-Pierre Nsame

In der 14. Minute vergibt er eine dicke Chance, für einen Stürmer seines Formats fast schon eine Hundertprozentige. Kurz darauf setzt er seinen Körper stark ein und ermöglicht so Sulejmani die nächste YB-Chance. Bitter, dass ausgerechnet er kurz darauf im Mittelfeld (nach dem Einwurf von Lefort) den Ball verliert und so das Ajax-Tor mitverschuldet. Pech hat er dann auch, dass sein Kopfballtor zum 1:2 annulliert wird, da Mitspieler Elia in seinem Rücken im Abseits steht. Zumindest durch die Schweizer Brille lässt sich der Entscheid nur schwer nachvollziehen. Eine Viertelstunde vor Schluss vergibt er dann eine weitere Torchance, die er an einem guten Tag wohl genutzt hätte. Positiv betrachtet könnte man auch sagen, dass er im Vergleich zum Hinspiel immerhin zu Torchancen kam. Aber ein Nsame wird nicht an Chancen, sondern an Toren gemessen.


Eingewechselte Spieler

Ø  4

Ab 46. Minute für Lefort

Quentin Maceiras

Der 25-jährige Schweizer zeigt defensiv eine solide Leistung. Bei einem seiner Vorstösse geht er im gegnerischen Sechzehner zu Boden, der eine oder andere Unparteiische hätte vielleicht auf Elfmeter entschieden, da es eine leichte Berührung gibt. Von einem Fehlentscheid kann dennoch keine Rede sein.


Ø 

Ab 66. Minute für Camara

Fabian Rieder

Rieder fügt sich gut ins Spiel ein und man darf sich freuen, dass er an der U21-EM (Gruppenphase: 24. und 31. März 2021) für die Schweiz auflaufen wird. Bleibt zu hoffen, dass er auch kommende Saison bei YB spielt und nicht bereits dem Lockruf aus dem Ausland folgt. Ein Fehler, den viel zu viele junge Spieler begehen. Für eine Benotung ist sein Einsatz zu kurz.


Ø 

Ab 66. Minute für Elia

Felix Mambimbi

Auch Mambimbi werden wir an der U21-EM im Einsatz sehen, genau wie der im Rückspiel gegen Ajax nicht eingesetzte Cédric Zesiger. Zu kurz für eine Benotung.


Ø 

Ab 71. Minute für Fassnacht

Gianluca Gaudino

Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.


Ø 

Ab 71. Minute für Sulejmani

Marvin Spielmann

Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.


Telegramm

Young Boys – Ajax Amsterdam 0:2 (0:1)

SR Madden (SCO). – Tore: 21. Neres (Tadic) 0:1. 49. Tadic (Handspenalty) 0:2.

Young Boys: Faivre; Hefti, Camara (66. Rieder), Lustenberger, Lefort (46. Maceiras); Fassnacht (71. Gaudino), Lauper, Sierro, Sulejmani (71. Spielmann); Elia (66. Mambimbi), Nsame.

Ajax Amsterdam: Stekelenburg; Rensch (80. Schuurs), Alvarez, Martinez, Tagliafico (74. Klaiber); Gravenberch, Klaassen, Blind (65. Kudus); Antony (80. Brobbey), Tadic, Neres (67. Idrissi).

Bemerkungen: Young Boys ohne Aebischer (gesperrt), Von Ballmoos (rekonvaleszent), und Petignat (verletzt). Ajax Amsterdam ohne Haller (nicht spielberechtigt), Onana (Dopingsperre) Mazraoui (verletzt) und Timber (krank). Verwarnungen: 38. Camara (Foul), 73. Rensch (Foul), 94. Nsame (Foul).



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