Europa League «Klinisch toter» Trainer schreibt mit Kopenhagen Fussball-Geschichte

SB10

10.8.2020

Stale Solbakken schreibt in seiner Heimat Fussball-Geschichte.
Stale Solbakken schreibt in seiner Heimat Fussball-Geschichte.
Bild: Getty

Mit Manchester United gegen den FC Kopenhagen startet am Montag in Köln das Finalturnier der Europa League. Die Engländer sind zwar klarer Favorit, doch auch die Dänen haben Grund zum Optimismus.

2006 übernahm der Norweger Stale Solbakken beim FC Kopenhagen den Trainerposten. In seiner Premieresaison qualifizierte sich der dänische Klub erstmals für die Champions League und traf dort unter anderem in der Gruppenphase Manchester United. Dabei gelang dem FCK im stimmungsvollen Parken-Stadion eine faustdicke Überraschung, mit 1:0 siegten die Dänen.

Beim Gegner stürmte damals ein gewisser Ole Gunnar Solksjaer. Am Montag trifft Solbakken mit seinem Team im Viertelfinal der Europa League erneut auf die Red Devils. An der Seitenlinie steht ausgerechnet Landsmann Solksjaer.

Dass es überhaupt zum Duell der beiden Norweger kommt, ist einem medizinischen Wunder zu verdanken, wie die «Welt» ausführt. Im März 2001 war Solbakken 33 Jahre alt und noch Mittelfeldspieler beim FC Kopenhagen. Mitten im Training brach er wegen Herzproblemen zusammen.

Mannschaftsarzt Frank Odgaard kümmerte sich umgehend um Solbakken, Mitspieler riefen einen Krankenwagen. Als dieser wenig später eintraf, war Odgaard sicher, seinen Patienten verloren zu haben. «Er war klinisch tot», sagte der Arzt später, «dass er überlebt hat, ist ein Wunder.» Acht Minuten hatte Solbakkens Herz nicht geschlagen, ehe es doch wieder seinen Dienst aufnahm. Die Ärzte diagnostizierten einen angeborenen Herzfehler und pflanzten einen Herzschrittmacher ein.

Die Defensivkunst perfektioniert

Der Mann mit der markanten Glatze erholte sich und begann nach dem Ende seiner Spielerkarriere als Trainer. «Solch eine Erfahrung ändert dein Leben», verriet Solbakken damals, der vieles gelassener sah. In seiner ersten Amtszeit von 2006 bis 2011 legte er den Grundstein des Hochs für den ältesten Fussballverein Nordeuropas ausserhalb Grossbritanniens. Nach seinen wenig erfolgreichen Auslandsabenteuern bei Köln und Wolverhampton kehrte er 2013 an die alte Erfolgsstätte zurück und führte den Klub erneut an die nationale Spitze.

Ähnlich wie der FC Basel enttäuschte man zwar diese Saison in der heimischen Liga und verpasste die erfolgreiche Titelverteidigung, überzeugte dafür auf internationaler Ebene, wo man schon lange Stammgast ist. Aktuell hat der FC Kopenhagen sogar Fussball-Geschichte geschrieben: In 31 aufeinanderfolgenden Spielen – darunter auch gegen den FC Lugano – haben sie maximal ein Tor pro Spiel kassiert und damit einen alten Rekord von Milan (1993:23 Spiele) pulverisiert.

«United steht unter Druck, und wir sind schwer zu schlagen», gab sich Stolbakken vor der Partie siegesgewiss. Tatsächlich sind die Dänen, welche meistens ein kompaktes 4-4-2-System spielen, schwierig zu knacken. Dem unbequemen Aussenseiter kommt zudem entgegen, dass nun alle Partien  in nur einem Duell ohne Rückspiel entschieden werden.

Ausserdem lobte er für seine Spieler noch einen Sonderbonus aus: «Wenn ihr Manchester United besiegt, bekommt ihr meine Prämie. Und dann habt ihr für den Rest eures Lebens keine Sorgen mehr.»

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