Und keiner tut wasGeldübergabe bei McDonald's: Ein Land versinkt in der Korruption
Martin Abgottspon
24.5.2018
35 von 52 Profiklubs sollen involviert sein. Belege für einen Mega-Wettskandal gibt es genug. Und dennoch wurde in der Ukraine noch immer niemand festgenommen.
Für nicht einmal 4000 Dollar kann man sich in der Ukraine schon die Gunst eines Schiedsrichter sichern. Das geht aus einem aktuellen Beispiel hervor, das die ukrainische Polizei am Dienstag publik machte.
Darin zu sehen ist ein Funktionär des FC Sumy, der sich mit Schiedsrichter Alexander S. in einem Kiever Café trifft. Man einigt sich auf eine Bestechungssumme von 100'000 UAH, was knapp 4000 Dollar entspricht. Sumy gewinnt Tage später gegen den FC Wolyn tatsächlich mit 1:0 und die beiden treffen sich erneut. Dieses Mal in einem McDonald's der Hauptstadt, wo das Couvert mit dem Bargeld ausgehändigt wird.
Mindestens 57 bekannte Fälle
So läuft es nicht nur dieses eine Mal ab. Insgesamt geht die Polizei von 57 Fällen aus, in welchen sich rund 35 Klubs illegale Vorteile verschaffen. Für die Funktionäre eine Gelddruckmaschine, denn sie wetten anschliessend online mit sechsstelligen Beträgen, die sie so Wochenende für Wochenende vermehren.
Laut dem Vizepräsidenten des ukrainischen Fussballverbandes, Nasar Cholodnitzky, begann der Verband 2017, Spiele und Wetten in den drei höchsten Spielklassen systematisch zu analysieren. Dabei stellte man fest, dass die Korruption schon sehr viel weiter fortgeschritten war, als man befürchtete.
Trotzdem wurde praktisch nie etwas unternommen. Ausser das eine Mal, als Dynamo Kiew vor dem Champions-League-Spiel gegen Athen vor über 20 Jahren versuchte, den damaligen Schiedsrichter mit 30'000 Dollar und zwei Pelzmänteln zu besprechen. Der Unparteiische liess sich aber nicht verführen und vermerkte den Vorfall stattdessen in seinem Bericht an die UEFA. Dynamo Kiew wurde zunächst für drei Jahre von europäischen Wettbewerben ausgeschlossen - eine Strafe, die auf ein Jahr reduziert wurde.
Nur ein Tropfen auf den heissen Stein
Gründe, warum man in der Bekämpfung der Korruption noch nicht aktiver wurde gibt es viele. Ein nicht unwesentlicher ist, dass die Summe von rund fünf Millionen Dollar pro Saison lächerlich klein ist, wenn man sie mit allen anderen Korruptionsdelikten in der Ukraine vergleicht. Jährlich sollen Milliarden veruntreut werden.
Ein zweiter Grund ist, dass gerade aus der höchsten Liga des Landes noch immer handfeste Beweise fehlen. Bis anhin hat man zwar einige Belege für die Verschiebung von Zweitligaspielen, es fehlen aber Details wer wo in welchen Wettbüros gesetzt und gewonnen haben soll. Ukrainischen Medien zufolge soll der italienische Experte Francesco Baranca, Generalsekretär des gegen Wettbetrug und verschobene Spiele vorgehenden Verbandes Federbet, an den Ermittlungen beteiligt gewesen sein. Auch er hatte sich zunächst nicht geäussert.
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