Alarmglocken läuten Löw stimmt Kroos' Kritik an Mitspielern zu: «Er hat Recht»

Nach der 0:1-Pleite im Testspiel gegen Brasilien kritisiert Deutschland-Star Toni Kroos seine Teamkollegen scharf. Bundestrainer Jogi Löw gibt seinem Spielmacher Recht.

22 Spiele war die deutsche Nationalmannschaft ungeschlagen, die letzte Niederlage gab es im EM-Halbfinal 2016 gegen Frankreich. Nach dem 0:1 im Test gegen Brasilien, zweieinhalb Monate vor WM-Start, läutet Toni Kroos im «ZDF»-Interview wie aus dem nichts die Alarmglocken. «Mannschaftlich überwiegt heute klar das Negative. Wir haben gesehen, dass wir doch nicht so gut sind, wie uns immer eingeredet wird. Das war von vielen heute deutlich zu wenig», schimpfte der Spielmacher (Bluewin berichtete).

Und weiter: «Besonders die mit Ball (Offensivspieler, d. Red) haben mir gar nicht gefallen. Wir haben vorne kaum einen Ball halten können. Und das, obwohl wir heute ein paar Spieler auf dem Platz hatten, die die Möglichkeit hatten, sich auf diesem Niveau zu zeigen. Das haben sie nicht getan. Vielleicht ist es ganz gut, zu sehen, dass noch eine Menge Luft nach oben ist. Heisst jetzt nicht, dass wir nicht zur WM fahren brauchen, aber da fehlt schon noch ein Stück.»

Löw stimmt Kroos zu

Jogi Löw reagiert in der «Bild» auf die überraschende Kritik. «Toni Kroos hat sicherlich recht, wenn man das Brasilien-Spiel als Massstab nimmt», lässt sich der Bundestrainer zitieren. «Wir im Trainerstab schauen aber ein bisschen von oben drauf und können auch andere Dinge bewerten. Bei der WM werden wir dann sehen, ob manche Spieler das anders zeigen.»

Auch Kroos' Mitspieler können den Unmut ihres Kollegen gut verstehen und denken nicht daran, zum Gegenschlag auszuholen. «Toni hat recht, jetzt die Alarmglocke angehen zu lassen», gibt etwa Julian Draxler zu.

Leon Goretzka, der sich durchaus von Kroos' Kritik angesprochen fühlen dürfte, meinte schon nach dem Spiel: «Ich glaube, dass er in der Position ist, diese Kritik zu äussern. Deshalb werden wir das alle annehmen.» Ilkay Gündogan bestätigt: «Wir müssen selbstkritisch sein und klar und deutlich ansprechen, was wir besser machen müssen».

Kroos selbst erklärte nach seiner Schelte im TV gegenüber «Sport Bild» nochmals: «Es ist definitiv nicht so, dass wir der absolute Favorit in Russland sind. Das war vorher Quatsch, das ist jetzt Quatsch – und das sehen jetzt vielleicht ein paar mehr so.»

Zumindest in der Gruppe F bleibt Deutschland der klare Favorit auf den Gruppensieg. Gegen Mexiko, Schweden und Südkorea ist das Weiterkommen für den Titelverteidiger Pflicht. Ein Duell mit der Schweiz ist übrigens bereits im Achtelfinal möglich.