Mit der französischen Ligue 1 ging die erste europäische Topliga wegen der Corona-Pandemie vorzeitig zu Ende. Wie sieht es anderswo aus? Ein Überblick über die Situationen in diversen Ligen Europas:
Schweiz
Der Plan sieht vor, dass in der Woche vom 8. Juni der Spielbetrieb in der Super- und Challenge League mit Geisterspielen wieder aufgenommen wird. Einige Hürden gibt es aber noch: Die Behörden müssen am 27. Mai dafür definitiv grünes Licht geben, und die 20 Profivereine müssen die Fortsetzung der Saison an einer ausserordentlichen Generalversammlung absegnen. Vor allem die Super League ist gespalten: Ohne Ticketeinnahmen sind Spiele ein Verlustgeschäft. Trainings unter strickten Hygienevorschriften sind ab dem 11. Mai wieder möglich.
Ausstehende Runden (in der höchsten Liga): 13 von 36. – TV-Vertrag: ca. 35 Mio. Franken pro Saison.
Deutschland
Die Bundesliga hofft, am Mittwoch von der Politik das Okay für Geisterspiele zu erhalten. Schon im Mai soll es wieder losgehen. Einige Bundesligisten stehen nach zuletzt bei Spielern und Staff durchgeführten Coronatests vor der Wiederaufnahme des Mannschaftstrainings. Auch während des Spielbetriebs soll mindestens wöchentlich getestet werden. Wie fragil das System ist, zeigt sich schon jetzt. Beim 1. FC Köln wurden zwei Spieler positiv getestet. Wäre die Saison schon wieder aufgenommen worden, hätte dies geheissen: Der gesamte 1. FC Köln – und unter Umständen eine gegnerische Mannschaft – muss 14 Tage in die Quarantäne.
Ausstehende Runde: 9 von 34 (plus eine Partie und Barrage) – TV-Vertrag: ca. 1,4 Mia. Euro pro Saison.
England
Auch wenn Grossbritannien noch sehr stark von der Corona-Pandemie betroffen ist, wird unter dem Namen «ProjectRestart» schon über die Wiederaufnahme der Meisterschaft diskutiert. Ab Mitte Juni sollen in ausgesuchten Stadien – voraussichtlich in London und Manchester – die restlichen Saisonspiele ohne Zuschauer absolviert werden. Die 20 Vereine wollen die Saison zu Ende bringen. Die Zustimmung der Regierung steht noch aus.
Ausstehende Runden: 9 von 36 (plus zwei Spiele). – TV-Vertrag: ca. 3,3 Mia. Euro pro Saison.
Italien
Alle Mannschaften aus der Serie A haben sich kürzlich für eine Fortsetzung der Meisterschaft ausgesprochen. Es ist bisher eine reine Absichtserklärung. Ideen gibt es viele, konkrete Pläne aber noch nicht. Einige Vereine nehmen das Einzeltraining in den kommenden Tagen wieder auf, in Gruppen darf ab dem 18. Mai wieder trainiert werden.
Ausstehende Runden: 12 von 38 Runden (plus 4 Spiele). – TV-Vertrag: ca. 1,3 Mia. Euro pro Saison.
Spanien
Die höchste spanische Liga hofft, in der zweiten Juni-Hälfte die abgebrochene Saison mit Geisterspielen wieder aufzunehmen. Die Trainingsgelände werden ab dem 11. Mai wieder geöffnet. Von der Politik gab es noch keine Zustimmung für einen Neustart.
Ausstehende Runden: 11 von 38 Runden. – TV-Vertrag: ca. 2 Mia. Euro pro Saison.
Frankreich
Am letzten Dienstag beendete der französische Premierminister Edouard Philippe die Saison in den beiden höchsten Ligen. Er schloss auch eine Fortsetzung der Meisterschaft mit Geisterspielen aus. Die Liga entschied zwei Tage später, die aktuelle Tabelle zu werten. Meister, Europacup-Teilnehmer sowie Auf- und Absteiger wurden bestimmt. Es drohen nun Klagen: Lyon, erstmals seit 20 Jahren nicht im Europacup vertreten, will Schadenersatz fordern. Auch die Absteiger Amiens und Toulouse prüfen rechtliche Schritte.
Ausstehende Runden: 10 von 38 Runden (plus 1 Spiel und Barrage). – TV-Vertrag: ca. 750 Mio. Euro pro Saison.
Niederlande
In den Niederlanden bestimmte ebenfalls die Politik das Saisonende. Bis September sind keine Fussballspiele möglich, auch nicht ohne Zuschauer. Anders als in Frankreich wurden weder Meister noch Absteiger bestimmt. Der aktuelle Tabellenstand wurde nur für die Verteilung der Europacup-Plätze berücksichtigt. Klagen drohen trotzdem: Die beiden potenziellen Aufsteiger Cambuur Leeuwarden und De Graafschap mit elf respektive sieben Punkten Reserve auf die ersten Verfolger wollen ihre Promotion juristisch durchsetzen.
Ausstehende Runden: 8 von 34 Runden (plus 2 Spiele und Playoffs). – TV-Vertrag: ca. 80 Mio. Euro pro Saison.
Andere Ligen
Österreichs Profiteams können ab dem 15. Mai wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigen. Bis spätestens Ende Juli soll die Saison mit Geisterspielen beendet sein. In Belgien wird am Montag über den Abbruch der Saison entschieden. Die Liga plante den Schritt schon Anfang April, krebste nach einer Intervention der UEFA und mit Blick auf die TV-Situation aber zurück. In Schweden soll Mitte Juni wieder mit Zuschauern gespielt werden. In Weissrussland finden die Partien seit dem Saisonstart Mitte März wie geplant vor Publikum statt.
Champions League / Europa League
Wie es im Europacup weitergeht, ist offen. Die UEFA würde die noch ausstehenden Partien in der Champions League und in der Europa League am liebsten nach dem Ende der nationalen Meisterschaften im August durchführen. Die Finals könnten am 29. respektive 27. August stattfinden. Am 27. Mai dürfte es weitere Informationen geben. In der Europa League ist der FC Basel noch vertreten (3:0-Sieg im Achtelfinal-Hinspiel bei Eintracht Frankfurt).