N'Golo Kanté ist mit seiner ruhigen und bescheidenen Art im heutigen Fussball fast ein Sonderfall. Der Franzose hält aber nichts davon, seine Persönlichkeit unter die Lupe zu nehmen und will einfach nur Fussball spielen.
Auf der Vereins-Website gibt sich N'Golo Kanté selbstbewusst: «Ich bin seit etwas mehr als zwei Jahren bei Chelsea. Wir haben die Premier League und den FA Cup gewonnen. Dies ist ein Champion-Verein, ein ambitionierter Klub. Ich hoffe, dass ich diese Trophäen wieder gewinnen kann. Natürlich ist die Europa League ein Ziel, aber jede Saison hoffe ich, die meisten Trophäen zu gewinnen, die ich gewinnen kann. Einfach immer gewinnen.»
Kanté hat eine steile Karriere hinter sich. Vor sechs Jahren kickte der defensive Mittelfeldspieler noch in der sechsten französischen Liga, nun ist der 1,69 Meter kleine Mann unter den ganz Grossen des Weltfussballs. Der frischgebackene Weltmeister wurde dieses Jahr beim Ballon d'Or auf den 11. Platz gewählt.
«Ich geniesse die Momente mit den Jungs, aber halt nicht auf diese Art und Weise, wie einige andere Spieler, die extrovertierter sind – obwohl ich sie genauso mag wie andere», verrät er. «Als wir die Weltmeisterschaft gewannen und die Kameras sich auf uns richteten, wussten einige meiner Teamkollegen, dass ich nicht gerne im Mittelpunkt stehe. Also drängten sie mich nach vorne und sangen. Es war ein schöner Moment. Ich hoffe, dass einige Momente wie diese wiederkommen werden, denn es war wirklich aussergewöhnlich.»
Und führt aus: «Es war eine erstaunliche Erfahrung mit der Nationalmannschaft, sowohl in der Qualifikation als auch bei der WM in Russland. Es herrschte eine gute Atmosphäre in der Mannschaft. Wir haben wirklich eine gute Zeit zusammen verbracht, sowohl auf als auch neben dem Platz. Und als wir anfingen, den Erfolg zu geniessen, indem wir uns für die letzten Sechzehn, dann für die letzten acht sowie für das Halbfinale und Finale qualifizierten, konnten wir diese Siege gemeinsam geniessen.»
«Ich will nur ein Spieler unter Spielern sein»
Es wird viel über N'Golos zurückhaltende Art geschrieben. Der Franzose gilt als einer der nettesten und freundlichsten Personen im Fussball-Zirkus. Seine Aussenwahrnehmung stört Kanté trotzdem: «Ich spiele Fussball und möchte als Fussballspieler betrachtet werden», betont er. «Ich möchte nicht, dass die Leute zu viel darauf achten, was ich ausserhalb des Fussballs bin, was ich tue und fragen: ‹Wer ist N'Golo?›» Betrachtet mich einfach als Fussballspieler. Man muss nicht zu sehr in die Tiefe gehen und sagen: ‹Oh, er ist so, er ist so, er ist so.› Stellt mir Fragen über Fussball, und nicht über andere Sachen. Ich will nur ein Spieler unter Spielern sein.»
Genau wegen solchen Aussagen wird er von seinen Teamkollegen so geschätzt. Auf die Lobeshymnen reagiert der gläubige Muslim so bescheiden wie eh und je. «Ich bin, wie ich bin. Ich kann es nicht gut erklären, aber ich fühle mich nicht wie der netteste Mensch, auf dem Fussballplatz oder im Leben. Ich bin einfach ich selbst. Wenn ich gewinne, gewinne ich, und wenn ich verliere, verliere ich. Aber ich versuche immer, in jedem Wettbewerb mein Bestes zu geben. Das liegt nicht daran, dass ich nett bin oder so. Ich bin einfach ich selbst.»