Vor 10 Jahren Zwei Minuten nach der Einwechslung klingelt's: Moreno Costanzo war der Schnellste

SDA

11.8.2020 - 05:34

Erstes Spiel, erste Ballberührung, erstes Tor: Moreno Costanzos Traumdebüt im Nationalteam am 11. August 2010 in Klagenfurt
Erstes Spiel, erste Ballberührung, erstes Tor: Moreno Costanzos Traumdebüt im Nationalteam am 11. August 2010 in Klagenfurt
Source: KEYSTONE/ENNIO LEANZA

Erstes Länderspiel, erste Ballberührung, erstes Tor: Moreno Costanzo schaffte am 11. August 2010 als 22-Jähriger, was in einem Fussball-Länderspiel der Schweiz sonst keinem gelang.

Die Schweiz spielte in Klagenfurt gegen Österreich – ein Testspiel. Der Trainer damals hiess Ottmar Hitzfeld, und die Schweiz tat sich in Test-Länderspielen schwer. Aus den ersten acht unter Hitzfeld resultierten bloss zwei Siege.

Auch in Österreich sah es nicht gut aus. 20 Minuten vor Schluss stand es immer noch 0:0, als Hitzfeld den Spielmacher auswechselte. Routinier Hakan Yakin musste raus, Moreno Costanzo kam rein. Der Debütant brauchte keine zwei Minuten, um die Partie mit der allerersten Ballberührung zu entscheiden. Costanzo spekulierte nach einem Abwehrfehler richtig und lenkte mit dem rechten Fuss den Ball vorbei am österreichischen Goalie ins Netz ab. Es blieb beim 1:0.

Derart schnell und effizient fügte sich noch keiner in die Nationalmannschaft ein. Andere waren auch schnell: Bei Valentin Stocker dauerte es 2008 acht Minuten, Hakan Yakin (1999) und Eren Derdiyok (2008) trafen als Debütanten jeweils nach zwölf Minuten. Erst im letzten Jahr gelang Cedric Itten, seit dieser Woche ein Glasgow Ranger, nach sechs Minuten in St. Gallen gegen Georgien das zweitschnellste Länderspieltor eines Debütanten.

Im allerletzten Moment nachnominiert

Nicht nur Costanzos Länderspiel-Debüt verlief märchenhaft. Schon wie er zum Team stiess, war eine Geschichte für sich. Costanzo setzte sich am Montagmorgen ins Auto und fuhr in Richtung Winterthur. Die U21 spielte dort gegen Griechenland. In Winterthur kam Costanzo nie an. Auf der Fahrt wurde er an den Flughafen Kloten beordert. Er soll mit der Nati nach Österreich fliegen. Costanzo wurde im allerletzten Moment für Xavier Margairaz nachnominiert, der seinerseits eigentlich für Blerim Dzemaili hätte nachrücken sollen.

In Klagenfurt konnte Costanzo auch am Tag nach dem Spiel sein Debüt für das Geschichtsbuch noch nicht richtig einordnen. «Vielleicht realisiere ich später, was jetzt in diesen Tagen passiert ist», sagte der Nati-Neuling. Für Costanzo ging es damals Schlag auf Schlag weiter – mit den Young Boys in der Meisterschaft und der Champions-League-Qualifikation.

«Für den ganz grossen Durchbruch hat mir wohl etwas gefehlt»

Costanzo wechselte kurz vorher aus der Ostschweiz nach Bern, wo er mit YB Meister werden und sich für eine grosse Liga Europas empfehlen wollte. Alles kam anders. Nach fünf Jahren bei den Young Boys hiessen die weiteren Stationen Aarau, Vaduz, Thun und St. Gallen. Bei St. Gallen erhielt Costanzo in diesen Tagen keinen neuen Vertrag mehr; er wird die Karriere beenden.

Costanzos Karriere entwickelte sich nicht so, «wie ich mir das vor zehn Jahren, als ich an nichts anderes als Fussball dachte, vorgestellt hatte». Bei den Young Boys wurde ihm die Nummer 10 angeboten, und er nahm sie. Das Nationalteam rief, und mit der ersten Ballberührung gelang ihm das einzige Tor. Bei YB verlor Costanzo aber kurz nach der Vertragsverlängerung bis 2017 den Stammplatz, und für die Nationalmannschaft stand er bloss in sieben Partien und nie eine halbe Stunde lang auf dem Platz. Costanzo: «Für den ganz grossen Durchbruch hat mir wohl etwas gefehlt.»

Im internationalen Vergleich kann sich Costanzos Länderspiel-Debüt vom 11. August 2010 sehen lassen. An den Deutschen Uwe Rahn kam der Ostschweizer aber nicht heran. Rahn benötigte am 17. Oktober 1984 im WM-Qualifikationsspiel Deutschland – Schweden (2:0), dem ersten Pflichtspiel unter Teamchef Franz Beckenbauer, nach der Einwechslung für Felix Magath nur 19 Sekunden und auch nur eine Ballberührung zum schnellsten Joker-Tor eines Debütanten.

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