Die Corona-Fälle im Nationalteam der Ukraine vor dem Spiel in der Schweiz sind nur die Spitze des Eisberges. Die Pandemie sorgt bei der UEFA für Unruhe. Die Behörden üben Kritik.
Es wurde bald klar, dass Corona zu einem Teil den Spielplan und die Resultate der UEFA-Wettbewerbe mitgestalten würde. Schon bei erster Gelegenheit musste das Spiel der Vor-Qualifikation zur Champions League zwischen KF Drita aus Kosovo und Inter Club d'Escalades aus Andorra abgesagt werden; wegen positiven Corona-Tests wurde das Team der Kosovaren unter Quarantäne gesetzt, die UEFA sprach dem Inter Club einen Forfaitsieg zu.
Im Verlaufe des Spätsommers kamen in der Champions League und Europa League zwei weitere Partien dazu, die abgesagt wurden. In beiden Fällen wurden die unter Quarantäne gesetzten Vereine zu Forfaitverlierern erklärt. Am letzten Wochenende fand in der Liga B der Nations League die Partie zwischen Rumänien und Norwegen nicht statt. Die Norweger verzeichneten einen Corona-Fall, worauf die Gesundheitsbehörde in Oslo das Nationalteam in häusliche Quarantäne schickte und die Ausreise verweigerte. Wie das Spiel gewertet wird, muss nun, wie wohl auch im Falle von Schweiz – Ukraine, die UEFA-Disziplinarkommission entscheiden.
Auch Schweizer Teams waren bisher in den internationalen Wettbewerben auf die eine oder andere Art betroffen. Während das Nationalteam auf einen Forfaitsieg gegen die Ukraine hoffen kann, bekamen die Young Boys im Sommer in der Champions-League-Qualifikation infolge von Corona einen einfacheren Gegner zugeteilt. Slovan Bratislava verlor sein Spiel gegen Klaksvik forfait, worauf die Amateure von den Färöern beim Schweizer Meister gastierten.
Der SFV zitterte am Samstag
Die Schweizer Nationalmannschaft könnte den Platz in der Liga A nun dank einem Forfaitsieg verteidigen.
Doch es fehlte wenig, und alles wäre anders gekommen. Als am letzten Freitag die Corona-Tests von Silvan Widmer und Athletiktrainer Oliver Riedwyl positiv ausgefallenen waren, musste das ganze Team am Samstag vor dem Spiel gegen Spanien zum Schnelltest antreten. Dem Vernehmen nach hätte die Partie in Basel wohl nicht stattfinden können, wenn nur ein einziger weiterer Test einen positiven Befund ergeben hätte. Eine Forfaitniederlage für die SFV-Auswahl wäre wohl die Folge gewesen.
So kamen die Schweizer bislang mit einzelnen Ausfällen davon. Xherdan Shaqiri, Manuel Akanji, Jordan Lotomba und Silvan Widmer wurden bislang während eines Nati-Camps positiv getestet. Renato Steffen war zudem im Oktober kurz vor dem Zusammenzug an Covid-19 erkrankt.
Norweger fordert, Mourinho spottet
Die Gruppenspiele in den internationalen Klub-Wettbewerben kamen bislang ohne Verschiebung oder Absage durch. Zumindest aber gab es schon gewisse Verfälschungen. So musste Dynamo Kiew im Auswärtsspiel gegen den FC Barcelona ohne neun Stammspieler antreten. Zwei Wochen zuvor war auch der Liga-Konkurrent Schachtar Donezk arg (Corona-)geschwächt zum Spiel gegen Real Madrid gereist, gewann das Spiel dann aber überraschend.
Alle diese Fälle sorgen dafür, dass die UEFA zunehmend unter Druck gerät. Der Direktor der norwegischen Gesundheitsbehörde hat nicht nur seine eigene Nationalmannschaft unter Quarantäne gesetzt, sondern die UEFA aufgefordert, die internationalen Wettbewerbe abzubrechen. «Für eine gewisse Zeit ist es nicht so ratsam, sich bei internationalen Grossveranstaltungen und Spielen zu treffen», sagte er im norwegischen TV.
Einen Kommentar zur allgemeinen Situation im europäischen Fussball setzte auf Instagram auch der Star-Trainer José Mourinho von Tottenham Hotspur ab. «Eine grossartige Fussball-Woche. Tolle Emotionen bei Länderspielen, super Freundschaftsspiele und totale Sicherheit», schrieb der Portugiese. Einer der besten Spieler steht Mourinho in den nächsten Tagen womöglich nicht zur Verfügung. Der Südkoreaner Heung-min Son sitzt gerade mit seinem Nationalteam in einem Wiener Hotel in der Quarantäne fest.
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