Mönchengladbach Mit der Schweizer Achse zur deutschen Meisterschaft

Von Tobias Benz

4.12.2019

Stellen mit Gladbach die Bundesliga auf den Kopf: Yann Sommer (l.), Nico Elvedi, Denis Zakaria und Breel Embolo.
Stellen mit Gladbach die Bundesliga auf den Kopf: Yann Sommer (l.), Nico Elvedi, Denis Zakaria und Breel Embolo.
Bild: Getty

Yann Sommer, Nico Elvedi, Denis Zakaria und Breel Embolo verzücken Publikum und Presse in Deutschland gleichermassen und zeigen unseren Nachbarn, wie Fussball heute gespielt wird. Nur eine Frage der Zeit also, bis wir auch auf internationaler Ebene vorbeiziehen.

Bis anhin gab es nicht viele Gründe, ein Gladbach-Fan zu sein. Den letzten Titel feierte die Mannschaft aus dem Ruhrpott 1995 mit dem Gewinn des DFB-Pokals. Die letzte Meisterschaft (1977) liegt sogar schon 42 Jahre zurück und seit Hans-Jörg Criens fehlte auch meistens eine richtige Identifikationsfigur (abgesehen von Granit Xhaka natürlich).

Trotzdem blickt momentan die ganze Bundesliga mit grosser Bewunderung nach Mönchengladbach – eine Stadt, die so fussballverrückt ist, dass man bei Google ausdrücklich den Begriff «Stadt» hinzufügen muss, um nicht unter einer sportlich gefärbten News-Lawine begraben zu werden.

Borussia Mönchengladbach ist die Überraschungsmannschaft der Bundesliga und aktuell mit 28 Punkten aus 13 Spielen Spitzenreiter. Zu verdanken haben das die «Fohlen» v̶̶o̶̶r̶̶ ̶̶a̶̶l̶̶l̶̶e̶̶m̶ ausschliesslich ihrer Schweizer Achse um Yann Sommer, Nico Elvedi, Denis Zakaria und Breel Embolo.

Die Meister-Achse

Die Schweizer Nati-Stars bilden das Rückgrat der aufstrebenden Mannschaft. Sommer im Tor, Elvedi in der Abwehr und Zakaria als Denker und Lenker im Mittelfeld sind alles gesetzte Stammkräfte bei der Borussia. Und auch auf Breel Embolo verzichtet Trainer Marco Rose nur noch ungern.



Wer den Jungs in diesem Herbst beim Kicken zuguckt, der versteht den Hype. Das Tor zum 3:1 am Wochenende ist symptomatisch. Mit einem herrlichen Flachpass nimmt Elvedi gleich fünf (!) Freiburger auf einmal aus dem Spiel und setzt dazu noch Zakaria in Szene. Dieser erwidert das Kompliment mit einem Zuckerpass auf Embolo. Die Art und Weise, wie er das Leder dabei lässig auf Kniehöhe durch die letzte Abwehrreihe streichelt, raubt sogar Lionel Messi den Atem. «Un-fass-bar», staunt der Argentinier, als er im spanischen Fernsehen das Top-Spiel der Bundesliga beurteilt.

Okay, das war gelogen. Er hat das nicht gesagt. Aber vermutlich nur, weil ihn noch niemand auf die Szene angesprochen hat. Der Pass des Jahres vielleicht, der übrigens von Embolo nicht einfach so verwertet wird – der Nati-Stürmer beweist Übersicht und schiebt die Kugel elegant am Torwart vorbei auf den freistehenden Herrmann, der nur noch einschieben muss. Aber auch wenn von einem Deutschen verwertet: ein Tor der Marke Schweiz.



Es ist nicht das erste Mal, dass die helvetische Garde den Borussia-Park in Ekstase versetzt. Längst wird auf den Rängen deutlich hörbar vom Meistertitel geträumt und sich gegenseitig erzählt, wie viele neue Erdenbürger es bereits gäbe, die keinen anderen Spitzenreiter als die Borussia kennen würden. Und es besteht kein Zweifel: Wenn Gladbach über die Winterpause an der aktuellen Form (und an den «Fantastischen Vier») festhalten kann, ist alles möglich.

Europa aufgepasst?

Die vier Schweizer harmonieren auf dem Platz so gut, Vladimir Petkovic würde für verrückt erklärt werden müssen, liesse er das Quartett an der EM im Sommer nicht genauso für die Nationalmannschaft auflaufen. Europa aufgepasst? Trotz schwieriger Gruppe ist auch an der EURO 2020 mit der Schweiz zu rechnen – nicht zuletzt dank der Borussen-Achse.

So – und wer nach diesem überschwänglichen Artikel die tägliche Dosis an Endorphinen immer noch nicht erreicht hat, dem sei zusätzlich gesagt, dass drei der vier Gladbach-Recken noch keine 24 Jahre alt sind.

Was sind noch einmal die Wettquoten für die WM 2022?

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