Italiens Nationalmannschaft droht erstmals seit 60 Jahren eine WM-Endrunde zu verpassen. Die Italiener verloren das Playoff-Hinspiel gegen Schweden in Stockholm 0:1.
Das Tor fiel nach rund einer Stunde auf in doppelter Hinsicht unerwartete Weise. In der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit hatten die Italiener klar dominiert und schienen der Führung nahe zu sein. Das Tor auf der andern Seite kam auf dem Nichts und wurde überdies von einem Spieler erzielt, der in der Nationalmannschaft noch nie getroffen hatte: Der zentrale Mittelfeldspieler Jakob Johansson war eingewechselt worden und traf bei seiner ersten Ballberührung mit einem von Daniele De Rossi abgelenkten und dadurch unhaltbaren Weitschuss.
Die Italiener hätten zumindest ein Remis verdient. Der Ausgleich wäre nach 70 Minuten fällig gewesen, aber Matteo Darmian traf mit einem wuchtigen Weitschuss den Pfosten. Bis zum Ende des Spiels zeigten nur noch die Italiener gute Angriffe oder Ansätze dazu.
Der Match hatte sehr verheissungsvoll begonnen. Nach sechs Minuten hätte Torinos Stürmer Andrea Belotti, Schütze dreier Tore in der Gruppenphase, Italien um ein Haar in Führung gebracht. In der Mitte vor dem Tor alleingelassen, scheiterte er mit seinem Kopfball auf Flanke von Matteo Darmian wohl nur deshalb um wenige Zentimeter, weil er eine leichte Rückwärtsbewegung machen musste. Zwei Minuten später zog Stürmer Ola Toivonen, Teamkollege von François Moubandje bei Toulouse, einen Direktschuss aus beträchtlicher Distanz knapp am Pfosten vorbei. Goalie Gianluigi Buffon hätte kaum eingreifen können. Bis zur Pause gab es keine reifen Torszenen mehr.
Von Schwedens Stürmer Marcus Berg - er verdient sein Geld als einer der wenigen Schlüsselspieler einer guten europäischen Nationalmannschaft ausserhalb Europas (in den Vereinigten Arabischen Emiraten) - war während des ganzen Spiels kaum etwas zu sehen. In den Gruppenspielen hatte er achtmal getroffen. Die Schweden werden sich trotz ihres Vorsprungs bei "Halbzeit" im Rückspiel steigern müssen, wenn sie erstmals seit 2006 an einer WM-Endrunde dabei sein wollen.
Für den bald 70-jährigen Gian Piero Ventura, der in 37 Jahren als Klubtrainer 18 Mal den Verein wechselte, könnte der Auftritt in Stockholm der zweitletzte Einsatz als Italiens Nationalcoach gewesen sein. Sollte er die Qualifikation verpassen, wäre sein Name für alle Zeit mit einer Blamage der Squadra Azzurra verbunden. Nur 1930 in Uruguay und 1958 in Schweden wurden WM-Turniere ohne Italien abgehalten.
Es ist sehr gut möglich, dass Ventura für das WM-Jahr ersetzt wird, selbst wenn sich die Mannschaft qualifiziert. Er löste im Sommer 2016 Antonio Conte ab, der an der EM in den Viertelfinals in einem seltsamen Penaltyschiessen an Deutschland gescheitert war. Unter Ventura war die Punkteausbeute in der WM-Qualifikation nicht schlecht. Aber die Spiele wurden zunehmend unansehnlich, und die sieben Siege in zehn Spielen kamen gegen Widersacher zustande, die kaum je an eine Endrunde kommen: Albanien, Israel, Mazedonien, Liechtenstein. Zudem musste sich Ventura taktische Fehler vorhalten lassen. Dem wichtigen Gegner Spanien waren die Italiener klar unterlegen. Das 3:0 im Duell in Madrid liess keine Fragen offen.
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