Borussia Dortmund hofft wieder, Liverpool will seine Chancen wahren: In der Bundesliga und in der Premier League geht das Titelrennen in die heisse Phase.
Dortmund muss im Fernduell mit Bayern München in Bremen bestehen, Liverpool beim erstarkten Newcastle. Dem BVB fehlt im Titel-Endspurt ausgerechnet der wichtigste Antreiber und Torschütze. Die Zwei-Spiele-Sperre für Rotsünder Reus trifft die Mannschaft von Lucien Favre hart. Doch der Trainer sieht wieder Meisterchancen. «Jetzt ist wieder alles möglich», betonte Favre am Freitag.
Der überraschende Punktverlust der Bayern beim 1:1 in Nürnberg einen Tag nach der eigenen Niederlage hat Favre zum Umdenken bewegt. «Alle haben gedacht, es ist vorbei. Nicht nur ich», verteidigte sich der Schweizer. Nach dem Bayern-Ergebnis sei «es ganz anders».
Direkt nach dem 2:4 gegen Schalke hatte der 61-Jährige gesagt, das Titelrennen sei zu Gunsten der Bayern gelaufen. Für die voreilige Kapitulation war Favre vielfach kritisiert worden. Selbst Klubchef Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc widersprachen dem Coach, der laut Zorc über die Saison hinaus Trainer bleiben wird. «Es ist selbstverständlich, dass wir weitermachen», sagte Zorc am Freitag.
Den Trainer nahm Zorc in Schutz: Favre habe die Aussage unter dem Eindruck der bitteren Derby-Pleite getätigt und sei, wie andere auch, davon ausgegangen, dass die Münchner beim «Club» gewinnen und den Vorsprung in der Tabelle auf vier Punkte ausbauen würden.
Der nun noch immer knappe Rückstand von zwei Zählern macht dem BVB vor der Partie in Bremen neuen Mut. «Nach der Derby-Niederlage waren alle in einer tiefen Depression», sagte Zorc: «Jetzt ist wieder alles offen. Und wir werden – solange es möglich ist, Meister zu werden – alles dafür tun.» Laut Favre wissen auch die Spieler, dass die Titelchance noch da ist: «Aber wir müssen in Bremen eine Top-Leistung bringen, wenn wir gewinnen wollen.»
Reus' Aussetzer zwingt Favre sowohl im Auswärtsspiel bei Werder Bremen am Samstag als auch im letzten Saison-Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf zum Umbau der Offensive. Wie er den Ausfall des Captains kompensieren will, verriet der von einer heftigen Erkältung geplagte und mit heiserer Stimme redende Waadtländer nicht: «Es bringt nicht viel, darüber zu sprechen. Er ist nicht da, er ist gesperrt.»
Liverpool muss vorlegen
Nach der in dieser Höhe nicht verdienten Abfuhr im Halbfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Barcelona (0:3) gilt es für Liverpool am Samstag, die Titelchancen in der Premier League am Leben zu erhalten. Gegner im Fernduell mit Leader Manchester City ist ausgerechnet Newcastle mit Liverpools Ex-Trainer Rafael Benitez.
Liverpool liegt zwei Runden vor Schluss einen Punkt hinter City. Gewinnen die Reds in Newcastle nicht, könnte der Titelverteidiger das Meisterstück mit einem Heimerfolg am Montag gegen Ex-Champion Leicester City so gut wie perfekt machen. Die im Falle der Punktegleichheit massgebliche Tordifferenz ist bei den Citizens derzeit um vier Treffer besser als jene von Liverpool.
91 Punkte aus 36 Spielen und nur eine Niederlage – trotz dieser Ausbeute ist Liverpool im Kampf um den ersten Meistertitel seit 1990 auf Schützenhilfe angewiesen. Kommt diese nicht von Leicester, muss sie in der letzten Runde von Abstiegskandidat Brighton kommen. Die Mannschaft des zum Bankdrücker degradierten Baslers Xherdan Shaqiri will ihre eigenen Hausaufgaben gegen Newcastle und Favoritenschreck Wolverhampton machen. Dazwischen wartet am Dienstag das Rückspiel gegen Barcelona.
«Es wird ein hartes Spiel. Newcastle hat einen sehr guten Lauf», sagte Liverpools Trainer Jürgen Klopp über das Team von Fabian Schär. «Vor wenigen Wochen hat Newcastle noch um den Verbleib in der Liga gekämpft, jetzt ist die Mannschaft in einer komfortablen Position. Sie hat ihren Stil gefunden, das macht sie besonders auswärts zu einem unangenehmen Gegner.»
Die eigene Pleite in Barcelona soll Liverpool im Titelrennen nicht ins Grübeln bringen. Die Leistung war ansprechend, Lionel Messi machte den Unterschied. «Es kommt nicht oft vor, dass ich 0:3 verliere und mehr Positives aus der Partie ziehe. Aber in diesem Fall ist es so», betonte Klopp. Gegen Newcastle kann der Deutsche aller Voraussicht nach auch den zuletzt angeschlagenen Mittelstürmer Roberto Firmino betonte Klopp. Gegen Newcastle kann der Deutsche aller Voraussicht nach auch den zuletzt angeschlagenen Mittelstürmer Roberto Firmino zurück in der Startformation begrüssen.