Der letztjährige Champions-League-Finalist Tottenham steht nach einer 0:1-Hinspielpleite im Achtelfinal zu Hause gegen Leipzig vor dem Aus. Spurs-Trainer José Mourinho redet nach dem Spiel Tacheles.
Am Ende muss Tottenham von Glück sprechen, dass das Hinspiel gegen Leipzig nur mit 0:1 verloren geht und die Deutschen kein zweites Auswärtstor erzielen konnten. Die Chancen dafür waren da. Tottenham dagegen kam nur zu wenigen Tormöglichkeiten. Erst in der Schlussphase gelang es den Spurs, mehr Druck auf das Leipzig-Tor auszuüben.
Harry Kane und Heung-min Son wurden schmerzlich vermisst. José Mourinho macht nach dem Spiel auch keinen Hehl daraus, dass sein Team in der Offensive schlicht zu wenig gut aufgestellt war. Als ein Reporter den Portugiesen fragt, ob man erst in den letzten 20 Minuten «die echten Spurs» gesehen habe, reagiert Mourinho ziemlich angefressen und spricht vier Minuten lang Klartext:
«Komm schon, was meinst du mit den echten Spurs? Lass uns fair sein mit den Jungs, sie haben alles gegeben. (Erik) Lamela zum Beispiel, weisst du, wie viele Trainings er mit dem Team gemacht hat? Null! Direkt von der Verletzung auf den Platz in einem Champions-League-Spiel. Das ist unser Team. Auf der einen Seite ist es eine fantastische Gruppe, die alles versucht. Auf der anderen Seite sieht man auch, wie es zurzeit um uns steht», erklärt der «Special One».
Mourinho blickt mit einem Hauch von Neid auf den Gegner: «Sie spielen mit (Patrik) Schick, mit (Timo) Werner, mit (Christopher) Nkuku. Nkunku ist müde? Dann kommt (Emil) Forsberg. Schick ist müde? Dann kommt (Yussuf) Poulsen. Und unsere Situation – es ist, wie wenn du in den Krieg ziehst mit einer Pistole ohne Patronen.»
«Wir sind wirklich in Schwierigkeiten»
Mit diesem Mangel an Alternativen sei schlicht nicht mehr möglich gewesen, meint Mourinho, der nach der Heimniederlage offenbar nicht mehr so richtig an eine Wende glauben mag: «Ein 1:0 ist eigentlich ein offenes Resultat, das wir noch drehen könnten. Was mir aber Sorgen bereitet: Es stehen so viele Spiele an und wir haben nur diese Spieler zur Verfügung. In drei Tagen (Anm. d. Red.: Samstag auswärts gegen Chelsea) spielen wir bereits wieder. Lucas (Moura) ist womöglich absolut tot, genauso wie (Steven) Bergwijn und (Giovanni) Lo Celso.»
Mourinho wiederholt sich: «Auf der einen Seite bin ich stolz auf mein Team, das es heute fantastisch gemacht hat. Auf der anderen Seite ... Das ist unsere Situation. Wir sind wirklich in Schwierigkeiten. Denn wir haben auch noch Spiele in der Premier League und im FA Cup auf dem Programm.»
Der Tottenham-Trainer hadert auch mit den Liga-Verantwortlichen, die das Londoner Derby gegen Chelsea auf Samstagmittag angesetzt haben. «Die Chelsea-Spieler haben heute Abend Mineralwasser mit Zitrone getrunken und sich das Spiel am TV angeschaut. Besten Dank für die Entscheidung, dass wir am Samstagmorgen bereits wieder da sind.»