Seine drei Jahre auf Schalke waren der blanke Horror, doch seit seinem Wechsel zu Gladbach im Sommer dreht Breel Embolo so richtig auf. Das hat seine Gründe.
Am vergangenen Wochenende hat sich Breel Embolo endgültig in die Herzen der Gladbach-Fans gespielt. Mit zwei Toren und einem Assist schoss der Schweizer Freiburg beim 4:2-Sieg fast im Alleingang ab und sorgte dafür, dass die «Fohlen» auch nach dem 13. Spieltag von der Bundesliga-Tabellenspitze grüssen. Da verzeihten ihm die Anhänger auch den verschossenen Penalty. Mehr noch: Sie widmeten Embolo sogar einen eigenen Fan-Song. Die weltberühmte Ballade «Ti amo» von Umberto Tozzi in der Embolo-Version – mehr Liebesbeweis geht nicht.
Fünf Liga-Tore hat der 22-Jährige in dieser Saison schon erzielt – und damit seinen eigenen Rekord in der Bundesliga bereits eingestellt. Zuletzt stand er auch erstmals in dieser Saison im Team der Runde des Fachmgazins «Kicker». Bei der Überraschungsmannschaft aus Gladbach ist Embolo gar nicht mehr wegzudenken. Das hat mehrere Gründe – «Bluewin» hat fünf gefunden.
1. Mehr Vertrauen
Nach seinem Wechsel aus Basel nach Deutschland hatte der Sturmtank vor allem viel Pech. In der ersten Saison auf Schalke setzte ihn eine schwere Sprunggelenksverletzung fast die ganze Spielzeit ausser Gefecht, im zweiten Jahr spielte er unter Trainer Dimenico Tedesco nur eine kleine Rolle und in der letzten Saison musste Embolo wegen eines Fussbruchs lange aussetzen. Das führte dazu, dass er von Medien und Fans als Fehleinkauf abgestempelt wurde. 26,5 Millionen Euro zahlte Schalke 2016 für den Nati-Stürmer, der erst in seinen letzten Monaten regelmässig zu Startelf-Einsätzen kam.
Bei Gladbach erhielt Embolo von Beginn weg viel Vertrauen. Trotz grosser Konkurrenz steht der 22-Jährige fast immer in der Startelf. Und kriegt auch immer wieder Lob von Trainer Marco Rose, der nach dem Freiburg-Spiel zwar mit einem Augenzwinkern sagte, dass sich «das Thema Elfmeter dann erst mal erledigt hat bei Breel», aber «das Drumherum war natürlich richtig gut bei ihm. Er war sehr fleissig und hat viele Situationen kreiert.»
2. Es will mehr gelingen
Durch das Vertrauen des Trainers, der Teamkollegen und der Fans steigerte sich bei Embolo auch das Sebstvertrauen. Das zeigt sich in den Statistiken. Gemäss Auswertungen der Daten-Experten von «Opta» schiesst der Nati-Stürmer in dieser Saison alle 29 Minuten aufs Tor, bei Schalke waren es nur alle 50 Minuten. Dabei steigerte Embolo seine Chancenverwertung von 24 auf 26 Prozent. Er traut sich also mehr zu – und es gelingt ihm auch mehr.
3. Mehr ins Spiel involviert
Während Embolo in der Nati vor allem auf dem Flügel eingesetzt wird, war er auf Schalke im Sturm oft auf sich alleine gestellt. Er musste auf die Bälle warten, obwohl es eigentlich seine Stärke ist, Bälle zu erobern und schnell umzuschalten. Das scheint auch Trainer Rose so zu sehen. Er stellt den Schweizer nicht nur im Sturmzentrum auf, sondern traut ihm auch die Position als hängende Spitze zu. So kommt der Schweizer in dieser Spielzeit nicht nur auf fünf Tore, sondern auch auf zwei Torvorlagen – und unzählige Balleroberungen im Mittelfeld. Embolo wird mehr ins Spiel der Borussia eingebunden, er hat durchschnittlich 46 Ballaktionen pro Spiel – bei Schalke waren es nur 40.
4. Endlich (fast) verletzungsfrei
Nach seinen beiden schweren Verletzungen, die ihn in seiner Schalke-Zeit insgesamt länger als ein Jahr ausser Gefecht setzten, scheint sich die Verletzungshexe bei Embolo nun endlich aus dem Staub gemacht zu haben – Holz anfassen. Seit März spielt der 22-Jährige fast verletzungsfrei. Nur rund um die letzte Nati-Pause musste er zwei Wochen wegen eines Muskelfaserrisses aussetzen.
5. Harmonie im Kader
Zu guter Letzt scheint auch die gute Stimmung in der Mannschaft extrem auf Embolo abzufärben – und das nicht nur aufgrund der traumhaften Tabellenlage. Auf Schalke war der Druck riesig, schliesslich hatte dieser grosse Klub nie zuvor so viel Geld für einen Spieler, der beim Transfer noch ein Teenager war, in die Hand genommen. Bei Gladbach ist das anders. Bei der Borussia hat er die Möglichkeit, frei aufzuspielen. Niemand erwartet Wunderdinge vom noch immer sehr jungen Stürmer. Doch wohl genau deshalb schafft es Embolo nun, sein vollstes Potenzial auszuschöpfen.