Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo – wer ist der beste Fussballer der Gegenwart? Diese Frage untersucht eine neue Studie aus Belgien. Und kommt zu einem überraschend klarem Ergebnis.
Die Statistikbilanz für die beiden Ausnahmespieler ist verbürgt: In fünfzehn Jahren bei Barceona gelang dem 32-jährigen Messi in allen Wettbewerben in 687 Spielen 603 Treffer (242 Assists), der 34-jährige Ronaldo traf in 803 Partien für vier verschiedende Klubs 601 Mal (210 Assists) ins Tor.
Informatiker der KU Leuven, der grössten Universität Belgiens, haben zusammen mit dem niederländischen Datenverarbeitungsunternehmen SciSports ein Modell entwickelt, welches nicht nur die Tore und Assists von Messi und Ronaldo für die Basisdaten nimmt, sondern auch alle anderen Aktionen der beiden Starspieler miteinbezieht.
«Der Wert eines Fussballspielers wird oft durch Tore und Vorlagen bestimmt», sagt Professor Jesse Davis gegenüber «sporza». «Ein Tor ist jedoch ein seltenes Ereignis, während ansonsten noch durchschnittlich 1600 andere Aktionen in einem Spiel stattfinden. Unser Modell betrachtet jede Aktion – Schüsse, Pässe, Dribblings, Grätschen etc. – und berechnet ihren Wert.»
Dieser Wert, der als «Bewertung von Aktionen durch Schätzung von Wahrscheinlichkeiten» bezeichnet wird, gibt an, inwieweit die Aktionen eines Spielers zum Resultat beigetragen haben, sowohl beim Schiessen und Verhindern eines Tores. «Das gibt dir ein vollständigeres Bild von einem Spieler und seinem Wert für die Mannschaft», erläutert Davis.
Klarer Punktsieg für Messi
Als Ausgangslage nahmen die Forscher die Saisons von 2013 bis 2018 in der spanischen Liga und im Pokal unter die Lupe. Das Fazit: Lionel Messi gewinnt das wissenschaftliche Rennen deutlich. Der Barça-Regisseur erreicht einen VAEP-Wert von 1,21, während Erzrivale Ronaldo mit 0,61 pro Spiel deutlich weniger gut abschneidet. Oder anders gesagt: Mit Messi im Team erzielte Barcelona 1,21 Tore mehr als der Gegner. Ronaldos Einfluss bei den Königlichen war mit 0,61 knapp fünfzig Prozent geringer.
«In der ersten Saison liegen die Ergebnisse von Messi und Ronaldo sehr nahe beieinander», sagt der an der Forschung beteiligte Doktorand Tom Decroos. «Aber ab der Saison 2015/2016 entfernt sich Messi von Ronaldo. Bei den meisten Fussballspieler sehen wir ein Mittelding: Entweder sie haben viele Aktionen mit einem niedrigeren Wert – so zum Beispiel bei Paul Pogba. Oder man hat Spieler, die weniger oft mit dem Ball involviert sind, aber einen grossen Einfluss haben. Dies ist typisch für Stürmer wie Harry Kane oder Cristiano Ronaldo. Messi ist in dieser Hinsicht aussergewöhnlich: Der Argentinier führt eine sehr grosse Anzahl von Aktionen durch, und diese haben auch einen hohen Wert.
Kann Hazard bei Real die Lücke von Ronaldo füllen?
Die Forscher nahm auch Wunder, ob Eden Hazard bei Real Madrid ein geeigneter Ersatz für den Portugiesen ist. In der Saison 2017/2018 (die letzte von Ronaldo bei Real) liegien die VAEP-Werte von Ronaldo und Hazard sehr nahe beieinander. Der Belgier weist mit 0,64 sogar einen leicht besseren Wert auf als CR7.
«Hazard und Ronaldo haben einen ähnlichen Einfluss, obwohl es deutliche Unterschiede gibt», sagt Lotte Bransen von SciSports. «Ronaldo ist ein klassischer Torschütze. Sein Wert wird hauptsächlich durch seine guten Schüsse bestimmt. Hazard ist stärker in das Spiel involviert. Sein Wert ist mehr über Pässe, Dribbles und Schüsse verteilt und definiert. Wir können also aus wissenschaftlicher Sicht sagen, dass Hazard eine gute Verstärkung für Real ist, aber kein direkter Ersatz ist für Ronaldo. Real Madrid wird seinen Spielstil ändern müssen.»