Bayern München Hoeness über Zoff mit Ex-Spielern: «Babbel ging mir an die Kehle»

jar

1.11.2019

Uli Hoeness verrät, dass ihm Markus Babbel einst «an die Kehle» ging.
Uli Hoeness verrät, dass ihm Markus Babbel einst «an die Kehle» ging.
Bilder: Keystone

In einem Interview blickt Uli Hoeness auf seine vergangenen Jahre als Bayern-Präsident zurück. Er spricht über Streitereien mit Spielern und seinen grössten Fehler.

Bayern München ohne Uli Hoeness – eigentlich kaum vorstellbar. Seit 1979 ist Hoeness bereits in der Vereinsführung aktiv, nachdem er zuvor schon als Spieler jahrelang für die Bayern stürmte. Doch nun wird sich der deutsche Rekordmeister auf eine Zeit ohne den 67-Jährigen vorbereiten müssen. Im Sommer gab Hoeness bekannt, dass er am 15. November nicht mehr als Bayern-Präsident kandidieren und sich zurückziehen werde.

Nun blickt er in einem Interview mit dem Vereinsmagazin «51» auf seine Bayern-Jahre zurück und sagt unter anderem, dass er «immer ein tiefes Verhältnis zu den Spielern» gepflegt habe – auch wenn dieses nicht immer positiv war. «Was habe ich mich mit einem Mario Basler gefetzt, mit einem Olli Kahn, einem Stefan Effenberg. Die sagen alle: 'Mit dem Hoeness konntest du wunderbar streiten – aber er war nie nachtragend'», so der scheidende Präsident. 

Einmal sei ein Streit mit einem Spieler aber eskaliert, verrät Hoeness: «Markus Babbel ging mir in Bremen in der Kabine mal an die Kehle. Er hatte sich von Andi Herzog zwei Mal tunneln lassen. Da schnauzte ich ihn an: 'Mach mal deine Beine zu!' Drei Spieler mussten ihn zurückhalten, aber er hatte mich schon am Kragen.» Aber auch mit dem ehemaligen Luzern-Trainer habe er sich rasch wieder versöhnt, sagt Hoeness: «Tags darauf gaben wir uns die Hand.»

«Ohne mich sähe dieser FC Bayern anders aus»

Herbert Hainer wird Hoeness als Bayern-Präsident beerben. Den früheren Vorstandsvorsitzenden von Sportartikelhersteller Adidas hat Hoeness selbst ausgesucht. Genauso wie Oliver Kahn, der ab 2022 als Vorstandschef amten wird. «Ich habe Leute ausgesucht, denen ich diese Aufgabe zutraue», sagt der Noch-Präsident und bestreitet, dass er der Vereinsführung nach seinem Abgang reinreden werde. «Das behaupten nur Menschen, die hinter jedem Busch einen Feind sehen. So ticke ich nicht.»



Er stehe dem Verein natürlich mit Rat zur Seite, aber wenn der nicht gebraucht werde, sei das ein gutes Zeichen. «Und ich darf schon auch mal selbstbewusst feststellen: Ohne mich sähe dieser FC Bayern anders aus», sagt Hoeness stolz. «Wenn meine Nachfolger das ähnlich hinbekommen, könnten doch alle recht glücklich sein.»

«Auch die Zeit im Knast möchte ich nicht missen»

Der Weltmeister von 1974 hat natürlich grossen Anteil am Erfolg des FC Bayern, doch Hoeness durchlebte auch schwierige Zeiten. Im Interview spricht er über den «grössten Fehler» seines Lebens: «Meine Steuersache. Das bereue ich zutiefst, und Kritik daran ist höchst berechtigt», gibt er zu. Hoeness wurde 2014 wegen Steuerhinterziehung zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt und sass 21 Monate im Gefängnis. 

«So verrückt es klingt: Auch diese Zeit möchte ich nicht missen», sagt Hoeness nun und erinnert sich an eine Geschichte, die ihn geprägt hat: «Einmal sass einer in meiner Kammer, obwohl er entlassen war. Er sagte, er wüsste nicht, wohin er soll. Keiner hat ihn abgeholt. Irgendwann sass er dann in einem Taxi. Ins Nirgendwo.» In schweren Stunden erinnere er sich an die Schicksale, die er in Haft mitbekommen habe. «Solche Erlebnisse gehen nicht spurlos an einem vorüber.»



Dass er nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis wieder Bayern-Präsident wurde, hätte er den Fans zu verdanken, sagt Hoeness: «Ich hatte mich erst in letzter Sekunde entschieden, im November 2013 zu der Versammlung zu gehen, auf der ich mich als Präsident verabschieden musste. Wäre ich nicht hingegangen, wäre ich sicher nicht mehr zurückgekehrt, denn dieser Zuspruch unserer Fans damals hat mir eine ungemeine Kraft gegeben.»

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