Auf die Gala folgt der Tadel: Haben sich die Amerikanerinnen bei ihrem Sieg gegen Thailand zu sehr gefreut? War das respektlos? Eine seltsame Diskussion sorgt am Rande der Fussball-WM für Irritation.
Kampfansage oder Machtdemonstration: Man kann es nennen, wie man will. Klar ist: Die Amerikanerinnen haben am Dienstag an der Fussball-WM in Frankreich mit dem herausragenden 13:0-Auftaktsieg gegen Thailand alle beeindruckt und eine erste Duftmarke gesetzt.
Stand tags darauf noch die Leistung des Teams um Fünffach-Torschützin Alex Morgan im Fokus der Berichterstattung, beherrscht vor dem zweiten Spiel gegen Chile am 16. Juni zwischenzeitlich ein anderes Thema die Schlagzeilen. Ausgerechnet aus der Heimat wird Kritik laut, wonach die Spielerinnen zu ausgelassen ihre Tore bejubelt haben sollen. Die Vorwürfe: Unsportlichkeit und unnötige Blossstellung der Gegnerinnen.
Tom Harrington, Journalist des amerikanischen Fernsehsenders CBS, beklagt etwa, dass die Spielerinnen ihre diversen Tore «hochgradig unangebracht» bejubelten. Ein Fan auf Twitter fordert, dass das Team ab einem gewissen Spielstand mehr Klasse hätten zeigen und eben nicht mehr jedes Tor derartig bejubeln hätte sollen. «Ihr seid eines der besten Teams der Welt, verhaltet euch dementsprechend», findet zudem Clare Rustad, frühere Nationalspielerin Kanadas.
Fürwahr befremdende Vorwürfe. Zumal sich die Amerikanerinnen nach dem Schlusspfiff um ihre bemitleidenswerten Kolleginnen kümmerten. Rückendeckung erhalten die Spielerinnen auch von Abby Wambach, der Weltmeisterin von 2015, Weltfussballerin von 2012 und 255-fachen Nationalspielerin Amerikas.
Sie erklärt via Twitter: «Für manche Spielerinnen war es das erste Tor bei einer Weltmeisterschaft. Da haben sie doch wohl das Recht, sich zu freuen. Es ist ein Traum für jede, bei einer WM zu spielen und zu treffen.»
Wambach fügt eine Frage hinzu: «Würde man einer Männermannschaft sagen, sie solle den Gegner nicht abschiessen? Nicht jubeln? Alex Morgans letzte zwei Tore und ihre letzte Vorlage waren Weltklasse. Hört auf, diese Frauen mit eurer patriarchalen Brille zu beurteilen.»
Auch Alex Morgan äusserte sich zu den Vorwürfen: «In der Gruppenphase zählt jedes Tor. Es war wichtig, nicht aufzuhören zu treffen. Wir haben eine tolle Mannschaftsleistung gezeigt. Und jedes Mal, wenn man bei einer WM trifft, feiert man das, denn ein Traum geht in Erfüllung».