«Komplett verrückt» Rabiot und De Jong kritisieren die absurden Ligaspiele in Australien und den USA scharf

dpa

9.10.2025 - 17:47

Adrien Rabiot sammelt bald (unfreiwillig) viele Flugmeilen.
Adrien Rabiot sammelt bald (unfreiwillig) viele Flugmeilen.
IMAGO/Gonzales Photo

Der FC Barcelona und die AC Milan absolvieren im Dezember und im Februar je ein Ligaspiel in den USA respektive in Australien. Milan-Profi Adrien Rabiot und Barça-Spieler Frenkie de Jong kritisieren die Ausland-Trips ihrer Arbeitgeber scharf.

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DPA, Syl Battistuzzi

Die UEFA stimmte am Montag den Anträgen der spanischen und der italienischen Liga zu. Geht es nach ihr, bleiben es Ausnahmen. Die Zustimmung erfolge «widerwillig» und «ausnahmsweise», betonte der europäische Kontinentalverband. Das relevante Regelwerk der FIFA, das derzeit überarbeitet wird, sei «nicht klar und detailliert genug», um einen anderen Entscheid zu ermöglichen, erklärte die UEFA.

Wie die UEFA bekannt gab, wird die Partie zwischen Villarreal und dem FC Barcelona vom 21. Dezember an einem noch nicht festgelegten Datum in Miami stattfinden. Die Serie A beabsichtigt, das Spiel AC Milan – Como am 6. Februar, dem Tag der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Mailand, in Perth auszutragen. Da zwei Tage später das San-Siro-Stadion aufgrund der Abbrucharbeiten nicht zur Verfügung stehe, habe man Alternativen suchen müssen, so die Begründung. Die Alternative liegt dabei schlappe 14'000 Kilometer entfernt.

Rabiot: «Echt absurd»

Die geplante Austragung in Australien hat zu einem Streit zwischen Milan-Profi Adrien Rabiot und dem Ligachef geführt. Der französische Mittelfeldspieler bezeichnete die Pläne in einem Interview mit «Le Figaro» als «komplett verrückt». 

«Es geht nur um finanzielle Deals und darum, die Liga sichtbar zu machen», sagte der 30-Jährige. Das sei wichtiger als die Spieler. «Es gibt das Gerede um Spielpläne und das Wohlergehen der Spieler, aber das erscheint echt absurd», fügte Rabiot hinzu und verwies auf den langen Flug an die australische Westküste und die Zeitumstellung. «Wir werden uns anpassen müssen, wie immer», sagte er.

Ein Trip in die Fremde ist für Serie-A-Profis kein Novum: Die Supercoppa (ursprünglich das Duell zwischen Meister und Pokalsieger – inzwischen ausgeweitet auf ein Mini-Turnier mit vier Teilnehmern) wurde bereits in China, den USA, Libyen und zuletzt fünf Jahre nacheinander in Saudi-Arabien ausgetragen.

Serie-A-Ligachef verweist auf Spiele von NFL und NBA in Übersee

Serie-A-Geschäftsführer Luigi De Siervo wies die Kritik zurück. Rabiot vergesse offenbar, «wie alle Fussballprofis, die Millionen verdienen, dass er dafür bezahlt wird, eine Tätigkeit auszuführen, nämlich Fussball zu spielen». Er solle mehr Respekt zeigen und seinen Arbeitgeber besser unterstützen, der sich für die Austragung des Spiels im Ausland eingesetzt habe.

«Topspieler, die angemessen für die Arbeitsleistung bezahlt werden, die sie erbringen, sollten besser als andere verstehen, dass dies ein Opfer ist, das gebracht werden kann», bekräftigte De Siervo. Er verwies darauf, dass die amerikanische Football-Liga NFL und die nordamerikanische Basketball-Liga längst Spiele in Übersee veranstalten und auch die Rad-Grossereignisse Tour de France und Giro d'Italia ins Ausland gehen.

De Jong: «Unfair gegenüber der Konkurrenz»

Auch Barça-Star Frenkie de Jong hält wenig vom Ausland-Trip: «Die Vereine werden dafür bezahlt, aber ich bin nicht damit einverstanden, ein Ligaspiel in Miami zu spielen. Ich verstehe andere Vereine, die sich dagegen aussprechen. Es ist unfair gegenüber der Konkurrenz. Jetzt spielen wir ein Auswärtsspiel auf neutralem Boden. Das gefällt mir nicht und ich halte es für nicht richtig gegenüber den Spielern.»

Frenkie de Jong muss mit seinem Arbeitgeber nach Miami.
Frenkie de Jong muss mit seinem Arbeitgeber nach Miami.
KEYSTONE

Das juristische Schlupfloch im Reglement ist auch eine Wettbewerbsverzerrung. So wird etwa aus dem Heimspiel des aktuell drittplatzierten Villarreal – die zuhause in ihrem Heimstadion La Cerámica bisher nur Siege eingefahren haben – praktisch ein Auswärtsspiel. Barcelona hat auch in Florida – und im Rest der USA – viele Anhänger, die ihr Team im Hard Rock Stadium anfeuern werden, während die Basis der Villarreal-Fans in der Heimat liegt. 

Fans mit Gratis-Flug

Um diesen Effekt abzumildern, dürfen Villarreals Dauerkarteninhaber kostenlos zum Spiel anreisen. Fans, die den Weg (etwa 7500 Kilometer Luftlinie) nicht auf sich nehmen wollen, erhalten einen Rabatt von 30 Prozent auf den Preis ihrer Dauerkarte, wie «gmx.ch» schreibt. Schon vor dem Entscheid hatten in Spanien 18 Fangruppen ihre «vollständige Ablehnung» gegenüber Spielen im Ausland ausgedrückt.

Spaniens Ligaboss Javier Tebas verteidigt die Entscheidung. «Wir verstehen und respektieren die Bedenken, die diese Entscheidung hervorrufen, aber es ist wichtig, sie im Kontext zu sehen – es ist nur ein einziges Spiel von insgesamt 380 in dieser Saison», so Tebas: «Mit diesem Spiel machen wir einen historischen Schritt, der La Liga und den spanischen Fussball in eine neue Dimension katapultiert.» Barcelonas Erzrivale Real Madrid sprach von einem «inakzeptablen Präzedenzfall», wie der «Kicker» schreibt.

Für die deutsche Bundesliga kommt ein solcher Schritt laut Hans-Joachim Watzke nicht infrage. «Solange ich bei der Liga in der Verantwortung stehe, wird es kein Pflichtspiel im Ausland geben», sagte der DFL-Präsidiumssprecher: «Das ist nicht interpretationsfähig.»