Um ein Haar blieb Paris Saint-Germain erneut im Viertelfinal hängen – aber eben nur beinahe. Dank zwei später Tore schmeissen die Franzosen Atalanta Bergamo aus dem Turnier und stehen im Halbfinal. Hier sind fünf Gründe, warum PSG jetzt reif für den Titel ist.
Zum ersten Mal seit der Saison 1994/95 erreicht PSG in der Königsklasse die Halbfinals – zum ersten Mal überhaupt seit der Übernahme der katarischen Investoren im Jahr 2011. Nachdem die Pariser in den letzten Jahren auf teils dramatische Art und Weise vorzeitig ausgeschieden waren – man denke an die 1:6-Klatsche nach 4:0 Hinspiel-Sieg gegen Barcelona im Jahr 2017 oder das letztjährige Drama gegen Manchester United –, wurde schon von einem Fluch gesprochen, von welchem der französische Serienmeister besessen ist. Jetzt ist der ganze Druck weg – Neymar und Co. können nur noch gewinnen.
Weil die Ligue 1 als einzige Top-Liga die Saison wegen der Coronakrise abgebrochen hatte, war PSG fast fünf Monate ohne Ernstkampf. Lange wurde gerätselt, ob diese lange Pause nun ein Vorteil oder ein Nachteil sei fürs Final-8-Turnier. Die letzten 20 Minuten des Spiels vom Mittwoch haben gezeigt, dass PSG noch viel Saft hat, Atalanta dagegen nach einer langen Saison auf dem Zahnfleisch lief und nicht mehr über genügend Kraftreserven verfügte. «Die Pause hat Paris gutgetan», sagt auch Teleclub-Experte Mladen Petric. «Man hat deutlich gesehen, dass die Spieler in der zweiten Halbzeit frischer waren als die Italiener.»
Jetzt haben die Pariser nicht nur mehr Power als die anderen Teams in der Champions League, sondern nach ein paar Testspielen, zwei Cupfinals und der Partie gegen Atalanta auch genügend Spielpraxis, um im richtigen Moment wieder das Top-Niveau zu erreichen. Das Momentum spricht klar für das Team von Thomas Tuchel.
Kylian Mbappé ist neben Neymar zweifellos der wichtigste Spieler bei PSG. Das hat der 21-Jährige nach seiner Einwechslung in der 60. Minute einmal mehr eindrücklich bewiesen. Atalanta war mit Mbappés Tempo völlig überfordert, der Stürmer gab dann in der 93. Minute auch den Assist zum Siegtor von Choupo-Moting. Dass Mbappé überhaupt spielen konnte, war eine Überraschung, nachdem er sich im Cupfinal gegen Saint-Étienne vor drei Wochen nach einem harten Foul eine Knöchelverletzung zugezogen hatte und den Platz unter Tränen verliess. Gegen Atalanta reichte es für 30 Minuten, im Halbfinal dürfte der Wirbelwind dann von Beginn an spielen.
Im Halbfinal trifft PSG auf den Sieger des Duells zwischen Atlético Madrid und RB Leipzig. Zweifellos wird diese Aufgabe für die Pariser dann nicht weniger leicht als der Viertelfinal gegen Atalanta, doch die Franzosen gehen damit den anderen drei grossen Titelfavoriten aus dem Weg: Bayern München, Barcelona und Manchester City müssen sich zuerst selbst ausschalten und sind erst im Final mögliche Gegner von PSG.