Europa staunt über die Nati «Italien von der Schweiz niedergetrampelt»

tbz

13.11.2021

Die Schweizer dürfen nach dem Remis in Rom weiter auf die direkte WM-Quali hoffen.
Die Schweizer dürfen nach dem Remis in Rom weiter auf die direkte WM-Quali hoffen.
Bild: KEYSTONE

Die Schweiz bietet Europameister Italien auch auswärts Paroli und setzt die «Squadra Azzurra» damit vor dem letzten WM-Quali-Spiel bei Nordirland enorm unter Druck. Fussball-Europa ist beeindruckt – die Presseschau.

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Italien

Im Land der Musik, der Malerei und der verschossenen Elfmeter ist die Stimmung am Samstagmorgen verständlicherweise im Keller. Nebst Unglücksrabe Jorginho kriegt auch so manch anderer sein Fett weg.

«In einer schlecht gespielten ersten Halbzeit wurde ein nicht wiederzuerkennendes Italien von der Schweiz niedergetrampelt», schreibt etwa die «Gazzetta dello Sport». Vor allem die Offensive um Insigne, Belotti und Chiesa wird kritisiert. Die italienischen Chancen seien «verdampft wie Schnee in der Sonne», heisst es poetisch.

Noch düsterer wertet der «Corriere» den Auftritt der Gastgeber: «Eine dunkle Nacht, fangen wir an zu rechnen», schreibt das Blatt und legt das Schicksal der Nationalmannschaft sogleich in die Hände Gottes. «Bringen Sie einen Rosenkranz und einen Abakus mit nach Belfast. Am Montag brauchen wir Gebete.»

Für die Nati gibt es vor lauter Frust nicht viel Lob. «Beschämend» sei es, gegen die Schweizer bei einem Gegenangriff erwischt zu werden, so die Grundhaltung. Der Treffer also offensichtlich nur Schuld der Italiener, bei denen in den wichtigen Partien schlicht die Qualität fehle: «Der Trainer hat uns beigebracht, Champagner zu trinken, aber wenn es darauf ankommt, trinken wir den Roten des Hauses.»

Etwas Anerkennung für Yakins Mannschaft findet sich dann in der «Repubblica» aber doch noch. Dort heisst es: «Die Schweiz hatte den besseren Start, reduzierte Mancinis übliches 3-2-5 auf Hypothesen und brachte die Abwehr der Azzurri in Bedrängnis.» 

Jetzt hilft nur noch Beten. Die Italiener fürchten sich vor den Playoffs.
Jetzt hilft nur noch Beten. Die Italiener fürchten sich vor den Playoffs.
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Deutschland

Bei den Deutschen scheint mit Blick auf Gruppe C und WM-«Wackelkandidat» Italien etwas Schadenfreude mitzuschwingen. Kein Wunder, die Enttäuschung unter unseren nördlichen Nachbarn dürfte sich bei einer Nicht-Qualifikation des Erzrivalen in Grenzen halten. Lob gibt es derweil für die Schweizer.

«Beim Gastspiel im altehrwürdigen Stadio Olimpico zu Rom agierten die Eidgenossen mutig und druckvoll», schreibt etwa der «Kicker», für den an erster Stelle vor allem der «unerschrocken aufspielende» Noah Okafor herausstach.

«Dem Team von Nationaltrainer Roberto Mancini droht nach dem Unentschieden gegen die Eidgenossen das Zittern», vermeldet hingegen die «Frankfurter Allgemeine». Vom grossen Zittern schreibt auch die «Zeit», während die «Bild» unbedingt hervorheben möchte, dass es bereits das zweite Mal in Folge wäre, dass die Italiener eine WM verpassten. Man könnte fast meinen, die Deutschen wären etwas parteiisch. 

ESPN

«Okafor hat die Italiener bei jedem Vorstoss in Stücke gerissen», analysiert der italienische Sportjournalist Gabriele Marcotti nach der Partie auf «ESPN». Der Tenor beim US-amerikanischen TV-Sender ist klar: Die Schweiz spielte beeindruckend. Für Italien hingegen war es eine «lange Nacht für im Stadio Olympico».

Das muss auch Italien-Ikone Alessandro Del Piero eingestehen. «Wir waren naiv. Wenn ich ehrlich bin, dann hatten beide Seiten gleich viele Möglichkeiten zu treffen. Am Ende ein faires Unentschieden», so der 91-fache italienische Nationalspieler. 

England

Hoch angesehen wird die Leistung der Nati auch bei den Briten. «Ein hervorragendes Unentschieden für die Schweiz in der Heimstätte des Europameisters», applaudiert die «BBC». Auch hier erhält Okafor eine Einzelnennung.

Der «Guardian» lobt vor allem Widmers Traumtor zum 0:1, sieht die Italiener aber weiterhin als hauchdünnen Favoriten auf den Gruppensieg. 



Spanien

In der spanischen «Marca» wird in erster Linie die taktische Einstellung von Yakins Truppe hervorgehoben. Die Spielweise der Eidgenossen habe die Italiener «schockiert» und dazu geführt, dass die Schweiz in der ersten Halbzeit das «deutlich bessere Team» gewesen sei. 

Und auch hier fällt der Name Okafor. Bis zu den ersten verrückten Transfergerüchten rund um den Shootingstar dürfte es wohl nicht mehr lange dauern.

Frankreich

Bei der «L'Équipe» muss sich Xherdan Shaqiri etwas Kritik anhören, der laut der Zeitung «kaum mehr Einfluss auf das Spiel hatte als im Trikot von Lyon». 

Auch hier wird Trainer Murat Yakin positiv bewertet. Seine Mannschaft sorgte dafür, dass die Italiener «eine gute halbe Stunde lang in grossen Schwierigkeiten steckten». 

Die Franzosen schauen Shaqiri seit dieser Saison genau auf die Füsse.
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Bild: KEYSTONE
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