Stiller Protest Norwegen mit Botschaft gegen Katar-WM – droht gar der Boykott?

dpa

24.3.2021 - 21:33

Erling Haaland (links) und seine Teamkollegen protestieren still aber geschlossen gegen die Menschenrechtslage in Katar.
Erling Haaland (links) und seine Teamkollegen protestieren still aber geschlossen gegen die Menschenrechtslage in Katar.
Bild: Twitter

Die norwegische Nationalmannschaft nutzt ihr erstes Qualifikationsspiel zur Fussball-WM 2022 für eine stille Botschaft zur Menschenrechtslage bei WM-Gastgeber Katar.

24.3.2021 - 21:33

Der neue Captain Martin Ödegaard, BVB-Stürmer Erling Haaland und ihre Teamkollegen trugen beim Aufwärmen vor der Begegnung gegen Gibraltar am Mittwochabend zunächst weisse T-Shirts mit der Aufschrift «Respect – On and off the pitch» (Respekt – auf und neben dem Platz). Später hatten sie bei der Nationalhymne ähnliche Shirts mit dem Schriftzug «Human rights – On and off the pitch» (Menschenrechte – auf und neben dem Platz) an.

Auch der neue Nationalcoach Stale Solbakken trug eines der Shirts. «Es geht ein wenig um das, worüber wir gesprochen haben, dass wir einen Fokus auf das legen wollen, was ausserhalb des Feldes diskutiert worden ist», sagte er dem norwegischen Sender TV2. «Ich gehe mit gutem Beispiel voran.»

Folgt gar ein WM-Boykott?

Solbakken hatte bereits vor der Partie verraten, dass er und seine Spieler die Katar-Problematik diskutiert und sich auf eine Aktion verständigt hätten. Laut Ödegaard stand die gesamte Mannschaft dahinter. Alle seien sich einig, dass das, was in Katar passiert sei und passiere, nicht gut sei, hatte der offensive Mittelfeldspieler des FC Arsenal gesagt.

Die Debatte über die umstrittene WM-Vergabe nach Katar läuft seit Wochen in Norwegen. Ende Februar hatte eine Reihe von norwegischen Erstliga-Clubs das Nationalteam aufgerufen, die WM im Fall einer Qualifikation zu boykottieren. Der norwegische Fussballverband hält am 20. Juni eine Sonderversammlung zur Frage eines WM-Boykotts ab.

Die Fussball-WM 2022 war 2010 an das reiche Emirat vergeben worden. Das Land steht international immer wieder wegen der Ausbeutung von Gastarbeitern in der Kritik. Nach Recherchen des «Guardian» sind in den vergangenen zehn Jahren mehr als 6'500 Gastarbeiter aus fünf asiatischen Ländern gestorben. Katars Regierung erklärt hingegen, dass sie in den vergangenen Jahren mit Reformen die Lage der Arbeiter deutlich verbessert habe. Auch Menschenrechtler räumen Fortschritte ein, mahnen aber, die Reformen würden unzureichend umgesetzt.

Die WM-Quali-Spiele am Mittwoch im Überblick

dpa