Am zweiten Spieltag der Europa League steht für Borussia Mönchengladbach das Gastspiel bei Istanbul Basaksehir an. Für die Anhänger der «Fohlen» wird die Türkei-Reise zum Abenteuer.
Nach dem desolaten Europa-League-Auftakt gegen den österreichischen Vertreter Wolfsberger AC (0:4) steht für Borussia Mönchengladbach am Donnerstagabend das schwere Auswärtsspiel gegen Istanbul Basaksehir an. Auch rund 1400 Anhänger der «Fohlen» nehmen die Reise in die Türkei auf sich und wollen die Mannschaft vor Ort unterstützen – nur scheinen sie in Istanbul nicht wirklich willkommen.
Die deutschen Fans werden von den türkischen Behörden ab dem Moment ihrer Ankunft schikaniert. Eine individuelle Anreise zum Fatih-Terim-Stadion wird ihnen untersagt, stattdessen werden sie von der Polizei in Busse verfrachtet. Weil sie angeblich Polizisten geschlagen haben sollen, werden zwei Fans verhaftet. Weil eine Videoauswertung später zeigt, dass dies nicht der Wahrheit entspricht, kommen sie wieder frei – wohl zu spät, um noch etwas vom Spiel zu sehen.
Keine Fahnen mit dem Gladbacher Stadtwappen
Der Rest kommt erst 20 Minuten vor dem Anpfiff im Stadion an – allerdings ohne jegliche Fahnen, die das Gladbacher Stadtwappen tragen. Diese werden der Anhängerschaft beim Einlass von der Polizei abgenommen. Die Begründung: Darauf sei ein christliches Kreuz zu sehen. Basaksehir gilt als regierungsnaher Verein mit vielen Sponsoren aus dem Kreis der Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan.
Mittelfeldspieler Patrick Herrmann nimmt nach der Partie kein Blatt vor den Mund: «Wir verurteilen klar, wie man hier mit unseren friedlichen Anhängern umgegangen ist.» Auch Christoph Kramer äussert sein Unverständnis: «Nicht zu akzeptieren in Zeiten, in denen Toleranz angesagt ist.»
Manager Eberl: «Groteske Bilder»
Gladbachs Manager Max Eberl kritisiert das Vorgehen der Behörden scharf. «Ich bin schockiert. Wir werden uns bei der Uefa beschweren», wird der 46-Jährige von der «Bild» zitiert. «Unsere Fans bereichern diesen Totentanz hier, dass hier zumindest etwas Stimmung aufkommt und werden dann von Anfang an drangsaliert«, sagt Eberl in Anspielung auf das mit nur 5000 Zuschauern schlecht gefüllte Stadion. «Das sind für mich bizarre und groteske Bilder und Szenen, die man heutzutage in Europa nicht mehr erwartet. Das hat nichts mit Europapokal zu tun. Das ist Polizeidiktatur.»
Auf dem Platz können die «Fohlen» die zweite Niederlage im zweiten Spiel in extremis verhindern und so für eine Art Happy End für die Gladbach-Fans sorgen. Dank dem Treffer von Patrick Herrmann in der Nachspielzeit nimmt man einen Punkt mit nach Hause – einen hart verdienten Punkt.