Der TV-Experte und ehemalige englische Nationalspieler Gary Lineker hat Liverpool-Coach Jürgen Klopp als schlechten Verlierer bezeichnet.
«Ich kann ihn aber verstehen. Denn zeige mir jemanden, der gern verliert, und ich zeige dir einen Verlierer!», meint Lineker im Interview mit «Sport Bild». Klopp sei, wie viele Trainer, direkt nach Spielen oft zu emotional und nehme alles um sich herum zu wichtig. «Aber es stimmt: Jürgen kann ein wenig miesepetrig und mürrisch werden, wenn er verliert. Doch so ist er halt.»
Aber der Deutsche überschreite keine Linie, hält der 60-Jährige fest. «Manchmal denke ich schon: ‹Komm Jürgen, du bist besser als das!› Ich glaube auch, dass er manchmal heimfährt, in den Spiegel guckt und sich sagt: Da habe ich mich zu sehr mitreissen lassen.» Das Verhalten erinnere ihn an sich selbst auf dem Golfplatz, schmunzelt der frühere Weltklassestürmer (u.a. Leicester, Barcelona, Tottenham).
Offenes Meisterschaftsrennen
Die englische Fussball-Legende (mit zehn Treffern Rekordtorschütze der «Three Lions» bei Weltmeisterschaften) hat im spannenden Meisterschaftsrennen keinen Favoriten: «Ich denke, dass es Liverpool oder Manchester City sein wird. Liverpool hatte Verletzungsprobleme, besonders in der Abwehr, das hat sie behindert. Für mich ist es ein Münzwurf zwischen den beiden Teams.»
Nur eine Aussenseiterchance gesteht er dem Team von Ole Gunnar Solksjaer zu: «Ich glaube, Manchester United ist noch nicht ganz bereit für eine Meisterschaft.» Nichtsdestotrotz sei aufgrund der speziellen Umstände auch eine Überraschung wie 2016 (Leicester wurde Meister) möglich, meint der charismatische TV-Moderator, der bei den (meisten) Landsleuten mit seinen flotten Sprüchen äusserst populär ist.
Geliebt oder gehasst – Lineker äussert sich auch zu delikaten Themen
Auch auf Twitter (7,7 Millionen Follower) lässt Lineker mit witzigen Beiträgen stets seinen Humor durchklingen. Als Experte agiert er sachlich, aber er übt auch unverblümt Kritik an Fussballern, Trainern, Funktionären und Regeln. Dabei bleibt er fair wie als Spieler. Kaum zu glauben: In den 16 Jahren seiner aktiven Karriere kassierte er nicht eine einzige Gelbe oder Rote Karte. 1990 erhielt er den Fair-Play-Award der FIFA.
Auch mit politischen Ansichten hält Lineker nicht hinter dem Berg. Er sprach sich deutlich gegen den Brexit aus, jedenfalls bis Ende 2019. «Nach der letzten Parlamentswahl habe ich damit aufgehört», betonte er in einem Interview mit der «Times». «Ich habe damals gesagt: Jetzt kennt jeder meine Sicht dazu, und ich will darüber nicht mehr sprechen.» Einige Brexit-Befürworter nehmen ihm das offenbar noch immer übel. Sogar auf der Strasse wurde er nach eigener Aussage deswegen angefeindet.
Zudem setzt sich Lineker gegen Rassismus ein und macht sich für die Unterstützung von Geflüchteten stark. «Das ist nicht politisch für mich. Das ist humanitär», sagt er. Angst anzuecken oder zu polarisieren hat er nicht. Im Gegenteil. «Ich geniesse das», verriet er dem «Telegraph». «Man nennt mich einen Linken, einen Sozialisten-Promi, aber ich bin eigentlich ziemlich in der Mitte.»
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