Bundesliga Fernandes, Pizarro, Coutinho & Co.: Die stillen Abschiede 

dpa/SB10

26.6.2020

Bundesliga-Urgestein Claudio Pizarro verlässt die Bühne.
Bundesliga-Urgestein Claudio Pizarro verlässt die Bühne.
Bild: Getty

Das Ende dieser aussergewöhnlichen Fussballsaison wird begleitet von vielen stillen Abschieden. Einige Altgediente und einstige Hochkaräter gehen. WM-Torschütze Götze, Oldie Claudio Pizarro und Edeltechniker Coutinho – die Liga verliert einige Aushängeschilder.

Der Oldie

 «Das ist das letzte Jahr, ganz sicher», hatte Pizarro vor dem Bundesliga-Auftakt im Juli vergangenen Jahres gesagt. «Ich fühle mich ganz gut, aber das ist genug jetzt.» Und nun hat die Abschiedstournee des 41-Jährigen beim Heimspiel von Werder Bremen gegen den 1. FC Köln tatsächlich ein Ende. Die Liga ist dann um den ältesten Torschützen der Bundesligageschichte ärmer – und bei einem Misserfolg auch um die Bremer selber, denen der Abstieg in die 2. Liga droht.

Obwohl es in dieser Saison bisher zu keinem Tor gereicht hat, geht der Peruaner mit 197 Treffern als zweitbester ausländischer Torschütze der Bundesliga hinter Robert Lewandowski. Ein Abschiedsspiel für Pizarro soll es vermutlich im nächsten Jahr geben.



Der Routinier

Seine letzte Saison hat auch Gladbachs technisch versierter Raffael für die «Fohlen» gespielt. Der 35 Jahre alte Offensivspieler erhält bei der Borussia nach sieben Jahren keinen neuen Vertrag. «Wir werden den Vertrag mit Raffael nicht verlängern», sagte Sportdirektor Max Eberl am Donnerstag und nannte dies «eine sportliche Entscheidung».

Raffael war nach einer langen Verletzungspause erst kürzlich wieder in das Mannschaftstraining eingestiegen. Eberl bezeichnete den gebürtigen Brasilianer, der inzwischen auch einen deutschen Pass hat, als «Gesicht der vergangenen Jahre», sagte aber auch: «Es gab offene, angenehme und ehrliche Gespräche mit ihm und seinem Berater. Wir gehen freundschaftlich auseinander.»

Die Allzweckwaffe

Der 33-jährige Romand hat vor einigen Wochen seinen Rücktritt angekündigt: «Ich wollte den Zeitpunkt und die Umstände immer selbst bestimmen und nicht aufhören, weil es nicht mehr anders ging», begründete Fernandes den Entscheid. Sein Fazit: «Ich hatte oft unglaubliches Glück.»

Tatsächlich durfte der defensive Mittelfeldspieler mit dem grossen (Kämpfer-)Herz schon für viele illustre Klubs auflaufen: Sion, Manchester City, Saint-Étienne, Chievo Verona, Leicester City, Udinese, Sporting Lissabon, Freiburg, Stade Rennes und Eintracht Frankfurt. Der lebensfrohe Routinier war nicht nur im Verein auf der internationalen Bühne unterwegs, sondern auch jahrelang Nationalspieler in der Schweiz. «Die letzten 17 Jahre meines Lebens waren einfach fabelhaft, ich hatte das Glück, einen Kindheitstraum zu verwirklichen», so der 67-fache Internationale.



Der Edelfuss

«Das ist ein super Spieler, ein super Junge», beglückwünschte Jürgen Klopp 2019 die Bayern nach deren Leihe des Edeltechnikers Philippe Coutinho vom FC Barcelona. Nun ist nach nur einer Saison für den Brasilianer vermutlich Schluss beim Rekordmeister.

Coutinho ist zwar nach einer Operation am Fuss wieder zurück bei der Mannschaft, spielte jedoch zuletzt in der Planung der Münchner keine Rolle. Die Münchner werden die 120 Millionen Euro teure Kaufoption wohl nicht ziehen.

Philippe Coutinho fand in München sein glück nicht.
Philippe Coutinho fand in München sein glück nicht.
Bild: Getty

Der WM-Held

Der Abgesang des WM-Finaltorschützen Mario Götze setzte schon lange vor der diesjährigen Saison beim BVB ein: Im WM-Finale 2014 sagte Bundestrainer Jogi Löw noch zu Götze: «Jetzt zeig der Welt, dass du besser als Messi bist.» Doch so gut wie der Argentinier ist der hochveranlagte Götze nie geworden. Nach seinem Wechsel zu den Bayern 2013 konnte der heute 28-Jährige selten die Erwartungen erfüllen.

Nach drei leidvollen Spielzeiten beim Rekordmeister kehrte er 2016 zu den Schwarz-Gelben zurück. Eine Stoffwechselstörung brachte ihn dort früh aus dem Tritt. Zuletzt passte Götze nicht mehr ins System von Trainer Lucien Favre und wird auch gegen Hoffenheim nicht im Kader stehen. Ende Mai verkündete BVB-Sportdirektor Michael Zorc: «Wir sind in einer Situation, die für beide Seiten nicht zufriedenstellend ist.» Wohin es für Götze geht, ist noch unklar.

Der Musterschüler

Einen leisen Abschied hat Timo Werner schon hinter sich. Am Samstag zeigte er sich ein letztes Mal in der Leipziger Red Bull Arena beim 0:2 gegen Borussia Dortmund vor leeren Rängen. Der gefeierte Star, der 2016 für 14 Millionen Euro vom VfB Stuttgart nach Leipzig kam, konnte bei RB seinen Marktwert seitdem fast vervierfachen.

Für etwa 54 Millionen Euro sicherte sich Chelsea für die kommende Saison die Dienste des 24-jährigen Schwaben. «Er wird uns stärker machen, hat ein riesiges Talent und eine fantastische Saison gespielt. Sein Talent und seine Einstellung sind herausragend», sagte der Coach des Londoner Clubs, Frank Lampard, vor kurzem auf einer Pressekonferenz.



Der Torero

Seine Jubelgeste brachte Mario Gomez einst den Spitznamen «Torero» ein. Mittlerweile ist es um den einstigen Top-Stürmer ruhiger geworden. Der 34-Jährige, der mit den Stuttgartern am vergangenen Wochenende den Bundesliga-Aufstieg praktisch festzurrte, fand sich zuletzt meist auf der Ersatzbank wieder. Dennoch blickt der Stürmer auf eine beeindruckende Karriere zurück, gewann die Champions League mit den Bayern, sowie drei Meisterschaften, davon eine mit dem VfB Stuttgart.

«Er hat eine aussergewöhnliche Karriere als Spieler und damit gehört er zu den Besten, die in der Bundesliga gespielt haben auf seiner Position», sagte unlängst sein alter Trainer beim VfB, Felix Magath. Nun soll der Ex-Nationalstürmer die Schwaben am Saisonende verlassen. Ob Gomez seine Karriere beendet oder bei einem anderen Club fortsetzt, steht noch nicht fest.

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