WM 2018 Hacker wollen von mutmasslich korrupter WM-Vergabe profitieren

Tobias Benz

2.11.2019

Der ehemalige FIFA-Präsident Sepp Blatter verkündet den Austragungsort der Weltmeisterschaft 2018.
Der ehemalige FIFA-Präsident Sepp Blatter verkündet den Austragungsort der Weltmeisterschaft 2018.
Bild: Getty

Ein anonymer Telegram-Account behauptet E-Mails zu besitzen, die beweisen sollen, dass sich Russland die WM-Vergabe 2018 erkauft hat. Dafür verlangen die Hacker aber selber Geld.

Wie der «Guardian» berichtet soll ein anonymer Account des Instant-Messaging-Diensts «Telegram» russische E-Mails besitzen, die beweisen sollen, dass für die Vergabe der Weltmeisterschaft 2018 mehrere FIFA-Delegierte bestochen wurden. Die E-Mails sollen zudem bestätigen, dass russische Offizielle auch den ehemaligen deutschen Fussballer Frank Beckenbauer bezahlt haben. Um bei der Vergabe auf seine Stimme zählen zu dürfen, sollen ihm mindestens 3 Millionen Euro als «grosszügige Entschädigung» für «Beratungsdienstleistungen» überwiesen worden sein.

Geschenke für die Ehefrau

Um bei der breit gefächerten Operation die Übersicht nicht zu verlieren, sollen die Russen während ihrer WM-Kampagne auf ein Dossier zurückgegriffen haben, in dem die moralischen Schwachstellen etlicher FIFA-Delegierter aufgelistet gewesen seien. So soll der britische Delegierte Geoff Thompson beispielsweise durch «teure Geschenke an seine Ehefrau» zu manipulieren sein.

Viel einfacher gestaltete sich für die Russen wohl der Kauf von Jack Warners Stimme. Der ehemalige Vize-Präsident der FIFA gibt seine Stimme gemäss Dossier nämlich einfach «dem, der am meisten bietet». Dieses äusserst gerissene Geschäftsmodell scheint die Hacker hinter dem anonymen Telegram-Account besonders beeindruckt zu haben. Sie wollen die gestohlenen E-Mails nämlich nicht umsonst an die Presse weiterreichen. Auf Anfrage des «Guardian» hiess es, man müsse zuerst die «Konditionen für eine Übergabe» mit «potentiellen Erwerbern» diskutieren.

Jack Warner wurde von der FIFA-Ethikkommission lebenslänglich gesperrt.
Jack Warner wurde von der FIFA-Ethikkommission lebenslänglich gesperrt.
Bild: Getty

Russland will nichts von einem Dossier wissen

Wenig überraschend dementieren russische Behörden die Anschuldigungen. Alexei Sorokin, der damalige Verantwortliche für Russlands WM-Kampagne, beschreibt solch ein Dossier als «Unsinn» und meint: «Für mich sieht das so aus als wäre es von Anfang bis Ende erfunden.» Er erklärte zudem, dass sich Russland ja immerhin dazu einverstanden erklärt habe, während einer offiziellen Untersuchung der FIFA jegliche Fragen zu beantworten.

Fun Fact: Die angesprochene Untersuchung der FIFA, die im Jahr 2014 durchgeführt wurde, musste aufgrund zu weniger Beweise wieder eingestellt werden. Gemäss dem verantwortlichen Richter habe es nur einen limitierten Zugriff auf mögliche Beweise gegeben, da die Computer des russischen WM-Komitees direkt nach der Vergabe zerstört wurden.

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