«France Football» gibt seine 30 Spieler umfassende Liste für den Ballon d'Or bekannt. Angeführt von Virgil van Dijk, Lionel Messi und Cristiano Ronaldo sieht eigentlich alles ganz normal aus. Eine äusserst prominente Absenz sticht dabei aber ins Auge: Neymar. Ein richtiger Entscheid?



«Ein Stich in die Herzen der Fussballliebhaber»

Syl Battistuzzi

Redakteur

Zum ersten Mal seit 2010 fehlt Neymar in der Liste für den Ballon d'Or. Das ist leider kein sportlicher, sondern ein politischer Entscheid. 

Natürlich war es nicht die beste Saison von Neymar: Diverse Verletzungsabsenzen, Vergewaltigungsvorwürfe oder die Transferposse um die Rückkehr zu Barça trüben das Gesamtbild. 

Doch, wenn der 27-Jährige auf dem Platz stand, zauberte er. In 28 Spielen für PSG buchte er stolze 23 Tore und legte noch 13 Treffer auf. Und nicht nur in der vermeintlich schwachen Ligue 1, sondern auch in der Champions League.

Nicht nur die Skorerbilanz spricht für ihn, der Feintechniker sorgt mit seinen Tricks für magische Momente im ansonsten tristen Fussballalltag. Für solche Einlagen geht man als Zuschauer ins Stadion. Dass er dafür ständig auf die Socken kriegt und sich dabei verletzt, kann man Neymar nicht anlasten. Vielmehr opfert er sich also quasi für uns im Namen von «Joga Bonito». 

Klar, seine Schwalben nerven. Doch selbst sein Landsmann Ronaldo stimmte Neymar zu, als er kürzlich offenbarte: «Wenn ich es nicht so machen würde, wäre ich jetzt verletzt. Man muss sich selbst schützen, weil niemand anders das für dich tun wird.» Wenn man seine Leidensgeschichte bedenkt, eine leider logische Schlussfolgerung.

Natürlich brauchen Teams auch Spieler wie – die nominierten – Donny van de Beek oder Georginio Wijnaldum, welche dem Gegner das Leben schwer machen. Doch Neymar macht definitiv mehr Spass.

Neymar sollte den Ballon d'Or nicht gewinnen, aber wer ihn nicht auf die Liste der besten 30 (!) Spieler setzt, hat Fussball nie geliebt.

 

«Verletzungen, Sperren und Transfergerüchte prägten Neymars 2019 – nicht der Fussball»

Tobias Benz

Redakteur

Ein von A bis Z verkorkstes Jahr für den egozentrischen Brasilianer – eine Nomination hätte an die FIFA «The Best»-Awards erinnert, wo offenbar Spieler anhand ihrer Bekanntheit ausgezeichnet werden.

Mit Aymeric Laporte, Joshua Kimmich oder Luis Suarez gibt es einige Spieler, bei denen diskutiert werden kann, ob sie eine Nominierung für den Ballon d'Or nicht vielleicht doch verdient hätten. Im Fall von Neymar ist eine Diskussion aber eigentlich hinfällig – wie soll man zu den besten 30 Spielern des Jahres gehören, wenn man über die Hälfte der Spiele verletzungsbedingt oder gesperrt gefehlt hat?

2019 war definitiv nicht das Jahr von Neymar. Bereits im Januar zog er sich eine Fussverletzung zu, die ihn bis Ende April von Fussballplätzen fernhielt. Und als er dann endlich wieder spielen durfte, legte er sich nach dem Cup-Final mit einem Rennes-Fan auf der Tribüne an und wurde gesperrt.

Im Sommer folgte dann die zweite Verletzung, die ihn vom Copa América fernhielt, und in der neuen Champions-League-Saison musste er gleich zu Beginn eine erneute Sperre absetzen, weil er nach dem Aus gegen Manchester United im Frühjahr den Schiedsrichter auf Instagram heftig beleidigte.

Man füge noch eine nicht enden wollende Transfer-Saga und Anfeindungen mit dem eigenen Fanlager hinzu und man kommt zum Schluss, dass der eigenwillige Brasilianer völlig zu Recht nicht auf der Liste der 30 besten Fussballer des Jahres 2019 steht.