BVB Favre vor Job-Showdown: «Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen»

dpa

29.11.2019

BVB-Coach Lucien Favre steht am Samstag gehörig unter Druck.
BVB-Coach Lucien Favre steht am Samstag gehörig unter Druck.
Bild: Keystone

Lucien Favre gegen Jürgen Klinsmann – das Duell mit dem neuen Hertha-Coach könnte über die Zukunft des Schweizer Fussball-Lehrers beim BVB entscheiden. Die turbulente Rückkehr des Teamfliegers nach dem 1:3 in Barcelona sorgte für zusätzliche Aufregung.

Der ruppige Anflug auf den Dortmunder Flughafen passte zur turbulenten sportlichen Lage. Erst nach einem abgebrochenen Versuch glückte dem Piloten des BVB-Mannschaftsfliegers bei starken Scherenwinden und heftigem Regen im zweiten Anlauf die Landung.

Nach kurzem Durchatmen am Kofferband ging es für die Profis auf direktem Weg zum nahen Trainingsgelände, um keine Zeit für die Vorbereitung auf die vor allem für Trainer Lucien Favre knifflige nächste Aufgabe am Samstag bei Hertha BSC zu verlieren.



Das 1:3 (0:2) seines Teams gegen den FC Barcelona bei der grossen Jubiläums-Gala von Lionel Messi in dessen 700. Pflichtspiel für die Katalanen am Tag zuvor erhöhte den Druck für den 62 Jahre alten Schweizer beträchtlich. Ohne einen Sieg beim neuen Club des ehemaligen Bundestrainers Jürgen Klinsmann droht Favre das Aus. Trotz der jüngsten Schlagzeilen über sein «Job-Endspiel gegen Klinsi» («Bild») gab er sich zuversichtlich: «Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen. Ich habe Vertrauen.»

Dass sowohl Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke als auch Sportdirektor Michael Zorc beim Rückflug aus der katalanischen Metropole fehlten, schürte Gerüchte über die bereits eingesetzte Suche der beiden Führungskräfte nach einem neuen Coach oder nach neuen Spielern. «Sie sind nicht auf Trainersuche, sondern haben unabhängig voneinander verschiedene Termine», dementierte Mediendirektor Sascha Fligge noch am Flughafen.

Verhaltener Optimismus

Der im Vergleich zu den beiden desaströsen Auftritten gegen FC Bayern (0:4) und den SC Paderborn (3:3) leichte Formanstieg stimmte zumindest Trainer und Profis zuversichtlich, die Trendwende in Berlin zu schaffen. «Es war zumindest kein Schritt tiefer in die Krise und es ist nichts passiert, wofür wir uns als Mannschaft schämen müssen», urteilte Abwehrchef Mats Hummels.

Allerdings könnte das 1:3 in Barcelona der Borussia teuer zu stehen kommen. Schliesslich ging der zweite Tabellenplatz an das punktgleiche Team von Inter Mailand (jeweils 7 Zähler) und damit die gute Ausgangslage im Kampf um den Einzug in das finanziell lukrative Achtelfinal der Champions League verloren. Selbst bei einem Heimsieg im letzten Gruppenspiel am 10. Dezember über Slavia Prag wäre der BVB auf Schützenhilfe angewiesen. «Deshalb war es ein bitterer Abend für uns», klagte Lizenzspielerchef Sebastian Kehl.



Es erscheint unwahrscheinlich, dass sich die bereits für die K.o.-Runde qualifizierten Katalanen bei Inter Mailand nochmals mächtig ins Zeug legen. «So wie ich Barça kenne, wechseln sie in solchen Situation gern ein bisschen durch. Aber ich hoffe, dass es auch die zweite Garde schafft, gegen Inter etwas zu holen», sagte Nationalspieler Julian Brandt. Ähnlich sah es Hummels: «Ich hoffe, dass sie Lionel gegen Inter aufstellen», sagte er voller Hochachtung für den Argentinier, der ein Tor selbst erzielt und zwei Treffer in unnachahmlicher Manier vorbereitet hatte.

Dass Favre bei der Auswahl seiner Startelf erneut für Diskussionen sorgte, passte ins Bild eines vom Glück verlassenen Trainers. Denn der zuletzt formschwache und deshalb aus nahe liegenden Gründen zunächst auf die Ersatzbank verbannte Jadon Sancho belebte das BVB-Spiel nach seiner Einwechslung zur Pause merklich. Dagegen blieb der von Favre in der ersten Halbzeit für Sancho offensiv eingesetzte gelernte Aussenverteidiger Nico Schulz wirkungslos.



Der Grund für diese Rochade könnte eine erneute Disziplinlosigkeit von Sancho gewesen sein. Nach Medienrichten hatte er am Morgen vor der Partie das Frühstück verpasst und war verspätet zur Teambesprechung erschienen. Das wollte Vereinssprecher Fligge auf dpa-Anfrage jedoch nicht bestätigen.

Endspiel gegen Jürgen Klinsmann

Viel Zeit, die richtigen Schlüsse aus der Niederlage in Barcelona zu ziehen, bleibt Favre nicht. Schon am Samstag muss der in die Kritik geratene Trainer für die Partie bei Hertha BSC die richtigen Antworten finden. Angreifer Brandt schwant, dass die ohnehin knifflige Aufgabe durch den Trainerwechsel der Berliner von Ante Covic zu Jürgen Klinsmann noch unangenehmer werden könnte: «Spiele sind immer schwieriger, wenn bei der anderen Mannschaft ein neuer Trainer im Amt ist. Die Berliner werden sich neu beweisen wollen», kommentierte er.



Gleichwohl gab Torhüter Roman Bürki die Richtung unmissverständlich vor: «Jetzt ist ein Sieg in Berlin Pflicht.» Auch BVB-Sportdirektor Michael Zorc sieht dringenden Handlungsbedarf: «In Berlin wollen wir die Trendwende in der Bundesliga schaffen und wieder den Anschluss an die obereren Plätze schaffen.»

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