Nach der Pokal-Blamage geht Jürgen Klopp auf Konfrontationskurs zum englischen Fussballverband. Der Liverpool-Coach weigert sich, mit seinem Team das Wiederholungsspiel zu bestreiten – stattdessen soll die U23 auflaufen.
Liverpool-Trainer Jürgen Klopp legt sich mit Englands Fussball-Autoritäten an. Nach dem peinlichen Pokal-Remis seines FC Liverpool bei Drittligist Shrewsbury Town (2:2) wetterte der Coach gegen den nationalen Verband FA. «Man kann nicht mit uns umgehen, als ob es niemanden kümmert», schimpfte er. Der Grund: Das FA-Cup-Wiederholungsspiel findet ausgerechnet in der Winterpause statt. «Das heisst, dass wir nicht dabei sind», sagte Klopp verärgert. Liverpool wird deshalb mit einem Nachwuchsteam antreten.
Dass die erste Meisterschaft seit 30 Jahren für den Tabellenführer der Premier League oberste Priorität geniesst, ist kein Geheimnis. Dass es Klopp so deutlich zeigt und einen renommierten Wettbewerb zugunsten der Premier League womöglich abschenkt, ist neu. «Die Spieler brauchen eine Pause, mental und physisch», betonte er.
Eigentlich sollte Liverpool vom 2. bis einschliesslich 14. Februar spielfrei haben. «Wir haben einen Brief von der Premier League erhalten, in der sie uns bitten, die Winterpause zu respektieren, keine internationalen Freundschaftsspiele und keine Pflichtspiele anzusetzen», berichtete der Coach. «Ich habe den Jungs schon vor zwei Wochen gesagt, dass wir eine Winterpause machen.»
Nicht alle können Klopp verstehen
Die Reaktionen auf Klopps Ankündigung waren gemischt. Einige Nutzer warfen dem Trainer in sozialen Medien Überheblichkeit und mangelnden Respekt vor, andere zeigten Verständnis. Shrewsburys Torschütze Jason Cummings äusserte sich enttäuscht. «Persönlich spiele ich natürlich lieber gegen die grossen Spieler», sagte er beim Sender BBC. «Das ist beispiellos», empörte sich der TV-Experte Martin Keown, früher Profi beim Liverpool-Rivalen FC Everton, «ich bin wirklich enttäuscht.»
Im unbedeutenden Liga-Pokal waren die Reds übrigens schon im Dezember mit der U23 angetreten, weil Klopp mit seinen Stars an der Klub-WM in Katar teilnahm, wo sich der Champions-League-Sieger schliesslich auch zum Klub-Weltmeister kürte. Der Nachwuchs scheiterte bei Aston Villa krachend mit 0:5 und flog – kaum beachtet – aus dem Ligapokal.
Doch der FA Cup hat einen anderen Stellenwert. Das wäre so, als würde der FC Bayern im Achtelfinale des DFB-Pokals mit seinen Amateuren antreten. Man stelle sich vor, Trainer Hansi Flick würde zuhause bleiben, und statt Lewandowski, Gnabry und Kimmich würden Zirkzee, Meier und Welzmüller spielen. Die Empörung wäre sicher gross, Kritiker würden Wettbewerbsverzerrung monieren. Andererseits würde in Deutschland wohl niemand auf die merkwürdige Idee kommen, ein Pokalspiel in die Winterpause der Bundesliga zu legen.
FA zeigt sich «überrascht und enttäuscht»
Laut der Online-Plattform «Goal» zeigte sich der englische Fussballverband (FA) «überrascht und enttäuscht» über Jürgen Klopps Aussagen. Demnach soll die Funktionäre besonders stören, dass der deutsche Trainer der FA vorwirft, die Winterpause nicht zu respektieren.
Dabei sei der englische Verband eigentlich ein grosser Befürworter der Pause. Vor allem in einem Jahr, in dem ein internationales Turnier stattfindet. Die meisten Spieler der englischen Nationalmannschaft sind in der Premier League aktiv und würden von einer Winterpause enorm profitieren. Und das abschliessen Englands an Turnieren wie der EM 2020 sei ein Kernthema bei der FA.
Fragt sich also, weshalb die Rückspiele trotzdem genau in die Winterpause gelegt wurden.