In praktisch unveränderter Formation nimmt Liverpool ab Freitag den nächsten Anlauf zum ersten Meistertitel in der Premier League seit 1990. Manchester City strebt den Titel-Hattrick an.
30 Jahre wird es im kommenden Frühling her sein, seit Liverpool den letzten Meistertitel errungen hat. Endet mit der runden Zahl die Durststrecke? Die Chancen sind intakt, wie die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp in der letzten Saison bewiesen hat. 97 Punkte holten die Reds in der Meisterschaft, dazu gewannen sie die Champions League. Nur weil Manchester City in der Liga noch bestechender auftrat, reichte es nicht ganz zum Meistertitel.
Weil Jürgen Klopp nach den Königstransfers von Virgil van Dijk Ende 2017 und Alisson im Sommer 2018 kaum mehr Optimierungsbedarf sah auf den Schlüsselpositionen, nimmt Liverpool in der finanzstärksten Liga der Welt in praktisch unveränderter Formation den nächsten Anlauf. Als Favorit sieht der Deutsche seine Farben gleichwohl nicht. «Manchester City hat die Liga zwei Mal gewonnen. Für uns war es das erste Jahr auf diesem Level. Jetzt müssen wir uns wieder da oben beweisen.»
Auch Manchester City veränderte seine Mannschaft nur punktuell, namentlich mit dem für 70 Millionen Euro von Atlético Madrid verpflichteten Mittelfeldmann Rodrigo, auch Rodri genannt. Die Mannschaft von Pep Guardiola, die sieben der letzten acht heimischen Trophäen einheimste und sich am letzten Sonntag im englischen Supercup gegen Liverpool im Penaltyschiessen durchsetzte, könnte auch den möglichen Abgang von Leroy Sané gut verkraften.
Bei Liverpool dürfte die Rolle von Xherdan Shaqiri die gleiche sein wie in der Vorsaison, auch wenn der Schweizer Internationale durch die Aussortierung von Daniel Sturridge einen Konkurrenten weniger hat. Zupass könnte Shaqiri zu Beginn der Saison kommen, dass unter anderen die Stürmer Mohamed Salah, Sadio Mané und Roberto Firmino den Afrika-Cup respektive die Copa America (Firmino) in den Beinen haben. Den Eindrücken der Vorbereitung zufolge liegt Divock Origi in der Hierarchie der Joker indes vor Shaqiri.
Kniffe und Rekorde bei den Verfolgern
Ähnlich zurückhaltend wie das Top-Duo, wenn auch unfreiwillig, agierte auf dem Transfermarkt Chelsea, die letztjährige Nummer 3. Die Londoner, die neu von der Klub-Ikone Frank Lampard trainiert werden, verbüssen wegen unerlaubter Geschäfte mit Minderjährigen eine Transfersperre. Um den Abgang von Eden Hazard abzufedern, verpflichteten sie vor einem halben Jahr Christian Pulisic, der nun von Borussia Dortmund zum Team stiess und in der Vorbereitung gute Ansätze erkennen liess. Ausserdem konnten sie Mateo Kovacic nach einer Leihe von Real Madrid fest an sich binden.
Ansonsten musste sich Chelsea bei der Team-Zusammenstellung aus dem (immensen) Pool an ausgeliehenen Spielern und Talenten in seinen Reihen bedienen. Die Stürmer Gonzalo Higuain, Michy Batshuayi sowie Aston Villas Aufstiegsgarant Tammy Abraham sind solche Rückkehrer, der von Bayern München umworben gewesene Callum Hudson-Odoi einer der jungen Hoffnungsträger.
Während Tottenham Lyons Tanguy Ndombélé für die klubinterne Rekordsumme von 60 Millionen Euro verpflichtete, griff auch Arsenal so tief wie noch nie in die Tasche, um eines seiner Mankos der letzten Saison zu beheben. Für Nicoals Pépé, den in der letzten Saison herausragenden Flügelspieler vom Ligue-1-Zweiten Lille, überwiesen die Gunners 80 Millionen Euro nach Frankreich. Granit Xhaka ist in der internen Hierarchie inzwischen ganz oben angekommen. Der Schweizer Regisseur könnte von Trainer Unai Emery demnächst zum fixen Captain ernannt werden. Stephan Lichtsteiner gehört dagegen nicht mehr zum Kader. Der Vertrag des 105-fachen Internationalen wurde nach durchzogener Saison nicht verlängert.
Manchester United, das am Sonntag gegen Chelsea in die Liga startet, agierte auf dem Markt am aktivsten und stellte mit dem Kauf von Harry Maguire von Leicester für 87 Millionen Euro einen Transferrekord für Verteidiger auf. Für den jungen Aussenverteidiger Aaron Wan-Bissaka füllte der enttäuschende Sechste der letzten Saison die Kasse von Crystal Palace mit mehr als 50 Millionen Euro.
Klose und Drmic beim Aufsteiger
Eine spannende Saison steht Timm Klose und Josip Drmic mit Aufsteiger Norwich bevor. Die vom deutschen Trainer Daniel Farke in zwei Jahren neu formierte und mit diversen deutschsprachigen Elementen versehene Mannschaft zählt mit Mitaufsteiger Sheffield United und Burnley zu den meistgenannten Abstiegskandidaten – wobei die Aufsteiger in der Premier League selten eine schlechte Figur machen. Ob sich Klose seinen Stammplatz zurückerobern kann und Josip Drmic nach ansprechender Vorbereitung in der Premier League Fuss fasst, sind zwei der Fragen aus Schweizer Optik vor Norwichs Auftakt am Freitag gegen Liverpool.
Für Fabian Schär geht es in seiner zweiten Spielzeit mit Newcastle darum, mit dem neuen Trainer Steve Bruce den Mittelfeldplatz zu bestätigen und weiter zum Stammpersonal zu gehören. Bei Leicester geht Ersatzgoalie Eldin Jakupovic in sein letztes Vertragsjahr.