Vergewaltigungsvorwürfe Fussballstars wie Balotelli, Pogba oder Vinicus feiern Freispruch von Mendy

SB10/DPA

16.7.2023 - 19:30

Mendy nach Vergewaltigungsvorwürfen freigesprochen

Mendy nach Vergewaltigungsvorwürfen freigesprochen

Der französische Fussballprofi Benjamin Mendy wurde in insgesamt acht Fällen vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen. Seine Anwältin Jenny Wiltshire bittet um Privatsphäre für ihren Mandanten.

16.07.2023

Der frühere Spieler des englischen Meisters Manchester City, Benjamin Mendy, ist im jüngsten Prozess um einen Vergewaltigungsvorwurf und den Vorwurf der versuchten Vergewaltigung freigesprochen worden.

Die Jury im Chester Crown Court befand den 28-jährigen ehemaligen französischen Nationalspieler für unschuldig. Ihm war vorgeworfen worden, im Oktober 2018 eine 29 Jahre alte Frau in seinem Anwesen in der Grafschaft Cheshire vergewaltigt zu haben. Auch die versuchte Vergewaltigung einer 24-Jährigen sollte sich der Anklage zufolge dort zwei Jahre später abgespielt haben.

Mendy nahm den Freispruch unter Tränen entgegen. Er war zuvor bereits in einem separaten Verfahren von dem Vorwurf der Vergewaltigung in sechs Fällen und einem Fall von sexueller Nötigung freigesprochen worden. Zu den beiden nun neu verhandelten Vorwürfen hatte sich die Jury damals aber nicht auf eine Entscheidung einigen können.

Der Vertrag des Franzosen mit Manchester City endete am 1. Juli 2023. Als er 2017 vom AS Monaco zu Man City gewechselt war, galt er mit einer Ablösesumme von 57,5 Millionen Euro als bis dahin teuerster Verteidiger der Welt.

Fussballer-Kollegen zeigen Solidarität mit Mendy

Der Freispruch stösst bei vielen Kollegen in der Fussball-Szene auf Anklang. Landsmann Paul Pogba, der mit Mendy 2018 Weltmeister wurde, schrieb auf Instagram: «Al Hamdullilah 🤲🏾 Ich freue mich so für dich, Bruder. All die Leute, die schlecht über dich geredet haben, möchte ich sehen, wie sie deinen Namen reinwaschen. Ich kann es kaum erwarten, dich wieder auf dem Spielfeld zu sehen 🤲🏾☝🏾.» Den Beitrag likten etwa Samuel Umtiti, Dortmunds Youssoufa Moukoko oder der (noch) bei Sion unter Vertrag stehende Mario Balotelli. 

Auch Memphis Depay postete einen offenen Brief: «Alle Fälle wurden abgewiesen. Und was machen wir jetzt? Wer wird diesem Bruder helfen zu heilen? Wer wird für den Schaden, der seinem Namen zugefügt wurde, verantwortlich sein? Wie wird er seine Karriere zurückbekommen? Viele Jahre hat er investiert, um ein professioneller Fussballspieler zu werden ... Und was jetzt!?», fragt Depay. 

Der 29-Jährige weiter: «Ich habe mich nie mit diesem Thema befasst, weil ich nicht alle Details kannte, aber ich habe mit ihm einmal über FaceTime gesprochen, als er hinter Gittern war, und ich habe ihn ein paar Mal auf dem Spielfeld gesehen. Ich habe nichts Böses in diesem Mann gesehen. Wir können nicht akzeptieren, dass uns das als Sportler passiert ... Wer setzt sich für uns ein, wenn wir in Not sind? Nicht, wenn der Schaden schon angerichtet ist. Dreht nicht den Kopf, Leute», schrieb der Holländer, der inzwischen bei Atlético Madrid unter Vertrag steht. Auf seinen Beitrag reagierten Fussball-Grössen wie Ivan Rakitic, Rio Ferdinand, Jack Grealish, Oleksandr Zinchenko, Miralem Pjanic oder Antonio Rüdiger mit Klatschhänden und Herz-Emojis. 

Ebenfalls eine öffentliche Botschaft an Mendy schickte Real-Star Vinicius: «Es tut mir leid, was du durchmachen musstest. Du hast zwei Jahre deiner Karriere verloren, aber das ist noch das Geringste ... Was ist mit dem psychologischen Schaden? Dein Leben wird sicher nicht mehr dasselbe sein. Die Kultur der Rufzerstörung hat ein weiteres Opfer gefordert. Bis wann werden wir beschuldigt und verurteilt, ohne das Recht auf eine gründliche Verteidigung zu haben? Es werden Fake News erstellt und verbreitet, ohne die Fakten zu prüfen (was ich persönlich in diesen Ferien sehr oft erlebt habe), und dann wird die Situation nur noch schlimmer», findet Vinicius

Der 23-jährige Brasilianer weiter: «Verantwortungsbewusstes Handeln wäre das Minimum für jeden Berufstätigen, aber heutzutage ist seriöse Arbeit zur Ausnahme geworden. Es gibt keine Grenzen, um mehr Klicks und Reichweite zu bekommen. Meine Frage ist: Was wird getan, um den Schaden zu beheben?»

SB10/DPA